Polizeipräsidium Frankfurt am Main
POL-F: Polizeiliche Kriminalstatistik 1999, Pressepapier Teil 2, Polizeipräsidium Frankfurt am Main
Frankfurt (ots)
3. Gewaltkriminalität
3.1 Allgemein
Unter dem Begriff der Gewaltkriminalität werden die Delikte Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, Vergewaltigung, Raub, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche und schwere Körperverletzung, erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme und Angriffe auf den Luftverkehr zusammengefaßt. Die Summe dieser Delikte, deren Anteil an der Gesamtkriminalität lediglich 3,1 % beträgt, hat sich 1999 um 203 (+ 5,5 %) auf 3.883 Straftaten erhöht. Die Aufklärungsquote sank in diesem Deliktsfeld von 57,4 % auf 55,3 %.
Der Kriminalitätsbereich wird, wie in den Vorjahren, qualitativ und quantitativ ganz wesentlich durch die Deliktsfelder des Raubes mit 2.044 Fällen sowie der gefährlichen und schweren Körperverletzung mit 1.665 Fällen geprägt.
3.2 Straftaten gegen das Leben
Gegenüber 1998 nahmen diese Straftaten im vergangenen Jahr um 10 auf 51 (+ 24,4 %) zu. Bei zwei Dritteln der Fälle handelt es sich um Versuche. Der Anstieg betraf vor allem Mordfälle, die um neun auf 16 Fälle anwuchsen. Die Fallzahlen bewegen sich im Berichtsjahr durchaus im Rahmen der üblichen Schwankungen und sind nicht als Grundlage für eine Entwicklungstendenz zu werten.
«Klassische Tätermotive», die ihre Ursache im familiären Bereich hatten oder sich aus einem Bekanntschaftsverhältnis entwickelten, standen auch 1999 im Vordergrund. Der Anteil der bekanntgewordenen Tötungsdelikte mit kriminellem Hintergrund (z. B. Rauschgift) oder mit Milieubezug blieb mit 9,8 % gegenüber dem Vorjahr unverändert.
Die traditionell hohe Aufklärungsquote liegt mit 92,2 % leicht über der 1998er Zahl (90,2 %).
3.3 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stieg laut Polizeilicher Kriminalstatistik um 3,4 % von 715 Fälle 1998 auf 739 Fälle 1999 an. Allerdings sind diese Werte allein nicht sonderlich aussagekräftig, denn gerade in diesem Deliktsbereich muß von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden. Nach wie vor werden viele Straftaten aus Scham nicht angezeigt oder weil sich Opfer den Belastungen einer Gerichtsverhandlung nicht aussetzen möchten. Auch in diesem Segment der Gewaltdelikte ist die Aufklärungsquote mit 62,8 % (+ 9,4 Prozentpunkte) überdurchschnittlich hoch.
Wesentliche quantitative Veränderungen erfuhren Vergewaltigungsdelikte von 127 auf 152 Fälle (+ 19,7 %), hierbei alleine 10 Fälle der Vergewaltigung in der Ehe, sexueller Mißbrauch von Kindern von 137 auf 153 Fälle (+ 11,7 %) und exhibitionistische Handlungen von 188 auf 166 Fälle (- 11,7 %).
Bei 26 Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung waren die Opfer Drogenabhängige, die auf dem Straßenstrich der Prostitution nachgingen.
3.4 Raubkriminalität
Die erfaßten Raubdelikte stiegen um 153 Fälle (+ 8,1 %) auf 2.044 Delikte an. Ausschlaggebend ist dafür insbesondere die statistische Zunahme der Raubüberfälle auf Geldinstitute und Poststellen um 17 (+ 65,4 %) auf 43 Fälle sowie des Straßenraubes um 131 (+ 10,6 %) auf 1.370 Fälle.
Das Straftatenaufkommen des Straßenraubes liegt auf dem Niveau von 1990 (1.386 Fälle) und ist bei einem Zeitreihenvergleich der vergangenen neun Jahre aus polizeilicher Sicht eher positiv zu bewerten.
Im gesamten Bereich des Raubes konnte mit 36,3 % die Aufklärungsquote von 1998 (37,0 %) jedoch annähernd erreicht werden.
Einschlägige Erfahrungen des Fachkommissariates belegen, daß Straßenräuber nach wie vor in hohem Maße gewaltbereit sind.
Hierfür können die folgenden Indikatoren herangezogen werden:
· In 35 % der Fälle, das heißt in jedem 3. Straßenraub, der sich 1999 im Frankfurter Stadtgebiet ereignete, waren die Täter bewaffnet.
· In 464 Fällen wurden die Opfer verletzt; 47 von ihnen so schwer, daß sie sich im Krankenhaus stationär behandeln lassen mußten. 3.5 Erpressung
Die Zahl der bekanntgewordenen Erpressungen verringerte sich 1999 gegenüber dem Vorjahr um 14 auf 83 Fälle, wobei die Aufklärungsquote 75 % erreichte. Erwähnenswert sind hierbei insbesondere die Ermittlungsverfahren wegen sogenannter Produkterpressungen. Sie werden statistisch zwar jeweils nur als ein einzelnes Delikt registriert, von dem Ermittlungsaufwand und dem notwendigen Personaleinsatz hingegen wird eine Behörde wie das Polizeipräsidium Frankfurt am Main jedoch auf das Äußerste gefordert.
3.6 Körperverletzungsdelikte
Mit 4.212 Fällen erfuhr der gesamte Deliktsbereich, bei dem die Beziehungsdelikte eine dominierende Rolle innehaben, gegenüber dem Jahr 1998 ein Plus von 176 Straftaten (= 4,4 %) . Innerhalb dieses Kriminalitätsfeldes haben sich die Fallzahlen der gefährlichen und schweren Körperverletzung (+ 44 = 2,7 %) ebenfalls erhöht. Die Aufklärungsquote der Körperverletzungsdelikte ist jedoch - selbst bei einem Minus von 3 Prozentpunkten - mit 81,3 % unverändert hoch.
4. Diebstahlskriminalität
Nach wie vor nehmen die Diebstahlsdelikte mit 52,4 % den größten Anteil an der registrierten Gesamtkriminalität ein und bestimmen maßgeblich die statistische Kriminalitätsentwicklung. Im Dienstbezirk wurden im Jahre 1999 insgesamt 65.521 (1998 = 67.222) Diebstahlsdelikte erfaßt. Dies entspricht einer Abnahme von 1.701 Fällen (-2,5 %). Die Aufklärungsquote blieb mit 19,3 % (1998 = 19,4 %) in etwa gleich. Den größten Anteil an der Diebstahlskriminalität hat mit 20,4 % weiterhin der Diebstahl aus Kraftfahrzeugen, ihm folgt der Ladendiebstahl mit einem Anteil von 13,0 %.
Die auffälligste Veränderung zeigt sich im Deliktsfeld Diebstahl aus Kraftfahrzeugen mit einem erneuten Rückgang um 2.862 Taten auf 13.385 Delikte (- 17,6 %). Beim Fahrraddiebstahl ist ein Minus von 664 Fällen auf 3.906 (- 14,5 %), beim Ladendiebstahl eine Reduzierung von 307 Fällen auf 8.505 (- 3,5 %) zu verzeichnen. Die Summe der Diebstähle aus Gaststätten und Hotels nahm um 240 Fälle (- 10,8 %) auf 1.988 ab.
Andererseits nahmen die Diebstähle in/aus Büroräumen um 304 auf 3.019 Fälle, bedingt durch eine Diebstahlsserie aus Bürokomplexen, zu. Die Diebstähle von Kraftwagen erhöhten sich leicht um 53 auf 1.937 Fälle. Negativ zu Buche schlägt ebenfalls der gestiegene Wohnungseinbruch. Er verzeichnet einen Zuwachs um 632 auf 4.885 Fälle, das entspricht einem Plus von 14,9 %. Dennoch liegt hier das Straftatenaufkommen bei einem Zeitreihenvergleich der letzten 10 Jahre immer noch unter dem statistischen Mittelwert von 5.034 Delikten.
ots-Originaltext: Pressestelle Polizei Frankfurt
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