Polizeipräsidium Frankfurt am Main
POL-F: 080612 - 0703 Frankfurt-Innenstadt: Autokorsos bergen hohes Unfallrisiko. Lärm belästigt Stadtbewohner
Frankfurt (ots)
Die Begeisterung der türkischen Fußballfans kannte gestern Abend kaum Grenzen. Der Sieg ihrer Mannschaft über die der Schweiz zeigte sich auch in der Form, dass sich im gesamten Stadtgebiet etwa ab 23:15 Uhr, nach dem Besuch des Public Viewing-Bereichs am Rossmarkt (Innenstadt), einzelne Autokorsos bildeten.
Die Fahrzeuginsassen schwenkten ihre Fahnen und lehnten sich teilweise aus den geöffneten Fahrzeugfenstern und Schiebedächern. Das permanente Hupkonzert der Pkw-Fahrer ging teilweise bis in die frühen Morgenstunden des heutigen Tages. Die Begeisterung wurde noch dadurch verstärkt, dass man nicht nur den Sieg durch lautes Rufen allen Bewohnern mitteilen wollte, sondern auch noch mitgeführte Pressluftfanfaren betätigte. Hier sieht die Polizei, bei aller Toleranz, eine deutliche Grenze des Zumutbaren für die Bevölkerung und die anderen Verkehrsteilnehmer. Deshalb appelliert der Leiter der Verkehrsdirektion Polizeioberrat Dieter Herberg an diesen Personenkreis, grundsätzlich von den Autokorsos Abstand zu nehmen und die Toleranz der betroffenen Frankfurter Bürger nicht übermäßig bis zum Ende der Europameisterschaft zu strapazieren. Das ganze Verhalten stellt nicht nur eine Beeinträchtigung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dar, sondern birgt auch eine Vielzahl von sonstigen möglichen Gefahren und Rechtsverstößen. Einige davon seien hier nur beispielhaft aufgezählt:
- verbotenes Hupen und Rotlichtfahrt nach der StVO - übergebührliche Sondernutzung der öffentlichen Straßen nach dem Hessischen Straßengesetz - Trunkenheitsfahrten (ab 0,5 Promille) - Nötigung anderer Verkehrsteilnehmer - Straßenverkehrsgefährdung nach dem Strafgesetzbuch - Verbale und körperliche Auseinandersetzungen mit Unbeteiligten - Schutz der Anwohner vor unnötigem nächtlichem Lärm etc.
Daher bittet die Polizei eindringlich - bei aller Begeisterung für den Fußball - keine Autokorsos durchzuführen. Ansonsten könnten Einsatzkräfte notwendige polizeiliche Maßnahmen für geboten erachten. Als mögliche Konsequenz könnte im Extremfall das Weiterfahren mit allen rechtlichen Konsequenzen unterbunden werden, um den allgemeinen Verkehr aufrecht erhalten zu können und um Anwohner vor weiterer Lärmbelästigung zu schützen.
Insbesondere werden die Medien gebeten, auf diese Gesamtproblematik hinzuweisen und ihre gelegentlichen Aufrufe zu solch ordnungswidrigem Verhalten zu überdenken. In diesem Zusammenhang sei auf einen tödlichen Verkehrsunfall zurzeit der Fußballweltmeisterschaft 2006 auf der Mainzer Landstraße in Frankfurt hingewiesen, der sich u.a. durch das leichtfertige Verhalten der Fahrzeuginsassen und durch den angetrunkenen Fahrer ereignete.
(Jürgen Linker/ 069-755 82100)
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