POL-LG: Pressegespräch der EG Göhrde über den aktuellen Sachstand der Ermittlungen sowie einer Kurzvorstellung des Sachgebietes Cold Case
Lüneburg (ots)
Sachstand EG Göhrde
Der Einladung der Ermittlungsgruppe (EG) Göhrde zu einem Pressegespräch folgten am 7. Mai zahlreiche Medienvertreterinnen und Medienvertreter. Der Leiter der Ermittlungsgruppe Göhrde, Jürgen Schubbert, konnte dabei den aktuellen Sachstand präsentieren.
Die EG Göhrde, die zum 1. April 2019 auf acht Mitarbeitende aufgestockt wurde, bearbeitet zwei Doppelmorde aus dem Sommer 1989 sowie den Mord an der 1989 spurlos verschwundenen und im Herbst 2017 tot aufgefundenen Birgit Meier.
Im April 2018 hat die EG Göhrde unter Mitwirkung zahlreicher und zum Teil externer Spezialisten auf dem ehemaligen Grundstück und im ehemaligen Haus der Kurt-Werner Wichmann nach Spuren und Gegenständen im Zusammenhang mit möglichen weiteren Taten und eines möglichen Mittäters gesucht. Wichmann gilt als Verantwortlicher für den Mord an Birgit Meier und den zwei Doppelmorden in der Göhrde. Von den rund 400 sichergestellten Gegenständen sind 217 Gegenstände und Spuren nach erster Prüfung als kriminaltechnisch untersuchungsrelevant eingestuft und dem Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen in Hannover zur Untersuchung zugesandt worden.
"Erste Gutachten aus dem LKA liegen vor. Bisher hat sich aus diesen Rückmeldungen kein entscheidender Hinweis ergeben. Dennoch helfen die Antworten aus dem LKA um die Ermittlungen zielgerichtet und konzentriert weiterzuführen.", so der Leiter der Ermittlungsgruppe, Jürgen Schubbert.
Im Juni 2018 erfolgte über die Clearing-Stelle der EG Göhrde die polizeiinterne Verbreitung des Skriptes, in dem die aus den hiesigen Ermittlungen bekannten Informationen zusammengefasst wurden. Alle Dienststellen waren so in der Lage, Straftaten im eigenen Zuständigkeitsbereich auf Zusammenhänge mit hiesigen Taten zu überprüfen. Bis zum 7. Mai 2019 haben Dienststellen aus dem gesamten Bundesgebiet 236 ungeklärte Tötungsdelikte und Vergewaltigungen mitgeteilt. Entscheidend ist, dass in diesen Fällen eine niedrigschwellige Kontaktaufnahme gewünscht war und weiterhin ist. Ziel ist es, die Überprüfung potentieller Fälle für die betreffende Polizeidienststelle zu begleiten. Mit Verweis auf das laufende Verfahren ist eine Eingrenzung dieser Fälle zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sinnvoll.
Mit Fortschritt der Ermittlungen und der kriminaltechnischen Untersuchungen hat das Ermittlerteam erneut alle Polizeidienststellen informiert. Neben den "Personagrammen", die seit Juli mit neuen Erkenntnissen fortgeschrieben wurden, gehören auch die Ergebnisse aktueller Spurenuntersuchungen und -auswertungen sowie eine Aufstellung der von Wichmann und seines möglichen Mittäters genutzten Fahrzeuge zu den übermittelten Daten.
"Ab sofort sind auf der Internetseite der Polizeidirektion Lüneburg zahlreiche Bilder von Asservaten eingestellt und können öffentlich eingesehen und abgeglichen werden", hofft Polizeisprecher Mathias Fossenberger auf weitere Hinweise. Diese Gegenstände sind über den Link: https://www.pd-lg.polizei-nds.de/startseite/ abrufbar.
Im Oktober 2018 wird der Polizei Lüneburg bekannt, dass auf einem Lüneburger Dachboden ein Koffer aufgefunden wurde, der im Zusammenhang mit den sogenannten Göhrdemorden stehen könnte. In diesem Koffer befanden sich u. a. zwei Schusswaffen sowie ein persönliches Dokument. Überprüfungen durch das LKA in Hannover ergaben, dass es sich bei der einen Schusswaffe um einen Revolver mit vermutlich abgesägtem Lauf handelt, der aufgrund der durchgeführten Veränderung schussfähig für Kleinkalibermunition ist. In diesem Zusammenhang finden weitere Abgleiche beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden statt.
Einrichtung Sachgebiet Cold Case
Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Lüneburg ist formal zum 15. April 2019 ein Sachgebiet Cold Case in Form eines Modellversuches eingerichtet worden. Die EG Göhrde wird dabei im Sachgebiet Cold Case aufgehen.
Das Sachgebiet Cold Case entspricht dem niedersächsischen Konzept zur einheitlichen Erfassung und strukturierter Bearbeitung und prüft in eigener Zuständigkeit ungeklärte Tötungsdelikte sowie Vermisstensachen in Abstimmung mit der örtlich zuständigen Polizeiinspektion sowie der jeweiligen Staatsanwaltschaft.
"Aktuell erfolgen Detailabsprachen mit allen Inspektionen im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Lüneburg. Nach einer Priorisierung übernimmt das Sachgebiet Cold Case dann die jeweils am höchsten priorisierten Fälle und führt die erforderlichen Ermittlungen", erläutert Polizeipräsident Thomas Ring das weitere Vorgehen. "Wir wollen die Ermittlungen auf diese Fälle konzentrieren. Wir hoffen durch die Anwendung neuer kriminalistischer Methoden bei der Spurenbearbeitung sowie neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Analyse von Tatgeschehen bisher ungelöster Fälle aufzuklären. Tötungsdelikte sind immer extrem belastend für die Hinterbliebenen dieser Taten. Durch unsere Arbeit wollen wir auch dazu beitragen, dass die Folgen dieser Verbrechen durch die Angehörigen besser verarbeitet werden können", betont Herr Ring.
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Telefon: 04131 / 8306-1050
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