POL-HI: Verkehrsunfallstatistik 2022 der Polizeiinspektion Hildesheim
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Hildesheim (ots)
HILDESHEIM-(kri)-
- Gesamtunfallzahlen weiter unter dem 10-Jahres-Durchschnitt
- leichter Anstieg der Unfälle mit schwerem Personenschaden
- Hauptunfallursache Geschwindigkeit geht eindeutig zurück
- Fahruntüchtigkeit auch als Unfallursache ein Hauptthema
- 8 % weniger Wildunfälle
- Verkehrsprävention für viele Altersstufen
Gesamtunfallzahlen weiter unter dem 10-Jahres-Durchschnitt
Gegenüber den pandemisch geprägten Vorjahren mit teilweise einer Homeoffice-Pflicht und Quarantäneauflagen sind wieder deutlich mehr Verkehrsteilnehmer im öffentlichen Straßenverkehrsraum zu beobachten - was fast zwangsläufig auch landesweit zu steigenden Unfallzahlen führt. "Die Gesamtunfallzahlen sind erfreulicherweise weiter unter dem 10-Jahres-Durchschnitt von 7689 Verkehrsunfällen seit dem Jahr 2013", so Polizeidirektor (PD) Cord Stünkel als Leiter Einsatz der Polizeiinspektion Hildesheim im Rahmen der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2022 für den gesamten Landkreis Hildesheim und der Bundesautobahn. "Und dass trotz einer leichten Steigerung von 3,8 % von 7044 im Vorjahr auf jetzt 7316 polizeilich registrierten Schadensfällen im Betrachtungsjahr 2022". Von diesen 7.316 Unfällen waren 4.946 innerhalb und 1.666 außerhalb geschlossener Ortschaften; 703 wurden auf den Bundesautobahnen A7 und A39 im hiesigen Zuständigkeitsbereich aufgenommen.
Leichter Anstieg der Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden (VUSP)
"Jeder Unfall im öffentlichen Verkehrsraum, der mit den typischen Gefahren im Straßenverkehr einhergeht, ist einer zu viel - und doch bleiben gerade die folgenschweren Schadensfälle teilweise leidvoll in Erinnerung", so PD Stünkel zu den VUSP, bei denen je Unfall mindestens eine Person verstarb oder schwerverletzt (über 24 in stationärer Aufnahme) wurde.
Die Gesamtzahl stieg real um 15 von 162 auf 177 VUSP. Die Unfälle mit tödlichem Ausgang blieben mit 12 gleich hoch, durch den tragischen Unfall in der Nähe von Hoheneggelsen mit zwei Unfalltoten verstarben jedoch leider insgesamt 13 Verkehrsbeteiligte. Cord Stünkel: "Gerade die detaillierte Analyse dieser zwölf leidvollen Unfälle ist uns für eine professionelle Verkehrssicherheitsarbeit wichtig - Gemeinsamkeiten liegen jedoch nur bedingt vor". Alle Unfälle sind über das ganze Jahr und den ganzen Tag verteilt. Neun Unfälle ereigneten sich außerhalb geschlossener Ortschaften (in einem Fall auf der Autobahn). Acht Verstorbene waren männlich und fünf weiblich, jeweils im Alter von 17 bis 86 Jahren. Sieben Personen waren Insassen in einem PKW (davon ein Beifahrer), je zwei führten ein Kraftrad bzw. ein Fahrrad und Zwei waren Fußgänger. Die Unfallursachen sind vielschichtig (u.a. nicht angepasste Geschwindigkeit, Vorfahrts- und Überholfehler, fehlerhaftes Überqueren der Fahrbahn als Fußgänger). Mit 165 folgenschweren Verkehrsunfällen, bei denen mindestens eine Person schwerverletzt wurde, zeigt die Jahresstatistik bei 150 Unfällen im Vorjahr einen leichten Anstieg.
Hauptunfallursache Geschwindigkeit geht eindeutig zurück
Blieben bei den vier Hauptunfallursachen die Vorfahrts- und Abbiegefehler bei einer Steigerung der Abstandsdefizite nahezu gleich, konnte bei der Überschreitung der zulässigen bzw. der nicht angepassten Geschwindigkeit ein eindeutiger Rückgang verzeichnet werden. "Die meisten Unfälle werden durch das Fehlverhalten von Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführern ausgelöst. Gerade die angesprochenen Hauptunfallursachen führen mit ihren besonderen Konstellationen verschärfend zu Personenschäden", so die Verkehrsexperten der Hildesheimer Polizei. Erfreulicherweise gingen die Unfälle, bei denen zu hohe Geschwindigkeiten als Unfallursache vorlagen, um über 34 % zurück. Wurden im Vorjahr von 438 solcher Schadensfälle registriert, waren es im Jahr 2022 nur noch 287. Drei dieser Unfälle endeten leider tödlich, bei 21 gab es Schwerverletzte. "Der Rückgang der Zahlen geben unseren Verkehrsüberwachungsmaßnahmen recht. Die Folgen sprechen aber weiter für intensive Geschwindigkeitsmessungen an Unfallhäufungsstellen und den Strecken dorthin", so der Leiter Einsatz. Im Jahr 2022 wurden 6.917 Geschwindigkeitsverstöße registriert, von denen 203 ein Fahrverbot nach sich ziehen. Einer der drastischsten Fälle war ein männlicher Audi-Fahrer im Mai in einer Baustelle auf der Autobahn bei erlaubten 60 Km/h mit vorwerfbaren 125 Km/h. Dafür sieht der Bußgeldkatalog 600 EUR und ein 2-monatiges Fahrverbot vor.
Risikogruppe "Junge Erwachsene" weiter auffällig
Über 33 % der Unfälle wegen eines Geschwindigkeitsverstoßes werden von sog. "Jungen Erwachsenen" in der Altersgruppe von 18-24 Jahren verursacht. Bei den real 96 Fällen starb ein Mensch und neun wurden schwerverletzt. PD Stünkel: "Es zeigt sich immer wieder, dass in dem Alter die Risikobereitschaft oft zu hoch und das Verantwortungsbewusstsein nach dem Führerscheinerwerb noch zu gering ist. Unsere Verkehrssicherheitsarbeit wird sich weiter auf diese, aber auch auf alle anderen Risikogruppen konzentrieren".
Fahruntüchtigkeit als Unfallursache ein Hauptthema
Der Schwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit in Niedersachsen im Jahr 2022 lag und liegt auch weiter im Bereich der Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr. Durch Überprüfungen konnten 359 folgenlose Fahrten mit alkoholbeeinflussten Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführern zur Anzeige gebracht werden (im Vorjahr 276). Leider hatten dennoch 113 Schadensfälle die Ursache Alkohol, wobei ein Mensch getötet wurde. Allgemeine Verkehrskontrollen, Zeugenhinweise sowie die Fortbildung zur Drogenerkennung im Straßenverkehr führten zu 232 Straf- und Ordnungswidrigkeitenanzeigen (im Vorjahr 247), die Unfälle dazu sanken entgegen dem Landestrend von 17 auf 13. "Welche Folgen Alkohol, Drogen oder Medikamente im Straßenverkehr haben können, darüber haben unsere Verkehrssicherheitsberaterinnen und -berater im vergangenen Jahr bei ganzheitlichen Kontrollaktionen und Präventionsveranstaltungen gemäß des Landesschwerpunktthemas Fahrtüchtigkeit informiert. Auch die Landeskampagne #FAHRKLAR zielte auf diesen Schwerpunkt ab. Wir haben mit unseren Aktionen an die Vernunft der Menschen appelliert und ganz deutlich gemacht: Jeder Verkehrsteilnehmende - unabhängig von Alter, Geschlecht und Fortbewegungsmittel - ist für sein Verhalten verantwortlich", so Tanja Wulff-Bruhn, Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Göttingen.
Anzahl mit Baumkollisionen häufen sich
Die Gründe für das Abkommen von der Fahrbahn und die oftmals folgende Kollision mit einem festen Gegenstand (z.B. Baum, Schutzplanke, Mast) sind vielschichtig, die Folgen aber oftmals hoch. In Stadt und Landkreis Hildesheim stiegen die sog. "Baumunfälle" von 93 im Vorjahr auf jetzt 102, dabei endeten drei Unfälle leider tödlich. "Gerade bei der Bekämpfung dieser besonderen Unfallart geht es nicht nur um die Ursache wie der nicht angepassten Geschwindigkeit, sondern auch um die Minimierung möglicher Folgen", so die Polizei, "Wer während der Fahrt sein Handy nutzt, ist abgelenkt. Wer nicht angeschnallt ist, erleidet bei einem Unfall schwerere Verletzungen!" Unter Zugrundelegung dieser Thesen führte die Polizei Hildesheim auch 2022 ganzheitliche Kontrollen mit folgendem Ergebnis durch: 1.073 Handy- und 1626 Gurtverstöße.
Acht Prozent weniger Wildunfälle
Die Polizeiinspektion Hildesheim hat sich an einem Projekt des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung der Tierärztlichen Hochschule Hannover beteiligt. Hier soll die Wirksamkeit von olfaktorischen Vergrämungsmitteln - also handelsüblichen, für Wildtiere unangenehm riechenden Substanzen - zur Wildunfallvermeidung getestet werden. Erfreulich ist der Rückgang der polizeilich registrierten Unfallzahlen um knapp 8 % vom 933 in 2021 zu jetzt nur 860 Wildberührungen. Ob dies jedoch an dem Einsatz des erwähnten Mittels liegt, ist der Polizei noch nicht bekannt.
Radfahrende verunglücken öfter
"In der Hildesheimer Statistik steigen die realen Unfallzahlen um 50 Fälle; die Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer sind aber weit öfter als Pedelec-Fahrer involviert", so der Tenor der Verkehrsexperten der PI Hildesheim. Im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit ist und bleibt der Radverkehr (Fahrrad und Pedelec) als zukunftsorientiertes Verkehrsmittel ein Hauptthema. Im Jahr 2022 wurden 308 Unfälle mit einem Fahrrad- und oder einem Pedelec registriert (im Vorjahr 259). Einzelne Unfälle wurden hierbei in der Konstellation Radfahrer gegen Radfahrer bzw. Pedelec aufgenommen. Bei den 266 Unfällen mit Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern verstarben leider zwei Menschen, 26 wurden schwer- und 155 leichtverletzt. Mit einem Pedelec wurden bei 47 Unfällen sieben Menschen schwer- und 36 leichtverletzt. "Der hohe Prozentsatz der Verletzungen zu den reinen Unfallzahlen zeigt, dass solche Unfälle fast immer mindestens mit Blessuren enden. Neben der vorsichtigen, umsichtigen Fahrweise rettet oft ein getragener Helm Leben", appellieren die Verkehrssicherheitsberater. Im Rahmen der Verkehrsüberwachung wurden 1.910 Fahrräder kontrolliert, von denen 402 technische Mängel aufwiesen. 1.074 Fahrradfahrerinnen und Fahradfahrer begingen rechtliche Verstöße, hauptsächlich wurde während der Fahrt das Handy ge- bzw. der Radweg in falsche Richtung benutzt. 328 Pedelec-Fahrerinnen bzw. Fahrer wurden kontrolliert. Hier wurde festgestellt, dass oft der Radweg in falsche Richtung benutzt bzw. die erforderliche Beleuchtung nicht eingeschaltet wurde. 44 Pedelecs wiesen technische Mängel auf.
Geringe Anzahl von Verkehrsunfällen mit E-Scootern
E-Scooter sind Teil der sog. "Mikromobilität" und bieten im innerstädtischen Umfeld auf Kurzstrecken eine individuelle Fortbewegungsmöglichkeit. "Leider wird der Umgang mit den E-Scootern vielerorts noch als Spielerei angesehen: Die möglichen Unfallfolgen - insbesondere bei Fahrten unter Einfluss von Alkohol oder Drogen - werden gänzlich unterschätzt. Wir werden daher auch zukünftig die E-Scooter-Nutzer im Fokus behalten, gezielte Kontrollen durchführen und Präventionsaktionen, insbesondere an weiterführenden Schulen durchführen, um die jungen Fahrenden gezielt über die Folgen aufzuklären", so unisono Göttingens Polizeipräsidentin Tanja Wulff-Bruhn und Hildesheims Leiter Einsatz Cord Stünkel. Im Jahr 2022 fuhren 69 Verkehrsteilnehmende unter Alkohol- und 49 unter Drogeneinfluss. Dem gegenüber stieg die Anzahl der Unfallbeteiligungen von 29 auf 36. Dabei wurde ein 80-jähriger E-Scooter-Fahrer schwer- und 24 weitere leichtverletzt.
Verkehrsprävention für viele Altersstufen
Unabhängig vom Verursacherprinzip zielt die Verkehrsprävention in ihrer gesamten Bandbreite oftmals auf alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer oder auf besondere Altersstufen ab. Bei den 7.316 Unfälle waren insgesamt 11.733 Beteiligte involviert. Davon waren 177 im Alter von 0 - 17 Jahren, 1.359 im Alter von 18 - 24 Jahren und 1.435 über 65 Jahre. "Gerade für diese drei Altersstufen sensibilisieren wir die Gefahren des Straßenverkehrs besonders", so ein Verkehrssicherheitsberater. Durch Maßnahmen in Grund- und der Jugendverkehrsschule, Berufs- und Fahrschulen, aber auch in Seminaren wie "Fit im Auto" oder "Fit mit dem Pedelec" mit der Deutschen Verkehrswacht Hildesheim e.V., werden spezielle Themen gelehrt oder vertieft.
Fazit und zukünftige Ausrichtung
Parallel zur gestiegenen Mobilität durch veränderte Rahmenbedingungen rund um die Corona-Pandemie stiegen auch die Gesamtunfallzahlen und auch deren Folgen leicht an, sind aber im 10-Jahres-Vergleich noch weit darunter. Die ganzheitliche Ausrichtung der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeiinspektion Hildesheim mit einer Vielzahl an Kontrollen, Verkehrssicherheitswochen und vielschichtigen Präventionsmaßnahmen trägt zu einem positiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung bei. Insbesondere sämtliche Tätigkeiten rund um das Schwerpunkthema "Fahrtüchtigkeit" und deren Ergebnisse zeigen die Pflicht zur Fortsetzung im ganzheitlichen Ansatz. Die Verkehrssicherheitsarbeit mit allen Facetten ist und bleibt weiterhin ein Hauptaspekt der Polizeiarbeit. Mit dem Appell zur "gegenseitigen Rücksichtnahme" wird das Leitthema für das Jahr 2023 bei allen repressiven und präventiven Maßnahmen unterstützend eingebracht. Mit dem Hinweis auf diese Grundregel aus § 1 StVO sollen Synonyme wie Achtung, Entgegenkommen, Freundlichkeit, Respekt oder Toleranz im Straßenverkehr zu einem besseren Miteinander führen. "Jede Verkehrsteilnehmerin und jeder Verkehrsteilnehmer kann durch sein eigenes Verhalten, durch Rücksichtnahme und Umsicht zur Verkehrssicherheit beitragen - jeder muss sich seiner Verantwortung im Straßenverkehr für andere und sich selbst bewusst sein", so Hildesheims Polizeidirektor Cord Stünkel.
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Schützenwiese 24
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Pressestelle
Kristin Möller
Telefon: 05121/939-204
E-Mail: pressestelle@pi-hi.polizei.niedersachsen.de
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