Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden
POL-HM: Ausstellung "Ordnung und Vernichtung - Die Polizei im NS-Staat"
Polizeiinspektion Hameln zieht durchweg positive Bilanz nach 4wöchiger Präsentation
Hameln (ots)
(Hameln) Die bei der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden vom 5. bis 27. Juni 2013 präsentierte Ausstellung "Ordnung und Vernichtung - Die Polizei im NS-Staat" war aus Sicht der Organisatoren sehr erfolgreich und gut besucht.
Die Ausstellung sollte nach den Vorstellungen der Inspektionsleitung zur polizeiinternen und öffentlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte und Rolle der Polizei in der Vergangenheit genutzt werden. Daneben war es den Organisatoren wichtig, den Bezug zur heutigen Zeit (Demokratieverständnis, aktueller Rechtsextremismus, Zivilcourage) herzustellen.
Was die angedachten Zielgruppen anging, so sollten neben den Beschäftigten der Polizeiinspektion Hameln zudem Schulklassen und die allgemeine Öffentlichkeit angesprochen werden. Für alle Gruppen war das Prinzip einer möglichst "geführten/begleiteten" Besichtigung vorgesehen.
Zum Ende der Ausstellung zog der Inspektionsleiter, Kriminaldirektor Ralf Leopold, ein positives Fazit: "Meine Ziele wurden, was die Besucherzahlen, aber insbesondere auch die Wirkung der Ausstellung angeht, mehr als erfüllt. Wir haben den Demokratiegedanken bei uns selbst und auch bei den Besuchern durch diese Ausstellung nachhaltig gestärkt."
Besucherzahlen der Ausstellung: Insgesamt besuchten in vier Wochen rund 740 Besucher die Ausstellung. Polizeiintern haben 226 Personen an insgesamt 11 Führungen teilgenommen. Es haben zudem ca. 90 Polizisten/innen als Einzelbesucher die Ausstellung besichtigt. Weitere 22 Führungen mit 377 interessierten Bürger/innen bzw. Schüler/innen wurden durchgeführt. Zusätzlich besuchten noch ca. 40 Einzelpersonen die Ausstellung. Die Ausstellungseröffnung am 5. Juni mit 60 Teilnehmern (Politik, Behördenvertreter, Dienststellenleitungen), der Vortrag von Dr. Gelderblom "Hameln im Jahr 1933" am 17. Juni mit 36 Teilnehmern und auch die Schlußführung mit 52 Personen waren darunter sehr gut besucht.
Die Ausstellung endete mit einer Podiumsdiskussion , Thema: "Demokraten werden nicht geboren!", am Donnerstag, 27.6.2013, an der auch der Schirmherr der Hamelner Präsentation, Innenminister Boris Pistorius, teilnahm.
Rückmeldungen aus der Polizei: "Das haben wir in dieser Deutlichkeit so noch nicht gewusst", war die Reaktion vieler Polizeibeamter, die mit diesen oder ähnlichen Worten die Tiefe der Verstrickung und die Verschleierung der Schuld gemeint haben. Neben der Betroffenheit war einhelliger Tenor, dass die Auseinandersetzung keine "Nestbeschmutzung" des Rufes der Polizei ist, sondern die heutige Organisation -als moderne Polizei- sich deutlich von der Missbrauchskultur von Befehl und Gesetzesignoranz im Dritten Reich unterscheidet. Die Auseinandersetzung damit ist auch im täglichen Dienst wichtig.
Rückmeldungen aus der Bevölkerung: Besucherinnen und Besucher äußerten nach der Besichtigung ausschließlich positive Resonanz und auch "Respekt": "Gut, dass sich die Polizei ihrer Geschichte stellt!"
Die Rückmeldungen aus der Lehrerschaft waren einhellig unterstützend. Die Führungen wären eine gute Vorbereitung/Ergänzung des Themenfeldes für den Schulunterricht gewesen.
Zitate aus dem Besucherbuch:
- "Mit großer Betroffenheit über das perfide System, aber auch die Verstrickung ganz normaler Menschen und die fehlende Aufarbeitung, habe ich diese Ausstellung besucht." - "Dank für diesen Teil der Geschichtserhellung. Wie können normale Menschen zu Mördern werden?" - "Die Demagogie und die Raffinesse der Umorganisation der Polizei durch die NS Verbrecher Göring, Heidrich und Himmler zeigen den schleichenden und erpresserischen Missbrauch der Polizeibeamten, die zu aktiven und zu passiven Mittätern werden." - "Besonders die Hamelner Ergänzungen waren interessant, so wird Geschichte präsent" - "Eine sehr eindrucksvolle Ausstellung, die Geschichte begreifbar macht, sie wäre zu einem früheren Zeitpunkt mit Sicherheit nicht möglich gewesen. Politik und demokratische Entwicklung haben sich geändert, so dass jetzt Verfehlungen und Verbrechen Namen und Gesichter bekommen können." - "Schade, dass hier das Bild über meinen damaligen Geschichtslehrer zerstört wurde, der uns beigebracht hat, dass es hier in der Region nicht so schlimm war. Großes Danke für die Ausstellung, die mich sehr beeindruckend aufgeklärt hat." - "Vielen Dank für diese Ausstellung, sie ist wichtig für unsere Stadt." - "So darf Polizei nie wieder werden!" - "Ich bin zum zweiten Mal hier, ich habe viel gelernt, danke allen, die an der Ausstellung gearbeitet haben." - "Das habe ich in der Intensität nicht erwartet." - "Ich gehe sehr nachdenklich." - "Wer aus der Geschichte nicht lernt, der wird die Zukunft nicht erfolgreich bestehen." - "Nie wieder darf die Polizei sich so missbrauchen lassen." - "Faschismus ist keine Einstellung, sondern ein Verbrechen." - "Unser Wurzeln liegen in der Geschichte, deshalb ist es wichtig sich dieser, auch wenn es schmerzt, bewusst zu sein. Wichtig gegen das Vergessen und für die Wahrung einer demokratisch geführten Polizei."
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Jörn Schedlitzki
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