Polizeiinspektion Nienburg / Schaumburg
POL-NI: Erpresserischen Dachsanierern das Handwerk gelegt - Amtsgericht verhängt Bewährungs- und Geldstrafen nach fast unglaublicher Geschichte
Nienburg (ots)
STOLZENAU (mie) - Erpresserischen Dachsanierern das Handwerk gelegt - Amtsgericht verhängt Bewährungs- und Geldstrafen nach fast unglaublicher Geschichte
Mit einer Verurteilung wegen Wuchers und Erpressung endete vor dem Amtsgericht Stolzenau ein Verfahren gegen ein Pärchen, das über einen Zeitraum von zwei Jahren einen Diepenauer um knapp 40.000 Euro brachte.
Bereits im Mai 2005 suchte der 40-Jährige Petershäger das abseits gelegene Gehöft des Diepenauers auf und überzeugte ihn, dass das Dach seiner Scheune saniert werden müsste. An zwei Tagen wurde das Dach mit roter Farbe gestrichen und dem Hausbesitzer 13.500 Euro in Rechnung gestellt. Im Herbst des Jahres erschien der Handwerker erneut, wiederholte die Arbeiten und kassierte wiederum 13.000 Euro.
"Die ausgeführten Arbeiten waren 6300 Euro wert", erklärt Ulrich Kaupmann vom Betrugskommissariat der Polizei Nienburg. Der Täter nutzte die Unkenntnis und Leichtgläubigkeit seines Opfers aus und verschaffte sich durch die wucherischen Preise einen extrem überhöhten Handwerkslohn.
Doch damit gab sich der Gauner noch nicht zufrieden. Er erpresste den Geschädigten mit der Ankündigung, ihm wegen der Schwarzarbeiten die Steuerfahndung und die Zollbehörden ins Haus zu schicken. Aufgrund dieser Drohung zahlte der Diepenauer an die 38-Jährige Komplizin des Erpressers erneut einen fünfstelligen Teilbetrag. Zur Übergabe des Restbetrages kam es nicht, weil zwischenzeitlich die Polizei eingeschaltet worden war.
"Selbst als das Ermittlungsverfahren bereits lief, agierte das dreiste Pärchen weiter", führt der Kriminalhauptkommissar aus. In einem Telefonat gab sich der Petershäger als Kriminalbeamter aus und forderte 15.000 Euro, um das Gerichtsverfahren in Gang zu bringen.
Auf das Konto des Duos geht eine gleichgelagerte Tat im Uchter Ortsteil Woltringhausen. Auch hier wurde eine Dachsanierung zu einem völlig überteuerten Preis ausgeführt und der Versuch unternommen, unter Drohungen mit dem Finanzamt weitere Zahlungen zu erzielen. Da das Opfer bereits für die anfänglichen Forderungen einen Kredit aufgenommen hatte und nunmehr mittellos war, übergab es in seiner Not dem Täter sein Gebrauchtfahrzeug einschließlich der Schlüssel und Papiere.
"Mittels Telefonterror und unangemeldeten Besuchen waren die Opfer einem enormen psychischen Druck ausgesetzt", so Ulrich Kaupmann.
Im Januar diesen Jahres wurde dem Paar vor dem Amtsgericht Stolzenau der Prozess gemacht. Beide waren voll geständig. Wegen gewerbsmäßigen Wuchers und Erpressung in zwei Fällen wurde der 40-Jährige Petershäger zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten auf Bewährung verurteilt. Seine Mittäterin, die 38 Jahre alte Bremerin, muss wegen Beihilfe eine Geldstrafe in Höhe von 600 Euro zahlen.
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