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POL-NI: Chatten ohne Risiko?

Nienburg (ots)

Chatten ohne Risiko?
Die moderne Medienwelt ist allgegenwärtig - und in ihrem 
Expansionsdrang offenbar nicht zu bremsen. Vor allem für Kinder und 
Jugendliche hält der Markt mehr und mehr Angebote bereit. So lernen 
die Heranwachsenden die neuen Medien in Schule und Freizeit als 
selbstverständlichen Teil ihres Lebens kennen.
Dabei wird der Medienalltag für Kinder und Jugendliche oft genug 
zum Dilemma; denn einerseits bewegen sie sich zum Beispiel im 
Internet mit spielerischer Leichtigkeit; andererseits tun sie sich 
schwer, die dort angetroffenen Inhalte richtig zu bewerten. Eine 
Problemstellung, für dessen Lösung Hilfestellung vonnöten ist.
Der vielerorts vorhandene Multimedia-PC wird mit unterschiedlicher
Motivation und Zielrichtung verwendet: Vom Spielcomputer bis zum 
ausschließlichen Arbeitsmittel, wobei Mischkombinationen die Regel 
sein dürften. Mittlerweile kann er auch als Radio, Fernseher oder zum
Betrachten von Spielfilmen mittels DVD oder Internet-Download 
verwendet werden.
Beim PC ist zudem zwischen Offline- und Online-Anwendungen zu 
unterscheiden.
Die Offline-Nutzung des PC ist für Eltern noch relativ überschaubar -
sie setzt aber Know-how im Umgang mit dem PC und Kenntnis der 
bestehenden Programme voraus.
Dagegen ist die Online-Nutzung, d. h. wenn der PC über Modem, ISDN- 
oder DSL-Verbindung über die Telefonleitung mit dem Internet 
verbunden ist, nicht eingrenzbar und damit nicht kontrollierbar. Die 
Verwendungen des Internet sind vielfältig: Es kann zu Kommunikation 
via E-Mail oder Chat, zum Spiel, zum Download von Programmen oder zur
Information eingesetzt werden.
Zum Problem kann der PC werden, wenn er die einzige 
Freizeitgestaltung des Kindes ist, wenn überwiegend gewaltorientierte
Inhalte konsumiert werden.
Auch die Online-Nutzung des PC birgt Gefahren für Kinder und 
Jugendliche. Hier ist in erster Linie der Kontakt mit legaler und 
illegaler Pornografie sowie Gewalt verherrlichenden Inhalten zu 
nennen.
Insbesondere die Nutzung von sogenannten Chat-Rooms oder von 
Newsgroups kann riskant sein. Zum einen kann es hier zu "verbalem 
Missbrauch" - und sei es "nur" in Form von elektronischen Botschaften
- kommen, zum anderen nutzen Pädofile die anonymen Möglichkeiten des 
Netzes zur Kontaktaufnahme mit Kindern und Jugendlichen.
Die Chat-Angebote des Internets sind riesig und kaum zu 
überblicken. Zwar gibt es auch Chats, die kein oder nur ein geringes 
Risiko bergen. Die Probleme kommen auch nicht in allen Chats in 
gleichem Ausmaß vor. Allerdings muss insbesondere in Chats, die sich 
an alle Altersgruppen richten, mit Belästigungen und Übergriffen 
gerechnet werden.
Ein Großteil des Chat-Geschehens spielt sich in sogenannten Separees 
ab. Jeder Chatter kann beispielsweise durch Anklicken eines anderen 
Chatters einen Privatdialog eröffnen, in dem nur die beiden 
Chat-Partner schreiben und lesen können. Diese Dialoge werden in der 
Regel von den Anbietern nicht überprüft, was das Risiko von 
Übergriffen erhöht.
 Die größte Jugendschutzproblematik besteht in sexuellen Übergriffen 
bis hin zum sexuellen Missbrauch bzw. dessen Vorbereitung im Chat. 
Diese gibt es insbesondere in den Kinder- und Teen-channels der 
großen Chats. Die Bezeichnungen der Channels (z.B. "11-14", "Teens") 
- eigentlich zur Orientierung für jüngere User gedacht - erweisen 
sich hier auch als gefährliche Wegweise für pädophil geneigte Nutzer.
Betroffen sind überwiegend junge Mädchen.
Vor zwei Wochen habe ich mal wieder mit einem Jungen gechattet, der 
sagt, dass er 12 sei. Da fragte er mich, ob ich schon einen Busen 
hätte. Ich sagte ihm, dass ich nicht antworten möchte. Da wurde es 
noch schlimmer. Er fragte mich, ob ich schon Haare an meinem 
Geschlechtsteil hätte. Als ich ihm sagte, dass mir das zu pervers 
wäre, beschimpfte er mich mit doofen Worten wie "Du fickst wohl jeden
Tag mit deinem toten Hund."
Da bin ich aus dem Chat gegangen. Das, was er gesagt hatte, tat mit 
richtig weh. (Mädchen, 11 Jahre)
Solche Pädophilen suchen gezielt kindliche Chat-Partner, um ihre 
(pädofilen) Fantasien auszuleben. Typisch sind Fragen nach sexuellen 
Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen bis hin zur Aufforderung, an 
sich selbst sexuelle Handlungen vorzunehmen und Äußerungen zu eigenen
sexuellen Erfahrungen, Praktiken und Wunschvorstellungen. Manchmal 
hilft das Verlassen des Dialogs oder Ignorieren des Chatters, um die 
Belästigung zu beenden. Es kann aber auch zu hartnäckigen und 
dauerhaften Übergriffen kommen.
Das größte Risiko gehen Minderjährige ein, wenn sie sich außerhalb
des Chats verabreden und sich mit chatpartnern alleine treffen. 
Deutsche und internationale Studien belegen, dass es bei Kindern und 
Jugendlichen eine hohe Bereitschaft zu realen Treffen ohne Begleitung
Erwachsener gibt. Ein sexueller Missbrauch kann die schlimme Folge 
sein.
Hier einige Tipps:
 Chatte am Anfang nicht allein!
(Frag deine Eltern oder ältere Geschwister, ob sie dir helfen.)
 Such dir einen kleinen Chat, in dem jemand aufpasst!
(Die Aufpasser achten darauf, dass alle freundlich sind. Sie helfen 
dir, wenn du nicht zurechtkommst.)
 Geh nicht in Chats für Erwachsene!
(Oft werden dort unangenehme Sachen geschrieben. Katrin: Einmal hat 
einer mich mit blöde Kuh und Nutte beschimpft. Da bin ich sofort aus 
dem Chat. Und obwohl ich schon 14 bin, gehe ich lieber in 
Kinderchats, weil ich dort nie dumm angemacht werde.)
 Denk dir einen guten Spitznamen aus!
(Der Nickname sollte reine Fantasie sein: z.B. ein Name aus deinem 
Lieblingsbuch, Lieblingsfilm oder ein lustiges Wort. Dein richtiger 
Name ist dein Geheimnis.)
 Verrate nie deine Adresse, Telefonnummer und deinen 
Nachnamen!
(Janine - 12 Jahre - hat erlebt, was dann passieren kann: Ich habe 
jemandem gesagt, wie ich heiße und in welchem Ort ich wohne! Er 
wohnte auch dort und fragte mich immer: "Wo wohnst du genau??" Ich 
habe ihm aber nichts gesagt. Ich hatte ziemliche Angst, dass er 
plötzlich vor der Tür steht.)
 Sei freundlich, aber bleib auch misstrauisch!
(Verhalte dich so freundlich, wie du auch im richtigen Leben bist. 
Aber glaube nicht alles, was jemand im Chat über sich erzählt. Das 
ist manchmal geflunkert.)
 Triff dich nicht mit Leuten aus dem Chat!
(Man kann nie wissen, wer sich dahinter versteckt. Darauf ist Cora - 
11 Jahre - reingefallen: Ich habe mich mit einem Mädchen aus dem Chat
verabredet, das Pferde auch sehr liebte. Es kam aber ein Junge, der 
mindestens schon über 20 war. Zum Glück war meine Mutter dabei. Ich 
rate allen: Dass sie sich nie mit jemandem treffen, den sie aus dem 
Chat kennen. Das ist ein großer FEHLER.)

Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Amalie-Thomas-Platz 1
31582 Nienburg
Egon Dopmann
Telefon: 05021/9778-107
Fax: 05021/9778-150
E-Mail: egon.dopmann@polizei.niedersachsen.de

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