POL-NOM: Verkehrsunfallstatistik 2023 der Polizeiinspektion Northeim
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Northeim (ots)
LK Northeim, Dienstag, 09.04.2024
NORTHEIM (Wol)
- Gesamtunfallzahlen leicht gestiegen;
- mehr Verkehrstote, Rückgang der Unfälle mit Schwerverletzten;
- Beteiligung der Risikogruppen Kinder, junge Fahrende und Senioren;
- sinkende Fallzahlen bei Unfällen mit zu Fuß Gehenden / Radfahrenden;
- steigende Wild- und Baumunfälle;
- Rückgang von Unfällen i.V.m. Alkohol- und Drogenkonsum.
Unfallentwicklung insgesamt:
Die Polizeiinspektion Northeim registrierte 2023 insgesamt 2.938 Straßenverkehrsunfälle im Gebiet des Landkreises Northeim. Das sind etwa 4,5 % mehr Unfälle als 2022 (2.808).
Im Landkreis Northeim leben ca. 133.000 Menschen und es sind ungefähr 130.000 Fahrzeuge zugelassen. Die Erhebung der Unfallzahlen erfolgte auf allen Straßen innerhalb des Landkreises Northeim. Ausgenommen ist lediglich zuständigkeitshalber die Bundesautobahn.
Bei der weit überwiegenden Zahl der Verkehrsunfälle war nur Sachschaden zu beklagen (2.479 = 84 %).
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden stieg um 3 % an (407), die Anzahl der Unfälle aus der Kategorie schwerer Personenschaden (VUSP = mindestens eine Person wurde getötet oder schwer verletzt) konnte erfreulicherweise um 20 % gesenkt werden (Gesamt 61). Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 538 Menschen bei einem Straßenverkehrsunfall verletzt. Das sind 28 Personen mehr als noch im Vorjahr (514). Die Zahl der Schwerverletzten ist dabei um 19 auf 68 Personen gesunken.
Bei acht tödlichen Unfällen starben neun Menschen und damit vier mehr als im Jahr 2022. Die tödlich verletzten Personen dieser Unfälle waren vier Pkw-Insassen, drei Kradfahrende und zwei Fahrradfahrende.
Der Leiter Einsatz der Polizeiinspektion Northeim, Marc-Dennis Pülm, sagt: "Obwohl wir im Jahr 2023 weniger Verkehrsunfälle mit schweren Folgen registriert haben, ist die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt leider wieder gestiegen. Jede im Straßenverkehr getötete oder schwerverletzte Person ist eine zu viel - deswegen wird es auch in Zukunft unser Ziel sein, die Hauptunfallursachen nachhaltig zu bekämpfen."
Ortslagen:
Auf den Strecken außerhalb der Ortslage wiegen die Unfallfolgen im Schnitt deutlich schwerer als innerhalb von Ortschaften infolge der regelmäßig deutlich höheren Geschwindigkeiten. Innerhalb geschlossener Ortslagen ereigneten sich 1.703 Unfälle, dabei wurden 24 Personen schwer verletzt und eine Person wurde getötet (=25 / 33 %). Außerhalb waren es mit 1.233 Unfällen 470 weniger als innerhalb der Ortslage. Dort waren es mit 44 verletzten Personen plus acht getötete Personen mehr als die doppelte Personenanzahl (=52 / 67 %) aus der Kategorie VUSP.
Zu Fuß Gehende / Radfahrende:
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von zu Fuß Gehenden ist 2023 um 20 % auf 36 gesunken. Dabei wurden 31 zu Fuß Gehende verletzt (2022: 33), sechs davon schwer. Im Jahr 2023 wurde kein zu Fuß Gehender tödlich verletzt.
In vier Fällen waren die zu Fuß Gehende Hauptverursacher des Unfalls.
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fahrrädern und Pedelecs ist um 18 % auf 72 gesunken. Dabei wurden 54 Radfahrerende verletzt, elf weniger als im Vorjahr 2022. Die Anzahl der schwer verletzten Personen sank deutlich auf fünf ab (fünfzehn im Jahr 2022). Zwei Radfahrende verstarben an der Unfallstelle.
An 33 Unfallörtlichkeiten waren Radfahrende hauptsächlich verantwortlich für den jeweiligen Unfall. Die im Verkehr getöteten zwei Radfahrenden gelten in ihrem jeweiligen Unfall als Hauptverursacher.
"Fahrräder und Pedelecs erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Wir freuen uns, dass trotz zunehmender Nutzung dieser Verkehrsmittel die Unfallzahlen in diesem Bereich sinken. Einen Beitrag dazu hat möglicherweise auch unsere Präventionsarbeit im Rahmen des landesweiten Schwerpunktthemas 'Rücksichtnahme' geleistet. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind zusammen mit unseren Kooperationspartnern und -partnerinnen im vergangenen Jahr auf vielfältige Weise auf Fahrrad- und Pedelecfahrende zugegangen, haben gezielt auf Gefahren hingewiesen und wertvolle Tipps gegeben." sagt Maren Jäschke, Leiterin der Polizeiinspektion Northeim.
"Tragen Sie einen Fahrradhelm. Sie gehen damit nicht nur mit gutem Beispiel voran, Sie schützen sich im Falle eines Unfalls vor schwerwiegenden Verletzungen." rät auch die Polizeipräsidentin der Polizeidirektion Göttingen, Tanja Wulf-Bruhn.
Elektrokleinstfahrzeuge (E-Scooter):
Die relativ neue Verkehrsart Elektrokleinstfahrzeuge erscheint nun auch erstmalig in der Unfallstatistik der PI Northeim. 2022 wurde noch kein Unfall mit diesen Fahrzeugen registriert. Im vergangenen Jahr waren es neun Unfälle. Dabei verletzten sich sieben Personen leicht und zwei schwer.
"Die Nutzung von E-Scootern nimmt auch in den ländlichen Gebieten immer mehr zu und die Unfall- und Verletztenzahlen steigen an. Aus diesem Grund wird die Polizei Northeim auch in Zukunft die E-Scooter-Fahrenden im Blick behalten und gezielte Kontrollen vornehmen. Der Umgang mit den Fahrzeugen weist aktuell noch darauf hin, dass die Fahrenden diese oftmals noch als Spielerei und nicht als Verkehrsmittel wahrnehmen. Denn wie bei allen anderen Kraftfahrzeugen gelten auch hier die bekannten Promillegrenzen. Darüber werden wir in Zukunft aufklären." so Maren Jäschke.
Risikogruppen:
Kinder (bis einschl. 14 Jahre) Rückläufig bleiben die Unfälle mit Verkehrsbeteiligung von Kinder bis 14 Jahren. 2023 wurden 38 Unfälle registriert. Lediglich ein Unfall mehr als im Jahr 2022, aber 37% weniger als noch 2021 (60).
Dabei wurden sechs Kinder schwer verletzt (Verkehrsbeteiligungsart: zwei Fußgängerinnen und Fußgänger, ein motorisiertes Zweirad, zwei Pkw, ein Sonstiges) und 23 erlitten leichte Verletzungen. Es wurde kein Kind im Straßenverkehr getötet.
24 Kinder wurden auf dem Schulweg bei einem Verkehrsunfall leicht verletzt (18 als Insassen im Bus, vier Fahrradfahrende).
Junge Erwachsene (18-24 Jahre):
Mit 586 an Verkehrsunfällen beteiligten "Jungen Erwachsenen" (18 bis einschließlich 24 Jahre) stieg diese Zahl der Unfallbeteiligung über das Vorjahresniveau (2022: 505). Im Jahre 2023 sind 470 junge Fahrerinnen und Fahrer als Hauptverursachende zu verzeichnen. Die Anzahl der bei einem Verkehrsunfall verletzten jungen Erwachsenen stieg auf insgesamt 101 Personen (von 84 im Jahr 2022). Dabei wurde aber nur noch zwölf Personen aus der Risikogruppe schwer verletzt (2022: 17).
Es wurden drei Personen aus dieser Risikogruppe tödlich verletzt (Verkehrsbeteiligungsart: ein Pkw, ein motorisiertes Zweirad, eine Person als Insasse im Pkw). Als Unfallursachen wurden hier die überhöhte Geschwindigkeit, sowie eine Übermüdung erfasst. In allen Fällen hat das eigene Fehlverhalten der Risikogruppe zum tödlichen Unfall beigetragen.
Seniorinnen und Senioren (65+):
Die Entwicklung des Unfallgeschehens in der Risikogruppe der "Seniorinnen und Senioren" (65+) ist weiterhin mit 575 Unfällen recht konstant (2021: 578 / 2022: 573). Der Anteil der als Hauptverursachenden des Unfalles festgestellten Personen stieg aber mit 435 leicht an (2022: 427). Die Anzahl der leicht oder schwer verletzten Seniorinnen und Senioren entwickelte sich mit 58 leicht und fünf schwer verletzten Personen rückläufig (2022:69). Zwei Menschen dieser Altersklasse wurden 2023 bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt.
Krafträder:
Die Unfallzahlen sind im Jahr 2023 wieder ansteigend. Die Polizei zählte 114 Verkehrsunfälle von Krafträdern (2022: 89). Dabei wurden 15 Personen schwer verletzt und drei getötet. (2022:16)
Baumunfälle:
Die Anzahl der sogenannten Baumunfälle ist gestiegen. 2023 ereigneten sich mit 43 Verkehrsunfällen zehn mehr als im Vorjahr. 35 Baumunfälle ereigneten sich außerhalb der Ortslage; acht innerhalb. Die Zahl der bei Baumunfällen verletzten Personen hat sich deutlich erhöht. 2023 gab es neun schwer verletzte und 24 leicht verletzte Verkehrsteilnehmende bei Unfällen. Im Bereich der Polizeiinspektion Northeim wurden im letzten Jahr zwei tödliche Verkehrsunfälle an Straßenbäumen registriert.
"Verkehrsunfälle mit Kollisionen an Bäumen ziehen bei den Beteiligten oftmals schwerste Verletzungen nach sich; nicht selten sind Todesopfer zu beklagen. Die hohen Geschwindigkeiten und das Nichtangurten sind oftmals ursächlich für solche Unfälle", so Marc-Dennis Pülm. Deshalb gilt auch hier: "Passen Sie Ihre Geschwindigkeit den Straßen-, Sicht- und Witterungsbedingungen an."
Wildunfälle:
646 Wildunfälle wurden im letzten Jahr gezählt. Im Vergleich zum Unfalljahr 2022 ist die Anzahl der Wildunfälle damit erstmalig seit 2020 wieder ansteigend (2022 waren es 502 Wildunfälle). 2023 wurden sieben Verkehrsbeteiligte in Verbindung mit einem Wildunfall leicht verletzt. Es kam 2023 zu einem Unfall mit schwereren Verletzungsfolgen für die beteiligten Personen.
Verkehrssicherheitsarbeit:
Als Hauptunfallursachen bleiben die unangepasste Geschwindigkeit und mangelnder Sicherheitsabstand führend. Weitere wesentliche Ursachen sind die Ablenkung fahrzeugführender Personen durch Mobiltelefone sowie der Einfluss durch Alkohol- oder Drogenkonsum. Der polizeiliche Schwerpunkt bei der Verkehrsüberwachung und der Verkehrsprävention zielt daher im Besonderen auf diese Problemfelder.
- Alkohol-/Drogeneinfluss
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 186 Verkehrsteilnehmende festgestellt, die unter Alkoholeinwirkung standen (2022:171). Bei den unter dem Einfluss von Drogen stehenden Fahrzeugführenden gab es einen Rückgang von 216 entdeckten Drogenfahrten in 2022 auf 182 Fahrten im letzten Jahr. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 29 Verkehrsunfälle mit der Unfallursache "Alkohol" registriert; zum Vergleich: 62 Verkehrsunfälle 2022. Bei sechs Unfällen war Drogenkonsum ursächlich (2022: elf).
"Die Verkehrstüchtigkeit ist eine der Grundvoraussetzungen für die sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Ist diese zum Beispiel durch den Konsum von Alkohol oder Drogen beeinträchtigt, so kann sich daraus eine erhebliche Gefahr ergeben. Das ist auch der Tenor bei unseren Kontrollen - die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer an ihre Vernunft und Eigenverantwortung zu erinnern. Wir können nur immer wieder appellieren: Setzen Sie sich nicht ans Steuer, wenn Sie Alkohol oder Drogen konsumiert haben.", so Polizeipräsidentin der PD Göttingen Tanja Wulf-Bruhn.
Zur Teillegalisierung von Cannabis ergänzt Maren Jäschke: "Cannabis ist seit dem 1. April in Deutschland teilweise legal - in Bezug auf die Teilnahme am Straßenverkehr hat sich jedoch nichts geändert: Das Fahren unter Cannabis-Einfluss ist nach wie vor verboten und wird konsequent geahndet - wer kifft, fährt nicht. Konsumentinnen und Konsumenten sollten bedenken, dass sich das THC im Körper unterschiedlich schnell abbaut und - anders als bei Alkohol - noch Tage später nachweisbar sein kann."
- Ablenkung
Ablenkung ist eine zunehmende, von vielen aber unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h im Stadtverkehr führt das drei-sekündige Lesen einer Textnachricht zu etwa 42 Metern Fahrt ohne jegliche Wahrnehmung des Verkehrsgeschehens - dem sogenannten Blindflug. Aus diesem Grund kontrolliert die Polizei regelmäßig Verkehrsteilnehmende, die während der Fahrt ihr Smartphone oder auch andere Einrichtungen des Infotainmentsystems benutzen und klärt über die Gefahren auf.
Im Jahr 2023 wurden durch die Einsatzkräfte der Polizeiinspektion Northeim 1.152 derartige Verstöße entdeckt und mit einer Anzeige belegt.
- Geschwindigkeit
Bei der Überwachung der zulässigen Geschwindigkeit auf den Straßen im Landkreis Northeim wurden 2023 durch Überwachungsmaßnahmen mit Lasermessgeräten oder dem Lichtschrankensystem 2.087 Ordnungswidrigkeiten geahndet. Die Messungen erfolgten maßgeblich im Bereich von Unfallschwerpunkten sowie außerhalb von Ortschaften.
"Einen wichtigen Bestandteil der Verkehrsunfallprävention stellt die Verkehrsüberwachung - das diesjährige Landesschwerpunktthema - dar. Verkehrskontrollen und Verkehrssicherheitswochen mit den Schwerpunkten Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit werden daher in diesem Jahr nochmals intensiviert, um durch die gezielte Ahndung von Verkehrsverstößen die Verkehrsteilnehmenden zu einem Umdenken zu bewegen und so Unfälle vorzubeugen.", so Polizeipräsidentin der PD Göttingen Tanja Wulf-Bruhn
"Wir wollen MEHR.VERKEHRSSICHERHEIT in Niedersachsen."
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