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POL-WL: Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2017 im Landkreis Harburg

POL-WL: Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2017 im Landkreis Harburg
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Landkreis Harburg (ots)

Vorbemerkungen

Die polizeiliche Kriminalstatistik wird auf Grundlage der bundeseinheitlichen "Richtlinien für die Führung der Polizeilichen Kriminalstatistik" erstellt. Erfasst werden hierbei die im Kalenderjahr von der Polizei an die Strafverfolgungsbehörden abgegebenen Vorgänge (Ausgangsstatistik). Die Aktualität der PKS wird daher durch Straftaten mit langer Ermittlungsdauer (besonders über den Jahreswechsel) gemindert.

Allgemeines

Die Gesamtzahl der im Jahr 2017 bearbeiteten Straftaten beträgt 12.957 Fälle. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 4775 Fälle. Dies ist die niedrigste Fallzahl seit 2006. Dieser besonders hohe Rückgang resultiert auch aus dem Umstand, dass im Jahr 2016 ein umfangreiches Betrugsverfahren zu Ende geführt wurde, welches allein 3406 Vorgänge umfasste.

Die Häufigkeitszahl, die die Anzahl von Straftaten pro 100.000 Einwohner darstellt, liegt im Jahr 2017 bei 5176. Auf Landesebene liegt der Wert bei 6621, innerhalb der Polizeidirektion Lüneburg bei 6576. Der Landkreis Harburg gehört somit weiterhin zu einer der sichersten Regionen in Niedersachsen!

Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2017 bei 57,91 % was einen Rückgang um 7,44 % bedeutet.

Als Tatverdächtige wurden im Jahr 2017 insgesamt 5838 Personen ermittelt. Davon waren 1770 nicht-deutsche Tatverdächtige.

Entwicklung in den Hauptgruppen der PKS (Angabe des Vorjahreswerts jeweils in Klammern)

Im Jahr 2017 wurden insgesamt 13 (21) Straftaten gegen das Leben (3x Mord 8xTotschlag) bearbeitet. In allen Fällen handelte es sich um Versuchstaten. In allen Fällen wurde ein Tatverdächtiger ermittelt.

Bei den Sexualdelikten wurden 147 (118) Fälle registriert. Die Aufklärungsquote liegt in diesem Deliktsfeld bei 78,91 %. Besonders hervorzuheben ist der Bereich der sexuellen Nötigung. Hier wurde eine steigende Zahl von Fällen erfasst, bei denen die Opfer zunächst Nacktbilder von einem Mobiltelefon aus an Dritte versandten und später unter Androhung der Veröffentlichung zur Übermittlung weiterer Bilder genötigt wurden. Zu vermuten ist, dass das gesteigerte Anzeigeverhalten durch die intensive Präventionsarbeit an den Schulen und eine verstärkte Berichterstattung in den Medien hervorgerufen wurde.

Insgesamt wurden im Jahr 2017 1951 (2059) Rohheitsdelikte erfasst. Die Aufklärungsquote konnte um 0,76 % auf 91,39 % gesteigert werden. Schwerpunkt bei den Rohheitsdelikten bilden die Körperverletzungen mit insgesamt 1268 (1289) Fällen. Häufig spielt eine Alkohol- oder Drogenbeeinflussung bei der Tatbegehung eine Rolle. So wurde bei 417 Tatverdächtigen im Bereich der Körperverletzungsdelikte eine entsprechende Beeinflussung festgestellt. Die Zahl von Raubdelikten ist mit 81 (93) rückläufig gewesen.

Bei den Diebstahlsdelikten im Jahr 2017 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Insgesamt wurden 4762 (5977) Delikte gezählt. Die Aufklärungsquote sank hierbei um 4 % auf 24,53 %. Gerade der besonders sensible Bereich der Einbruchdiebstähle in Wohnungen ist mit 638 (1163) deutlich rückläufig. Die Zahl befindet sich auf dem Niveau des Jahres 2010. Hier scheinen die nachhaltige Ermittlungsarbeit, die in den letzten Jahren zu mehreren Verurteilungen mit zum Teil hohen Haftstrafen führte, sowie offensive Kontrollmaßnahmen einen gewissen Verdrängungseffekt zu zeigen.

Dazu Polizeioberrat Frank Freienberg, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes: "Trotz des erfreulichen Umstandes, dass es im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls gelungen ist, die Anzahl der Straftaten deutlich zu reduzieren und dadurch weiteren Betroffenen und Opfern erhebliches physisches und psychisches Leid zu ersparen, werden wir weiter in diesem Deliktsfeld einen Schwerpunkt im Landkreis Harburg setzen."

Diebstähle von Kfz (sogenannte Komplettentwendungen) wurden im Jahr 2017 123 (134) an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Gerade die zweite Jahreshälfte 2017 zeigt aber in der Eingangsstatistik einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen. Dies wird sich in der PKS des Folgejahres auswirken.

Die organisierten Banden, die in diesem Deliktsfeld tätig sind, fokussieren sich auf hochwertige Fahrzeuge der führenden Automarken. Der materielle Schaden bewegt sich im Bereich von rund 2,5 Millionen EUR. Auffällig ist, dass sehr häufig Fahrzeuge mit einem schlüssellosen Zugangssystem betroffen waren. Die Täterschaft hat technische Verfahren entwickelt, mit denen das Signal des Schlüssels relativ einfach abgefangen und verstärkt werden kann, um den Wagen öffnen und starten zu können. Diesem Phänomen wird mit verstärkter Präventionsarbeit begegnet.

Diebstähle in oder aus Kfz wurden im Jahr 2017 904 (1070) erfasst. Hierbei liegt die Zielrichtung mittlerweile fast ausnahmslos bei der Erlangung der sogenannten Festeinbauten (Navigationssysteme, Airbags). Es ist von einem hohen Organisiertheitsgrad der Täter auszugehen.

Auch die Zahl der Fahrraddiebstähle ist rückläufig. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 688 (896) Fälle gezählt. Nach wie vor sind große Schulzentren und Bahnhöfe mit großen Fahrradstellplätzen die Brennpunkte. Hier scheinen sich aber die ergriffenen Maßnahmen (Videoüberwachung, Fahrradkäfige) positiv auf die Fallzahl auszuwirken.

Ein besonderer Ermittlungskomplex konnte im November 2017 nach mehr als 15 Monaten abgeschlossen werden. Seit August 2016 ermittelten sechs Beamte gegen eine Bande von insgesamt 19 Beschuldigten, die im großen Stil Sattelauflieger und ganze Sattelzüge mit Stückgut entwendet hatten. Die zum Teil internationalen Ermittlungen führten letztlich dazu dass der Kopf der Bande viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Bei zahlreichen Durchsuchungen wurden Beweismittel und Teile der Beute sichergestellt.

Im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte mit einer Gesamtzahl von 2124 (5630) fällen ein deutlicher Rückgang zu erkennen. Hierbei macht sich auch das eingangs erwähnte Umfangsverfahren bemerkbar.

Im Bereich der sonstigen Straftatbestände der deutliche Anstieg von Hausfriedensbrüchen auf 289 (221) auffällig. Zum einen resultiert dies aus dem konsequenten Anzeigeverhalten der Objektbetreuer von Flüchtlingsunterkünften, die bei unrechtmäßigen Aufenthalten in den Unterkünften Anzeigen erstatten. Zum anderen fiel ein 23-jähriger sudanesischer Staatsangehöriger im Raum Buchholz und Jesteburg dadurch auf, dass er trotz Hausverboten in verschiedenen Einzelhandelsgeschäften wiederholt die Geschäfte betrat und somit insgesamt 58 Mal wegen Hausfriedensbruchs angezeigt wurde. Die Serie riss erst ab, nachdem ein Haftbefehl gegen den Mann erwirkt werden konnte.

Bei den Rauschgiftdelikten ist mit insgesamt 877 (797) fällen ein Anstieg zu erkennen. Dies resultiert aus den umfänglichen Ergebnissen verschiedener Ermittlungsgruppen. Häufig führen erste Ermittlungen gegen einzelne Beschuldigte zur Aufdeckung eines großen "Kundenkreises", somit zu einer Zahl an Beschuldigten.

Die Zahl der Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte ist mit 86 (88) fällen nahezu gleich geblieben. Wie bei allen Gewaltdelikten spielt Alkoholbeeinflussung bei der Täterschaft eine Rolle. So standen in 56 Fällen die Beschuldigten unter Alkoholeinfluss.

Die Zahl der durch Flüchtlinge verübten Straftaten ging im Vergleich zum Vorjahr um 183 auf 1089 Fälle zurück. Den Schwerpunkt bildeten hierbei mit 309 (298) Fällen Rohheitsdelikte, häufig auch wechselseitig.

Dazu Polizeipräsident Robert Kruse: "Insgesamt bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden. Unsere gut ausgebildeten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre schwierigen Aufgaben auch 2017 hervorragend erfüllt. Insbesondere die Terrorismuslage und die zunehmende Verlagerung von Straftaten ins Internet fordern von der Polizei flexible Anpassungen. Hierbei darf die persönliche Ansprechbarkeit der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten für die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger nicht aus den Augen verloren werden."

Polizeidirektor Uwe Lehne, Leiter der Polizeiinspektion Harburg fasst die Ergebnisse der PKS wie folgt zusammen: "Die Polizei im Landkreis Harburg hat in schwierigen und unsicheren Zeiten gute Arbeit geleistet. Auch im Jahr 2018 werden wir versuchen, die Region noch ein wenig sicherer zu machen. Hierbei bleibt die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls weiterhin vorrangiges Ziel."

Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Harburg
Polizeihauptkommissar
Jan Krüger
Telefon: 0 41 81 / 285 - 104, Fax -150
Mobil: 0 160 / 972 710 15 od. -19
E-Mail: pressestelle (@) pi-harburg.polizei.niedersachsen.de
www.pi-wl.polizei-nds.de

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