Polizeipräsidium Mittelfranken
POL-MFR: (978) Nürnberger Reisebus von europaweit agierender Bande entwendet
Nürnberg (ots)
Wie aus der beiliegenden gemeinsamen Pressemitteilung von Landeskriminalamt Baden-Württemberg und Staatsanwaltschaft Pforzheim zu ersehen ist, konnte der in der Nacht vom 06./07.07.2006 im Nürnberger Hafengebiet entwendete Omnibus in Gersthofen, Landkreis Augsburg, sichergestellt werden. Es gelang auch, sechs tatverdächtige Bandenmitglieder festzunehmen.
Einzelheiten siehe Anlage.
Peter Grösch
Medieninfo
Stuttgart/Augsburg, 17. Juli 2006 Gemeinsame Pressemitteilung von Landeskriminalamt Baden-Württemberg und Staatsanwaltschaft Pforzheim Landeskriminalamt Baden-Württemberg hebt europaweit agierende Bande mutmaßlicher Reisebusdiebe aus
In der Nacht zum 15. Juli 2006 nahmen baden-württembergische und bayerische Spezialeinsatzkräfte und Ermittler des LKA Baden-Württemberg in Gersthofen/Kreis Augsburg sechs Tatverdächtige im Alter von 24 bis 48 Jahren fest. Diese sollen in der Bundesrepublik und dem europäischen Ausland hochwertige Reisebusse gestohlen, umfrisiert und ins südosteuropäische Ausland weiterverkauft haben. Unter den Verdächtigen befindet sich auch der 48-jährige mutmaßliche Drahtzieher. Die Fahnder schlugen zu, als einer der Verdächtigen einen kurz zuvor in München gestohlenen Reisebus in eine von der Tätergruppierung angemietete Halle im Gersthofen brachte. Die völlig überraschten mutmaßlichen Reisebusdiebe wurden widerstandslos festgenommen. In der Halle befanden sich fünf weitere gestohlene Reisebusse, die in den vergangenen zwei Wochen in Pforzheim, Stuttgart, Nürnberg und München gestohlen worden waren. An der Aktion unter Leitung des LKA Baden-Württemberg waren über 100 Einsatzkräfte, darunter Spezialeinsatzkräfte und Angehörige der Polizeidirektion Augsburg beteiligt. Ein weiteres, 28 Jahre altes mutmaßliches Bandenmitglied wurde am 16. Juli 2006 in Linz/Österreich durch Einsatzkräfte des LKA Oberösterreich festgenommen. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Pforzheim Haftbefehle gegen die sechs Beschuldigten erwirkt. Staatsanwalt Christian Lorenz: "Diese Festnahmen sind ein weiterer Beleg dafür, dass die Zusammenarbeit zwischen Justiz und Polizei nicht nur national, sondern auch international reibungslos, schnell und flexibel funktioniert." Die Festgenommenen wurden dem zuständigen Haftrichter vorgeführt, der ihre Einweisung in verschiedene Vollzugsanstalten anordnete.
Nach einer Häufung von Diebstählen hochwertiger Reisebusse hatte die achtköpfige Ermittlungsgruppe "Sava" des LKA Baden-Württemberg am 19. Juni 2006 die Fahndung nach den Tätern aufgenommen. Die Analyse zurückliegender Taten und neue Reisebusdiebstähle in den vergangenen drei Wochen im Bundesgebiet und im angrenzenden Ausland ließen den Schluss auf eine international agierende Tätergruppierung zu. So wurden seit Herbst 2003 in Deutschland, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Österreich Dutzende hochwertige Reisebusse in- und ausländischer Reisebusunternehmen entwendet. Seit 2004 wurden auch in Baden-Württemberg 14 hochwertige Reisebusse gestohlen: Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald/Freiburg waren es fünf Fälle, in Stuttgart drei, im Schwarzwald-Baar-Kreis zwei, und im Bodenseekreis, im Kreis Heilbronn, in Pforzheim und in Mannheim je ein Fall.
Nachdem zwischen dem 06. und 10. Juli 2006 fünf Reisebusse in Lindau, Nürnberg, Stuttgart, München und Pforzheim entwendet wurden, konnten die mit Hochdruck ermittelnden LKA-Fahnder die Spur der Verdächtigen aufnehmen. LKA-Präsident Klaus Hiller: "Ich freue mich, dass unsere Ermittlungen so schnell zum Erfolg geführt haben. Unsere Strategie, Ermittlungskapazitäten gezielt gegen professionelle, überregional oder über die Landes- und Staatsgrenzen hinweg agierende Tätergruppierungen einzusetzen, ist damit aufgegangen. Baden-Württemberg bleibt für kriminelle Banden ein heißes Pflaster!"
Die aus Serbien, Kroatien und Slowenien stammenden Festgenommenen gingen sehr konspirativ vor und reisten zur Tatbegehung eigens hier ein. Die Busse stahlen die Verdächtigen regelmäßig nachts und fuhren sie dann in die Halle in Gersthofen. Dort frisierten sie die Busse zur Verschiebung ins Ausland um. Hierzu entfernten sie deren ursprüngliche Beschriftung, verfälschten die Fahrgestellnummern und brachten falsche kroatische Kennzeichen an. Zur weiteren Tarnung beschrifteten sie die Busse zuletzt mit dem Design einer existierenden kroatischen Linienbusgesellschaft. Die jetzt sichergestellten Busse haben einen Gesamtwert von ca. 1,5 Millionen Euro. Außerdem wurden Diebeswerkzeug, Tachometer und Bargeld aufgefunden und beschlagnahmt.
Bei der Auswahl ihrer Beute waren die Tatverdächtigen mitunter wählerisch. So ließen sie einen am 10. Juli 2006 in Regensburg entwendeten Reisebus einfach wieder stehen, weil er ihnen aufgrund seiner Ausstattung als Linienbus vermutlich nicht zum Wiederverkauf geeignet erschien.
Zusammen mit in- und ausländischen Strafverfolgungsbehörden prüfen die EG "Sava" und die Staatsanwaltschaft Pforzheim nun, ob weitere Busdiebstähle auf das Konto der Bande gehen. In der Fahrzeughalle wurden Anhaltspunkte gefunden, die darauf hinweisen, dass die Gruppierung auch für zwei Busdiebstähle am 14. Mai 2006 in Augsburg und 15. Mai 2006 in München in Frage kommt.
Die Reisebusse werden am 18. Juli an ihre Eigentümer zurückgegeben. Der Verband der baden-württembergischen Omnibusunternehmer e.V. (WBO), Geschäftsführer Rolf Schmid: "Wir sind erleichtert und freuen uns sehr über den Erfolg des LKA. Einige von unseren geschädigten Busunternehmern sind durch die Diebstähle in ihrer unternehmerischen Existenz bedroht oder sogar ruiniert worden."
In Zusammenarbeit mit dem WBO hat das LKA Baden-Württemberg ein Merkblatt mit "Informationen für Busunternehmer" erarbeitet. LKA-Präsident Klaus Hiller: "Mit diesen Tipps können die Unternehmen und das Fahrpersonal selbst einen wichtigen Beitrag leisten, um das Diebstahlsrisiko ihrer Reisebusse zu verringern."
Zusatz: Das Merkblatt ist unter www.lka-bw.de abrufbar.
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