POL-HH: Kriminalstatistik 2024 Kriminalität in Hamburg sinkt um vier Prozent - Zahl der Tötungsdelikte fast halbiert
Hamburg (ots)
Hamburgs Innensenator Andy Grote, Polizeipräsident Falk Schnabel und der Leiter des Landeskriminalamtes Jan Hieber haben am heutigen Donnerstag (13. Februar) die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2024 vorgestellt.
Wesentliche Ergebnisse:
- Zahl der Straftaten in Hamburg sinkt um 4 Prozent - Aufklärungsquote bleibt auf höchstem Niveau in 27 Jahren - Erfasste Fälle von Mord und Totschlag nahezu halbiert - Anhaltend hohes Niveau bei szene-internen Straftaten in
St. Georg und St. Pauli
- Zahl der Wohnungseinbrüche unter Vor-Pandemie-Niveau
Nach einem Anstieg der von der Polizei erfassten Straftaten im Vorjahr 2023, ist die Kriminalität im Jahr 2024 wieder um 4 Prozent gesunken. In der Langzeitbetrachtung liegt die Zahl der erfassten Straftaten mit 224.913 (-9.328) damit auf dem Niveau des Jahres 2017 und deutlich unter dem der Vorjahre. Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr bei 47,9 Prozent und damit knapp unter dem Niveau des Vorjahres mit 48,2 Prozent. Damit wurden in den letzten beiden Jahren die höchsten Gesamtaufklärungsquoten seit 1997 erreicht.
Gleichzeitig wird die Stadt im Langzeitvergleich (über 45 Jahre) bei anhaltend hohem Bevölkerungswachstum immer sicherer. Bezogen auf die Bevölkerungsentwicklung verzeichnete Hamburg, abgesehen von den Jahren der Corona-Pandemie, nur im Jahr 2019 weniger Straftaten auf 100.000 Einwohner. Demnach war die Kriminalitätsbelastung im Verhältnis zur Bevölkerung und damit das Risiko, von einer Straftat betroffen zu sein, in jedem Jahr vor 2019 höher als aktuell.
Der Rückgang der Kriminalität bildet sich in allen sieben Hamburger Bezirken ab. Während insbesondere die Zahl der Diebstahls-, Rauschgift- und Tankbetrugsdelikte rückläufig ist, steigt erneut die Zahl der sogenannten Kontrolldelikte, darunter Hausfriedensbruch mit einem Plus von 1.398 Fällen (+30,2 Prozent) und Beförderungserschleichung mit einem Plus von 804 Fällen (+11,1 Prozent). Bei fast jeder vierten in der PKS registrierten Straftat handelte es sich in 2024 um ein Kontrolldelikt. Der Großteil der Taten wurde im Innenstadtbereich rund um den Hauptbahnhof registriert.
Ursächlich für diese Entwicklung ist vor allem die massive Erhöhung der Polizeipräsenz im Ortsteil 114, zu dem Teile des Stadtteils St. Georg und der Hauptbahnhof zählen. Mit der Einführung des Waffen- und des Alkoholkonsumverbots und der Ausweitung der Videoüberwachung auf den Bahnhofsvorplatz war es zuletzt gelungen, die Aufenthaltsqualität am Hauptbahnhof spürbar zu stärken und die Zahl der Straftaten, insbesondere der Gewalt- und Diebstahlsdelikte, zu senken. Die "Allianz sicherer Hauptbahnhof" hat sich seit der Gründung Ende 2022 mit den sog. Quattro-Streifen (bestehend aus je einem Mitarbeitenden der Bundespolizei, der Polizei Hamburg, der DB Sicherheit und der Hochbahnwache) zudem zu einem bundesweit beachteten Erfolgsmodell entwickelt, das äußerst positiv wahrgenommen wird. Auch im Umfeld des Hauptbahnhofs und rund um den Hansaplatz hat die Polizei Hamburg ihre Präsenz seit Oktober 2024 massiv verstärkt. Dabei kommen sowohl mobile Streifen wie auch feste Posten rund um den Hansaplatz und an strategisch wichtigen Örtlichkeiten im Stadtteil zum Einsatz. Zudem führt die Polizei Hamburg nahezu wöchentlich Schwerpunkteinsätze durch, davon zuletzt acht in diesem Jahr.
Anhaltend hohes Niveau bei szene-internen Straftaten in St. Georg und St. Pauli
Die hohe Polizeipräsenz und das sehr niedrigschwellige Einschreiten der Einsatzkräfte bildet sich dabei auch in den Zahlen der PKS ab. So ist insbesondere die Zahl der erfassten Delikte im Bereich der Gewaltkriminalität noch einmal gestiegen (+7 Prozent). Der Anstieg um 604 Taten geht dabei fast ausschließlich auf mehr erfasste Delikte in den Stadtteilen St. Pauli (+200 Taten) und St. Georg (+267 Taten) zurück. Dabei ist auffällig, dass aufgrund der erhöhten Polizeipräsenz und der niedrigschwelligen Ansprechbarkeit der Einsatzkräfte vermehrt Taten innerhalb der Drogen- und Trinkerszene zur Anzeige gebracht werden, die ansonsten unentdeckt geblieben wären. Die Anzeigenquote dieser Taten ist üblicherweise sehr gering, da die Betroffenen häufig nicht eigenständig zur Polizei gehen. Zu den Gewaltdelikten gehören insbesondere Raubdelikte. So registrierte die Polizei allein im Stadtteil St. Georg im vergangenen Jahr 660 Raubdelikte und damit 195 mehr als im Vorjahr, woraus auch der Gesamtanstieg in Hamburg um 179 Taten (+8,2 Prozent) resultiert. Im übrigen Stadtgebiet ist die Zahl der Raubdelikte hingegen rückläufig (-8,8 Prozent).
Ähnliches zeigt sich auch bei den Körperverletzungsdelikten. Während die Zahl der einfachen Körperverletzung um 116 Fälle (-1 Prozent) gesunken ist, stieg die Gesamtzahl leicht um +224 Fälle, was insbesondere auf mehr Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung in St. Georg (+71 Taten) und St. Pauli (+88 Fälle) zurückzuführen ist. In diesen beiden Stadtteilen wurde demnach nahezu jede dritte gefährliche Körperverletzung in Hamburg begangen. Auch hier sind die Betroffenen, sowohl auf der Opfer-, aber auch auf der Täterseite, in vielen Fällen der Drogen- und Trinkerszene zuzuordnen. Immer wieder kommt es bei solchen Fällen auch zu einer wechselseitigen Anzeigenerstattung. Im übrigen Stadtgebiet ereignen sich Körperverletzungsdelikte hingegen mit einem Anteil von 33 Prozent häufig im privaten Wohnraum. Hamburgweit waren es im vergangenen Jahr 6.293 Taten (+7,2 Prozent). Unmittelbar am Hauptbahnhof ist die Zahl der Gewaltdelikte zuletzt um -25 Prozent gesunken. Demnach zählte die Bundespolizei im vergangenen Jahr 546 Gewaltdelikte. 2023 waren es noch 720 Gewaltdelikte. Auch in anderen Deliktsbereichen, wie den Eigentumsdelikten, registrierten die Sicherheitspartner der "Allianz sicherer Hauptbahnhof" zuletzt sinkende Fallzahlen.
Die Polizei Hamburg registriert insbesondere im Ortsteil 114, in dem auch das Drob Inn liegt, einen anhaltend hohen Konsum harter Drogen. Zwar sank die Zahl der erfassten Rauschgiftdelikte in der PKS nach der Legalisierung von Cannabis im vergangenen Jahr insgesamt um rund ein Drittel auf 11.313 Fälle (-33,5 Prozent), gleichzeitig stellte die Polizei bei Kokain einen leichten Anstieg der Konsumentendelikte fest. Auch Crack bleibt, trotz eines leichten Rückgangs, weiterhin sehr verbreitet. Die von der Polizei festgestellten Taten des Heroinkonsums gingen dagegen um 242 Fälle (-16,9 Prozent) zurück. Die Polizei geht in enger Zusammenarbeit mit dem BKA und dem Zoll sowie internationalen Partnern konsequent gegen Strukturen der organisierten Kriminalität vor, um den Drogenhandel nachhaltig zu bekämpfen. Im Mai vergangenen Jahres nahm u. a. das Hamburger Hafensicherheitszentrum den Betrieb auf, in dem die Fäden zwischen nationalen und internationalen Ermittlungsbehörden und der Hafenwirtschaft zusammenlaufen. So konnten im September 2024 u.a. 2,1 Tonnen Kokain sichergestellt und eine Gruppierung mit 12 Tatverdächtigen festgenommen werden.
Erfasste Fälle von Mord und Totschlag nahezu halbiert
Die Zahl der in der PKS erfassten Mord- und Totschlagsdelikte hat sich im vergangenen Jahr nahezu halbiert. Insgesamt wurden 40 Delikte aus den Bereichen Mord und Totschlag erfasst, darunter 16 Mordfälle. Das entspricht einem Rückgang um 34 Fälle gegenüber dem Vorjahr (-46 Prozent). 36 der 40 Fälle konnten aufgeklärt werden, damit liegt die Aufklärungsquote bei 90 Prozent. Die Fälle mit Tatmittel Schusswaffe (-50,0 %) gingen ebenfalls deutlich zurück. Nach Einschätzung der Polizei handelt es sich dabei häufig um Fälle, bei denen sich Täter und Opfer vor der Tat kannten. Demgegenüber ist die Wahrscheinlichkeit, als Unbeteiligter Opfer eines Schusswaffengebrauches zu werden, sehr gering. Um insbesondere Straftaten im Umfeld von Organisierter Kriminalität zu bekämpfen, hat die Polizei Hamburg 2022 eine Spezialeinheit (BAO) gegründet, die nach der Entschlüsselung des Messengerdienstes EnroChat und einer damit einhergehenden Welle von Verhaftungen, Ermittlungsverfahren und Sicherstellungen, die Ermittlungen vorantreibt und konsequent nachsetzt. Bis Ende 2024 wurden in der Abteilung für Organisierte Kriminalität des LKA Hamburg insgesamt 337 Ermittlungsverfahren geführt und 338 Haftbefehle vollstreckt.
Bezogen auf die Gesamtkriminalität registrierte die Polizei Hamburg im vergangenen Jahr 154 Fälle (2023: 101), in denen mit einer Schusswaffe geschossen wurde, wobei es sich in mehr als der Hälfte der Fälle (83 Taten) um waffenrechtliche Verstöße ohne Einwirkung gegen Personen handelt, die zum Großteil an Silvester begangen wurden. Lediglich in 24 Fällen wurde ein Schuss aus einer scharfen Schusswaffe abgegeben. Die übrigen Fälle betrafen überwiegen Gas-, Softair- oder Luftdruckpistolen.
Bei den polizeilich registrierten Straftaten unter Verwendung eines Messers registrierte die Polizei im vergangenen Jahr mit 1.266 Fällen lediglich einen leichten Rückgang der Fälle (-0,2 Prozent), wobei es in 867 Fällen bei der Drohung mit einem Messer blieb. Zuletzt hatte Hamburg als erstes Bundesland im Dezember ein Waffenverbot für öffentliche Veranstaltungen, wie den Hamburger Dom, und den gesamten ÖPNV in Hamburg erlassen, mit dem Ziel, durch zielgerichtete Kontrollen möglichst viele Messer und weitere gefährliche Gegenstände sicherzustellen und so die Sicherheit an öffentlichen Orten zu stärken.
Zahl der Wohnungseinbrüche unter Vor-Pandemie-Niveau
Erfreulich stark gesunken ist die Zahl der Diebstahlsdelikte in Hamburg. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 5.863 Fälle weniger registriert als im Vorjahr (-6 Prozent). Gesunken ist auch die Zahl der Wohnungseinbrüche (-2,3 Prozent). Mit einem Rückgang um 72 Fälle auf 3.008 liegt Hamburg damit sogar unter dem Niveau des ersten Corona-Jahres 2020 und weit unter den Zahlen der Vorjahre. In mehr als der Hälfte der Fälle (52,4 Prozent) blieb es beim erfolglosen Versuch. Eine Entwicklung, die nach Einschätzung der Polizei sowohl auf Investitionen der Eigentümer in Sicherheitstechnik, aber auch auf eine verstärkte Kriminalprävention zurückzuführen ist. Zusätzlich zum Präventionsangebot der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in der Caffamacherreihe führen seit dem letzten Jahr auch die Stadtteilpolizisten in den Quartieren regelmäßig kostenfrei und auf Anfrage technische Sicherheitsberatungen für Hamburgerinnen und Hamburger durch. Ansprechpartner sind hier die örtlichen Polizeikommissariate.
Weitere starke Rückgänge verzeichnete die Polizei auch beim Ladendiebstahl (-10,7 Prozent), beim Fahrraddiebstahl (-15,4 Prozent) sowie bei Diebstahlsdelikten rund um den Kraftwagen (-4,4 Prozent). Dagegen wurde im vergangenen Jahr häufiger Komplettentwendungen von Fahrzeugen registriert. Insgesamt stieg die Zahl um 135 Fälle auf 1.717 Taten. Die LKA hat daher im August letzten Jahres eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, um gegen professionelle Autodiebe vorzugehen, die hochwertige Kraftfahrzeuge entwenden und diese ins Ausland verkaufen.
Die Zahl der Betrugsdelikte stagniert mit 30.650 Taten (+0,7 Prozent) auf dem Niveau der beiden Vorjahre. Zugleich konnte die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich um 2,1 Prozent gesteigert werden. Einen Rückgang gab es beim Waren- und Warenkreditbetrug, was auf eine höhere Vorsicht bei den Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch auf Maßnahmen der Warenanbieter zurückzuführen sein dürfte. Die polizeiliche Präventionsarbeit zeigt hier Wirkung.
Wie stark sich Präventionsarbeit und eine gesteigerte Anzeigenbereitschaft auf die PKS auswirken, zeigt sich auch bei der in 2024 erfassten Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (+3,1 Prozent). Ursächlich für den Anstieg um 99 Taten ist neben der bereits seit 2021 registrierten Zunahme bekannt gewordener Fälle von Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie, eine Zunahme bei Fällen von exhibitionistischen Handlungen und Erregung öffentlichen Ärgernisses sowie sexueller Belästigung und Vergewaltigung. Letzteres geht auch auf eine erhöhte Anzeigebereitschaft zurück. Dabei ist erneut auffällig, dass in über 80 Prozent der Fälle eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer bestand. Bei einem Drittel der insgesamt 285 Taten im Jahr 2024 stammte der Täter aus der eigenen Familie.
Bei 13 Prozent aller Opferwerdungen in der Kriminalstatistik handelt es sich um Fälle von Gewalt in Partnerschaften bzw. ehemaligen Partnerschaften. Einen Anstieg der Zahl der Opferwerdungen von Partnerschaftsgewalt gab es vor allem bei gefährlichen Körperverletzungen auf Straßen, Wegen oder Plätzen (+22 Opferwerdungen) und schweren Sexualdelikten wie Vergewaltigungen (+26 Opferwerdungen). Die Polizei appelliert weiterhin, Sexualstraftaten auch in Partnerschaften konsequent anzuzeigen. Nur wenn die Polizei Kenntnis von Straftaten erhält, kann sie umgehend einschreiten und helfen.
Innensenator Andy Grote: "Unser Anspruch war es in diesem Jahr, einerseits die Polizeipräsenz und den Verfolgungsdruck an Orten wie dem Hauptbahnhof und in St. Georg hochzuhalten und zugleich die Zahl der Straftaten nach dem Anstieg im letzten Jahr wieder zu senken. Beides ist unserer Polizei gelungen. Die Zahl der Straftaten in Hamburg ist im vergangenen Jahr um rund vier Prozent gesunken. Das ist eine gute Entwicklung, die wir dem täglichen unermüdlichen Einsatz unserer Polizistinnen und Polizisten zu verdanken haben. Sie zeigt: Hamburg ist eine sehr sichere Stadt und im letzten Jahr noch ein Stück sicherer geworden. Demnach war die Zahl der Straftaten im Verhältnis zur Bevölkerung und damit das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, in jedem Jahr vor 2019 höher als aktuell."
Polizeipräsident Falk Schnabel: "Wir blicken auf ein intensives und forderndes Jahr zurück, die Bilanz kann sich sehen lassen. Die Zahlen belegen, dass wir die Prioritäten richtig gesetzt und erfolgreich gearbeitet haben. Vor allem St. Georg werden wir aber weiterhin im Fokus behalten müssen. Mit unserem umfangreichen Maßnahmenpaket sind wir dort auf dem richtigen Weg, den es konsequent fortzugehen gilt. Mein großer Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag mit großem Engagement alles dafür geben, damit die Menschen in unserer Stadt sicher sind."
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