POL-H: Großkontrollen gegen Alkoholmissbrauch Region Hannover
Hannover (ots)
Die Polizeidirektion Hannover plant zwei weitere Großeinsätze zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs Jugendlicher und junger Erwachsener im öffentlichen Raum. Für den 1. Mai (Himmelfahrt/Vatertag) ist unter Federführung der Polizeiinspektion Garbsen ein Schwerpunkteinsatz mit starken Kräften im Raum Deister/Steinhuder Meer vorgesehen. Am 10. Mai wird abermals eine Schwerpunktkontrolle in Hannovers Innenstadt stattfinden. Polizeipräsident Uwe Binias erklärt dazu: "Wir haben uns zu Beginn dieses Jahres vorgenommen, gegen das bei vielen Jugendlichen modern gewordene Komasaufen vorzugehen, und das werden wir auch weiterhin tun." Der Polizeichef bedankt sich in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass sich mehrere Kommunen mit Fachleuten aus den Bereichen Jugendhilfe und Jugendschutz an diesen Kontrollen beteiligen. Binias erinnert allerdings auch daran, dass der gesetzliche Jugendschutz und damit auch Jugendschutzkontrollen originäre Aufgabe der Kommunen sind. "Nach unserem Eindruck ist das im Raum Hannover auf diesem Feld eingesetzte Personal bereits an seiner Kapazitätsgrenze angekommen. Es wäre aber aus Sicht der Polizei sehr zu wünschen, wenn die Kommunen entsprechende Kontrollen verstärken würden." Besonders die verbotswidrige Abgabe von Alkohol an Jugendliche an Kiosken und Tankstellen, aber auch in Supermärkten und in Gaststätten sollte nach Einschätzung des Polizeipräsidenten schärfer überwacht werden als dies bislang geschieht. "Präventions- und Aufklärungsprogramme sind natürlich sehr zu begrüßen - aber damit allein ist es nicht mehr getan", sagt Binias.
Hintergrund für die Kontrollaktion ist die landesweit - und auch in Hannover - wachsende Zahl von Straftaten, die unter Alkoholeinfluss begangen werden. So ermittelte die Polizeidirektion Hannover im Jahr 2006 noch gegen 184 Jugendliche, die in angetrunkenem Zustand Körperverletzungsdelikte begangen hatten, 2007 registrierte die Polizei im Raum Hannover schon 249 entsprechende Fälle. Darunter waren auch einige schockierende Vorfälle, etwa die Misshandlung eines Obdachlosen am Raschplatz in Hannovers Innenstadt, als angetrunkene Jugendliche auf den hilflosen Mann einschlugen, auf ihn urinierten und das Ganze mit einer Handykamera aufnahmen. Die erste regionsweite Kontrollaktion dieses Jahres (mit Schwerpunkt Innenstadt Hannover) am 23./24. Februar hat entsprechende Ergebnisse gebracht. 437 junge Leute wurden kontrolliert, darunter ein Kind und 166 Jugendliche. Unter den kontrollierten Jugendlichen im öffentlichen Raum standen 90 unter Alkoholeinfluss, darunter waren sieben Jugendliche, die noch keine 16 Jahre alt waren. Die Polizeibeamten erteilten in 41 Fällen Platzverweise. Bei zehn kontrollierten Jugendlichen entschlossen sich die Beamten, die kontrollierten Jugendlichen aufgrund ihres Alkoholisierungsgrades ihren Eltern zuzuführen. Die jungen Leute wurden mit Streifenwagen nach Hause gebracht, und es wurde auch eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 65 Euro erhoben. Die Polizei leitete zudem neun Ordnungswidrigkeitenverfahren - darunter zwei gegen Gewerbetreibende - wegen Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz ein. Zwölf Fälle wurden den Jugendämtern gemeldet.
Zum nächsten Einsatz am 1. Mai (Himmelfahrt): Der Himmelfahrtstag ist traditionell Anlass für so genannte Vatertagstouren, besonders beliebte Ausflugsziele im Raum Hannover an diesem Tag sind der Deister und das Steinhuder Meer. Polizeidirektor Jürgen Ermerling, Chef der für dieses Gebiet zuständigen Polizeiinspektion Garbsen, verweist in diesem Zusammenhang auf unerfreuliche Erfahrungen der vergangenen Jahre: "Jugendliche und Heranwachsende missbrauchen den Himmelfahrtstag immer öfter, um sich in Gruppen bewusst exzessiv zu betrinken. In ihrem alkoholisierten Zustand neigen die jungen Leute dann zu erhöhter Gewaltbereitschaft, und sie stören dabei auch den ansonsten friedlichen Ausflugsverkehr." Ermerling betont vor diesem Hintergrund, dass sich der Großeinsatz keinesfalls gegen den normalen Vatertagsausflug richtet. "Wir wollen aber das Komasaufen mit den entsprechenden Folgen so weit es geht unterbinden." Als Brennpunkte haben sich schon in den vergangenen Jahren die Bereiche "Kreuzbuche" im Deister sowie am Steinhuder Meer die "Badeinsel" und die "Weiße Düne" herauskristallisiert - dort haben sich in der Vergangenheit mehrere hundert Jugendliche und Heranwachsende versammelt, und vor allem ab dem späten Nachmittag ist es auch zu Auseinandersetzungen mit Polizeibeamten gekommen. Die PI Garbsen wird sich dieses Jahr auf die bekannten Brennpunkte konzentrieren. "Wir werden aber auch an anderen Orten sehr rasch Kräfte konzentrieren können, sofern dies erforderlich ist", versichert Ermerling.
Die "große Unbekannte" an diesem Tag ist noch das ungewöhnliche Zusammenfallen der Feiertage 1. Mai und Himmelfahrt. Polizeipräsident Binias betont, dass die Beamten behördenweit schon in der Nacht zum 1. Mai, wenn zahlreiche Tanz-in-den-Mai-Veranstaltungen zu erwarten sind, die Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs in den Focus nehmen werden - wobei der Kontrollschwerpunkt am Himmelfahrtsstag selbst im Raum Deister/Steinhuder Meer liegen wird. Der Einsatz der Inspektion Garbsen wird unterstützt von Kräften der Bereitschaftspolizei, von berittener Polizei und von speziell ausgebildeten Konfliktmanagern. Eingebunden sind zudem das Forstamt Lauenau, die örtlich zuständigen Kommunen, das Jugendamt der Region Hannover sowie die Jugendhilfestellen der Städte Barsinghausen, Garbsen, Neustadt a.R., und Wunstorf. Die polizeilichen Maßnahmen sehen vor, besonders Jugendliche und Heranwachsende gezielt anzusprechen und sie auf die Gefahren und Folgen des Alkoholmissbrauchs hinzuweisen. Betrunkene Jugendliche werden in Gewahrsam genommen. Eltern werden informiert und bekommen Gelegenheit, ihre Kinder abzuholen. In Einzelfällen kann es auch vorkommen, dass Jugendliche durch die Polizei kostenpflichtig nach Hause transportiert werden. Für die Kreuzbuche im Deister wird die Stadt Barsinghausen am Himmelfahrtstag ein Aufenthaltsverbot aussprechen, die Polizei wird dies durchsetzen. "Die Polizei wird unter dem Motto ,Agieren vor reagieren' konsequent und niedrigschwellig einschreiten", kündigt der Inspektionsleiter an.
Zur Kontrollaktion am 10. Mai: Nach dem Einsatz vom 23. Februar wird am 10. Mai erneut die Innenstadt Hannovers Ziel einer Schwerpunktkontrolle der Polizei sein. Die Inspektion Mitte wird sich dabei wiederum auf den Alkoholmissbrauch von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im öffentlichen Raum konzentrieren. Das Jugendamt der Landeshauptstadt Hannover wird sich mit vier Mitarbeitern an der Kontrolle beteiligen. Olaf Gösmann, Leiter der Polizeiinspektion Mitte, kündigt aber vor allem die Bekämpfung von oft alkoholbedingten Straftaten an. Die Beamten wollen besonders konsequent gegen betrunkene Randalierer vorgehen, etwa in Fällen von Körperverletzung und Sachbeschädigung. Die Polizeidirektion Hannover weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich daraufhin, dass laut Jugendschutzgesetz Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren in der Öffentlichkeit keinerlei Alkohol trinken dürfen, 16- und 17-Jährige dürfen keine branntweinhaltigen Getränke zu sich nehmen. Verboten ist ebenfalls die Abgabe von Alkohol an Angehörige der entsprechenden Altersgruppen, dieses Verbot gilt auch für die nicht gewerbliche Abgabe.
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