Polizeiinspektion Verden / Osterholz
POL-VER: Weniger Schwerverletzte ++ Höchste Unfallrisiken bleiben hohe Geschwindigkeiten, Ablenkungen im Fahrzeug ++ Polizei Osterholz und Landkreis Osterholz veröffentlichen Verkehrsunfallstatistik 2019
Landkreis Osterholz (ots)
In einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten der Landkreis Osterholz und die Polizeiinspektion Verden/Osterholz heute die offiziellen Zahlen der Verkehrsunfallstatistik 2018 für den Bereich des Landkreises Osterholz.
1. Gesamtunfallzahlen
Die Gesamtunfallzahl im Landkreis Osterholz ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,59 % auf nunmehr 2.711 zurückgegangen (2017: 2.812). Gleichzeitig hält der Trend bei den Zulassungszahlen an: Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge um 10.769 Fahrzeuge auf nunmehr insgesamt 84.767 Fahrzeuge an (2017: 83.454). Die Anzahl der Verkehrsunfälle je 10.000 Fahrzeuge sowie auch je 10.000 Einwohner ist im vergangenen Jahr hingegen gesunken.
2. Schwere Verkehrsunfälle / Getötete
Im Jahr 2018 ist die Anzahl der auf den Straßen des Landkreises Osterholz getöteten Menschen von drei auf vier Personen gestiegen. Aus der Analyse der Unfallorte und Unfallhergänge ergeben sich keine Handlungsschwerpunkte für die Kommune oder die Polizei. Die Ursachen für diese Tragödien sind individuell sehr unterschiedlich.
Im Jahr 2018 wurden im Landkreis Osterholz 47 Personen schwer verletzt. Insgesamt ist die Anzahl der Schwerverletzten bei Betrachtung des Zehnjahreszeitraumes rückläufig, hat jedoch in diesem Jahr den tiefsten Stand in diesem Zeitraum erreicht.
In der Risikogruppe der "Jungen Fahranfänger" (18-24 Jahre) verzeichnete die Polizei im Jahr 2018 mit sechs Schwerverletzten weniger als im Vorjahr (2017:10). Während in 2017 noch zwei junge Fahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen, waren 2018 in dieser Gruppe keine Todesopfer zu beklagen. Bei den "Senioren" (über 64 Jahre) wurde in dieser Kategorie ein erneuter leichter Zuwachs auf nunmehr 16 Schwerverletzte registriert (2017: 11). In 2018 kamen drei Menschen dieser Gruppe ums Leben (2017: 0).
Die Gruppe der Senioren als Verkehrsteilnehmer steigt in den letzten Jahren stetig. Die Menschen ab 64 sind aufgrund körperlicher Veränderungen weiterhin erhöhten Risiken ausgesetzt, die wir auch weiterhin in verschiedenen Präventionsveranstaltungen thematisieren werden. Jeder kann das persönliche Risiko durch verändertes Verhalten im Straßenverkehr verändern", so Marcus Neumann, Sachbearbeiter Verkehr und Unfallanalytiker in der Polizeiinspektion Verden/Osterholz
3. Unfallursachen
Nach der Unfallursache "Fehler beim Wenden/Rückwärtsfahren" (607), bei dem es sich häufig um Rangierunfälle mit Blechschäden auf Parkplätzen handelt, steigen die Wildunfälle (626) wieder an.
Das nichtangepasste Fahrverhalten (582) in Form von zu hohen Geschwindigkeiten (137) oder Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes (445), stellt eine Hauptunfallursache im Landkreis Osterholz dar. Das Fehlverhalten kann in unterschiedlichen Arten wie Missachtung von Örtlichkeiten, Umgebung und geltenden Verkehrsregeln im Straßenverkehr erscheinen.
Polizei und Landkreis Verden haben aufgrund steigender Zahlen in diesen Bereichen der Unfallursachen neben der Präventionsarbeit sowohl die eigenen Kontrollaktionen als auch die Zusammenarbeit stetig aufrechterhalten.
"Unsere Grundkonzeption bildet sich aus vielfältigen Präventionsmaßnahmen und altbewährten und weiterentwickelten Kontrollmechanismen. Sie setzen an den Hauptunfallursachen an und sollen den Menschen die Gefahren ihres Verhaltens aufzeigen, damit sie nicht nur sich, sondern auch Unbeteiligten unnötiges Leid ersparen können", so Uwe Jordan, Leiter der Polizeiinspektion Verden/Osterholz.
Bei der Verkehrsunfallaufnahme stoßen die Beamten zunehmend auf Abläufe, die mit den klassischen Unfallursachen nicht vereinbar sind. Hierunter sind Unfallhergänge zu verstehen, bei denen Verkehrsteilnehmer in einer Kurve geradeausfahren, innerorts gegen am Straßenrand geparkte Fahrzeuge oder auf einer Autobahn auf einen vorausfahrenden Lkw auffahren.
Diese Unfallabläufe dürften auf Ablenkungen innerhalb des Fahrzeugs zurückzuführen sein, die bereits seit dem letzten Jahr einen Handlungsschwerpunkt in der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit darstellt. Eine Ablenkung kann durch Alltagssituationen wie eine Diskussion während der Fahrt oder das verbotene Bedienen eines Mobiltelefons geschehen.
Thomas Bruse, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes des Polizeikommissariats Osterholz Einsatz zur Ausrichtung der Verkehrsarbeit: "Aus diesem Grund setzt sich die Polizei gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern durch eine ganzheitliche und flächendeckende ausgerichtete Verkehrssicherheitsarbeit dafür ein, die Gefahren und Risiken nachhaltig zu reduzieren. Im Fokus der Verkehrsüberwachung und Verkehrsunfallprävention stehen die Unfallursachen wie zu hohe Geschwindigkeit und Abstand und gerade auch die Ablenkung im Straßenverkehr durch die Benutzung von Handys."
Als weitere Unfallursachen folgten Vorfahrtsmissachtungen (200) und Abbiegeunfälle (89). 47 Mal spielte die Beeinflussung durch Alkohol oder Drogen eine Rolle.
4. Unfälle im Zusammenhang mit Motorrad- und Fahrradfahrern
Bei der Zahl der Motorradunfälle sind die gleichen Schwankungen wie in den Vorjahren festzustellen. Die Zahl der Radunfälle blieb auf gleichem Niveau (2018: 135, 2017: 133).
Pedelecs und E-Bikes spielen noch immer eine untergeordnete, aber stark steigende Rolle in der Unfallstatistik. 2018 wurden im Landkreis Osterholz 14 Unfälle mit den motorunterstützten Zweirädern registriert, zehn mehr als im Vorjahr. Dabei gab es drei Leichtverletzte.
5. Trunkenheit / Drogen im Straßenverkehr
Die Zahl der alkoholisierten Fahrzeugführer, die bei Verkehrskontrollen oder als Unfallbeteiligte festgestellt wurden, unterliegt leichten Schwankungen. Im Rahmen von Verkehrskontrollen wurden im Jahr 2018 73 alkoholisierte Personen ertappt (2018: 72). Bei Verkehrsunfallaufnahmen wurde darüber hinaus 32 Mal registriert, dass ein Unfallbeteiligter alkoholisiert war (2017: 24).
Fast verdoppelt hat sich die Anzahl der festgestellten Fahrten im berauschten Zustand und damit den höchsten Wert im Zehnjahresvergleich erreicht. 56 Fahrerinnen und Fahrer waren im Jahr 2018 in einer Polizeikontrolle in einem Rauschzustand (2017: 30). In 2018 wie im Vorjahr in Unfälle verwickelt, wurden vier Fahrer unter dem Einfluss von Drogen.
Die gestiegenen Zahlen hängen sicherlich auch mit den weiter verbesserten Kontrollen und den Erkennungsmöglichkeiten durch speziell geschulte Polizisten und Polizistinnen zusammen.
6. Verkehrsunfallfluchten
Mit einem Anstieg der Unfallfluchten auf 524 Fälle (2018: 470), steigt das hohe Niveau von Verursachern, die sich zunächst nicht zu erkennen geben oder die Unfallstelle ohne Angaben zu ihrer Person verlassen, erneut an. Bezogen auf die Gesamtzahl aller Unfälle bedeutet dies, dass in etwa jedem fünften aller gemeldeten Verkehrsunfälle im Landkreis Osterholz (19,32 %) der Verursacher flüchtet. 40,27% dieser Straftaten konnten aufgeklärt werden. Gleichzeitig flüchteten weniger Menschen bei Unfällen, bei denen jemand verletzt wurde: Hier sank die Zahl auf 23 (2018: 35). Die Aufklärungsquote ist auf 39,1% gesunken.
7. Maßnahmen für den sicheren Straßenverkehr im Landkreis Osterholz
Die Verkehrssicherheitsarbeit hat viele Facetten, von der Verkehrskontrolle mit anschließendem Gespräch zwischen dem Polizeibeamten und dem Autofahrer bis hin zu den vielen Projekten des Präventionsteams der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. Dabei wird im Sinne des "lebenslangen Lernens" ein breites Spektrum an Altersklassen erreicht - vom Vorschulalter bis zum Seniorenalter.
Bewährt hat sich der Schulterschluss zwischen Landkreis Osterholz, der Polizeiinspektion Verden/Osterholz und weiterer Kooperationspartner. Jedes Jahr werden unterschiedliche Projekte umgesetzt, die allesamt das Ziel haben, den Straßenverkehr sicherer zu machen. Hier eine Auflistung wesentlicher Projekte:
7.1 Finanzierung der Verkehrssicherheitsarbeit
"Der Landkreis Osterholz blitzt mit drei mobilen Anlagen - im ganzen Landkreis, tagsüber und nachts, werktags und am Wochenende. Das hilft, Unfälle durch zu hohe Geschwindigkeit zu vermeiden. Die Überschüsse aus dieser kommunalen Verkehrsüberwachung nutzen wir nach wie vor zur Verbesserung der Verkehrssicherheit im Landkreis Osterholz", betonte Landrat Bernd Lütjen. Auf diese Weise werden unterschiedliche Projekte finanziert, wie das Pkw-Sicherheitstraining an Schulen, die Verkehrserziehung an Kindergärten, die Verkehrssicherheitsberatungen durch die Polizei, die Verkehrssicherheitstage oder das Fahrschulprojekt. Auf Grundlage von Beschlüssen der zuständigen Kreistagsgremien wird der Landkreis auch in diesem Jahr den gesamten Überschuss aus der kommunalen Verkehrsüberwachung des Vorjahres verwenden und mehr als 600.000 EUR für verkehrssichernde Maßnahmen ausgeben.
7.2 Projekte/Vorträge
7.2.1 Fahrsicherheitstrainings für Fahranfänger
Jedes Jahr zeigt die Unfallstatistik aufs Neue, dass junge Fahranfänger im Straßenverkehr stark gefährdet sind. Gründe dafür sind u. a. mangelnde Fahrerfahrung und unzureichende Fahrzeugbeherrschung. Aus diesem Grund bietet der Landkreis Osterholz den jungen Fahrern die Möglichkeit, kostenfrei an einem Fahrsicherheitstraining des ADAC Weser Ems e.V. in Bremen-Mahndorf teilzunehmen.
7.2.2 Junge Fahrer (Schule)
Die Polizei klärt Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgänge, die in diesem Alter oftmals als Beifahrer bei Fahranfänger mitfahren, zum Thema Alkohol- und Drogenkonsum und den Auswirkungen auf den Straßenverkehr auf und sensibilisiert sie dadurch.
7.2.3 Fahrschulprojekt
Das Fahrschulprojekt, das in der Polizeiinspektion Verden/Osterholz in Kooperation mit dem Fahrlehrerverband durchgeführt wird, wird vom Landkreis Osterholz finanziell unterstützt und im bekannten Umfang weitergeführt.
7.2.4 Alte Hasen - Sicher im Straßenverkehr
Der Vortrag "Alte Hasen - Sicher im Straßenverkehr" vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Verden/Osterholz erreicht die Gruppe der erfahrenen Verkehrsteilnehmer. Die Veranstaltungen werden regelmäßig bei der Polizei angeboten, können aber auf Nachfrage auch von Gruppen angefragt werden.
7.2.5 Gutscheine für Fahrfitnesschecks
Autofahrer ab 70 Jahren haben die Möglichkeit kostenfrei an einem Fahrfitnesscheck bei einem externen Unternehmen (ADAC, DEKRA, TÜV, PIMA) teilzunehmen, finanziert aus Mitteln der Verkehrsüberwachung des Landkreises.
Erhältlich sind die Gutscheine in den Rathäusern, den Polizeidienststellen, im Kreishaus sowie bei den örtlichen Seniorenbeiräten.
Auch die Verkehrswachten bieten im Landkreis ein entsprechendes Programm "Fit im Auto" an.
7.3 Verkehrssicherheitstage
Innerhalb der Polizeiinspektion Verden/Osterholz werden jedes Jahr Verkehrssicherheitstage veranstaltet - abwechselnd in den Landkreisen Osterholz und Verden.
2018 fand die Veranstaltung für junge Fahrer/innen in Verden in Kooperation mit der BBS Verden statt. An dem Tag selbst wurden Workshops und Vorträge angeboten, die in den Folgetagen gemeinsam mit der Fachstelle Sucht und Suchtprävention intensiv nachbereitet wurden.
Im Herbst 2019 wird den jungen Fahrer/innen in Osterholz in Kooperation mit der BBS Osterholz eine ähnliche Veranstaltung geboten werden können.
7.4 Verkehrsschauen
Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit finden anlassbezogen Verkehrsschauen statt. Einzelfallbezogen finden Überprüfungen von Verkehrseinrichtungen und Verkehrszeichen vor Ort statt. Diese Überprüfungen fallen in der Regel auf Antragstellungen von Privatpersonen aber auch der örtlichen Kommunen an.
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