BKA: BKA veröffentlicht "Lagebild Menschenhandel 2002"
Opfer
überwiegend aus mittel- und osteuropäischen Staaten
Wiesbaden (ots)
Das Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlicht heute seine jährliche Lagedarstellung zum Deliktsfeld Menschenhandel. Die Grundlage bilden dabei alle Ermittlungsverfahren, die wegen des Verdachts des Menschenhandels bzw. schweren Menschenhandels (§§ 180b, 181 StGB) zum Nachteil ausländischer Opfer von den Länderdienststellen, dem Bundesgrenzschutz (BGS) und dem BKA eingeleitet wurden. Für das Jahr 2002 wurden Angaben zu insgesamt 289 Ermittlungsverfahren für das Lagebild zugeliefert, fast sechs Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Zahl der gemeldeten Opfer lag im vergangenen Jahr mit gut 800 um fast ein Fünftel niedriger als 2001 (987 Opfer). Unverändert stammen die Opfer überwiegend aus den mittel- und osteuropäischen Staaten. Hauptherkunftsländer sind dabei Russland (17,6 Prozent), Litauen (14,7 Prozent) und Bulgarien (11,2 Prozent). Knapp fünf Prozent der festgestellten Opfer sind minderjährig, darunter allerdings keines unter 15 Jahren. Über die Hälfte wurde bei der Anwerbung über den wahren Grund der Einreise getäuscht; fast 40 Prozent wurden professionell (zum Beispiel durch so genannte Künstleragenturen oder durch Zeitungsinserate) angeworben.
Die Anzahl der Tatverdächtigen stieg im Jahr 2002 gegenüber dem Vorjahr um knapp zehn Prozent auf 821 an (2001: 747 Tatverdächtige). Den überwiegenden Anteil stellen dabei deutsche Staatsangehörige - sie machen fast zwei Fünftel der Tatverdächtigen aus. Allerdings wurden 54 der 325 deutschen Tatverdächtigen nicht in Deutschland geboren. Besonders bemerkenswert ist, dass rund ein Viertel der Tatverdächtigen Frauen sind.
In Bezug auf die Tatausführung ist festzuhalten, dass psychische und physische Gewalteinwirkung gegen die Opfer im Zusammenhang mit der Aufnahme oder Fortführung von Prostitution nach wie vor eine bedeutende Rolle spielt. Dementsprechende Angaben lagen bei fast zwei Drittel der Opfer vor (514 von 811 Opfern). Bei mehr als 200 Frauen wurde Gewalt angewandt, wobei auffällig ist, dass insbesondere bei Opfern aus Osteuropa eine überdurchschnittliche Gewaltanwendung festgestellt wurde.
Beim Deliktsfeld Menschenhandel spielt die Aussagebereitschaft von Opferzeuginnen für die Anklageerhebung und Verfahrensführung eine große Rolle. Bei der Betreuung der Opferzeuginnen während ihres Aufenthaltes in Deutschland kooperieren die Strafverfolgungsbehörden häufig eng mit nichtstaatlichen Fachberatungsstellen. Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr mehr als fünf Prozent der Opfer in ein polizeiliches Zeugenschutzprogramm aufgenommen.
Zu einem Viertel der gemeldeten Ermittlungsverfahren (69 von insgesamt 289) liegen dem Bundeskriminalamt Angaben zu den geschätzten illegal erlangten Vermögenswerten vor. Diese beliefen sich schätzungsweise auf knapp 8,5 Millionen (gegenüber gut 5,7 Millionen im Jahr 2001). Um Menschhandel nachhaltig zu bekämpfen, ist es in Analogie zu anderen Erscheinungsformen der Organisierten Kriminalität unabdingbar, gezielte Maßnahmen zur Vermögensabschöpfung durchzuführen. Im Jahr 2002 wurden insgesamt illegal erlangte Vermögenswerte in Höhe von knapp 1,6 Millionen abgeschöpft.
Fazit: Nach wie vor sind mittel - und osteuropäische Staaten als Herkunftsland von Opfern und Tatverdächtigen des Menschenhandels von zentraler Bedeutung. Das Bundeskriminalamt wird die internationale Zusammenarbeit mit diesen Staaten daher weiter intensivieren.
Das "Lagebild Menschenhandel 2002" ist ab sofort im Internet unter www.bka.de abrufbar.
ots-Originaltext: Bundeskriminalamt
Digitale Pressemappe: http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?firmaid=7
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