BKA: Das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Köln teilen mit: Bundesweite Exekutivmaßnahmen gegen "Computerhacker"
Wiesbaden (ots)
In einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Köln vollstreckten die zuständigen Polizeidienststellen am 16.03.2004 in 15 Bundesländern insgesamt 132 Durchsuchungsbeschlüsse gegen Beschuldigte wegen des Verdachts der Computersabotage, Datenveränderung und anderer Straftaten gegen Mitglieder des Internetforums "Liquid FXP". Am 18.03.04 werden weitere 337 Durchsuchungsbeschlüsse gemäss § 103 StPO bei den betroffenen Firmen und Institutionen der gehackten Server vollstreckt. Die Maßnahmen stehen unter der Leitung des ermittlungsführenden Kriminalkommissariats 21 des Landrats des Rhein-Erft-Kreises als Kreispolizeibehörde / NW mit Unterstützung des BKA.
Hierbei handelt es sich um die erste bundesweite Durchsuchungsaktion gegen sämtliche in Deutschland wohnende Mitglieder eines Internetforums (auch als "Hackerboard" bezeichnet), die im Verdacht stehen, über das Internet eine Art Tauschbörse betrieben zu haben, in der Raubkopien von aktueller Software, Spielen, Filmen und Musik allen Mitgliedern zum Download bereitgestellt wurden.
Ausgangspunkt der Durchsuchungen ist ein Ermittlungsverfahren, das die "Zentrale Kriminalitätsbekämpfung" / Kriminalkommissariat 21 in Hürth / NW seit September 2003 gegen ein Mitglied des Internetforums wegen des Verdachts der Kreditkartenfälschung führt. Mit Unterstützung des BKA konnten in dem Verfahren die gesicherten Daten ausgewertet werden und erlaubten den ermittelnden Dienststellen einen konkreten Einblick in den Aufbau, die Organisation und die Tätigkeiten des Forums.
Die Auswertung ergab folgende Erkenntnisse:
- Der Gruppierung gehören 476 Mitglieder aus insgesamt 33 Staaten an. Im Rahmen einer streng hierarchischen Gliederung betrieben sie arbeitsteilig (scannen, hacken, uploaden) eine Art Tauschbörse für Raubkopien über das Internet. In Deutschland konnten 126 Ver- dächtige identifiziert werden.
- Von den Mitgliedern des Forums wurden weltweit insgesamt 11.820 Server mit Sicherheitslücken festgestellt. In diese Server wurde illegal eingedrungen ("gehackt") und es wurden eigene Server (FTP- Server) installiert, damit dort die Raubkopien für alle Mitglieder eingestellt werden konnten. Die Auswertung ergab, dass sich die Standorte der 11.820 Server auf 83 verschiedene Staaten verteilen. In Deutschland wurden insgesamt 619 Server von 344 verschiedenen Firmen und Institutionen gehackt.
- Nach bisherigen Erkenntnissen wurden auf den "gehackten" Servern von der Gruppierung über 2.500 verschiedene Computerprogramme, Spielfilme und Musikdateien gespeichert, bei denen es sich nach einer ersten Überprüfung der GVU (Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V.) überwiegend um Raubkopien handelt.
Gegen 126 in Deutschland wohnende Mitglieder des Internetforums wurden von der Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Computersabotage, Datenveränderung und anderer Straftaten eingeleitet und Durchsuchungsbeschlüsse beim Amtsge- richt Köln erwirkt. Nach Abschluss der bundesweiten Durchsuchungsaktion werden die Ermittlungsverfahren bei den örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften und Polizeidienststellen weiter bearbeitet werden.
ots-Originaltext: Bundeskriminalamt
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