Bundespolizeidirektion Sankt Augustin
BPOL NRW: Vermummte besprühen S1 im Bahnhof Mülheim (Ruhr)-Styrum -Bundes- und Landespolizei im Einsatz
Mülheim (ots)
Gestern Abend (30. November) begaben sich vier Graffiti Sprayer am Bahnhof in Mülheim (Ruhr)-Styrum in Lebensgefahr. Sie begaben sich beim Halt der S-Bahn 1 in die Gleisanlagen und besprühten den Zug auf einer Fläche von circa 26 Quadratmetern. Es entstand ein Schaden von circa 1.300 Euro.
Gegen 22:30 Uhr hielt die S-Bahn 1 im Bahnhof Styrum. Nach Angaben des Triebfahrzeugführers näherten sich vier vermummte Personen dem Zug von der Bahnsteig abgewandten Seite und begannen damit, den Zug mit Lackfarbe zu besprühen.
Daraufhin informierte der Triebfahrzeugführer die Polizei und fertigte Fotos von den Tatverdächtigen. Diese besprühten den Zug auf einer Fläche von 26 Quadratmetern und flüchteten, noch bevor Einsatzkräfte von Bundes- und Landespolizei eintrafen.
Die Bundespolizei leitete ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung ein. Personen, die Hinweise zu den Verursachern geben können, werden gebeten, sich mit der Bundespolizei unter der kostenfreien Servicenummer 0800 6 888 000 in Verbindung zu setzen.
Hintergrund:
Für Jugendliche ist es häufig nur ein Streich, der Kick etwas Verbotenes zu tun, die Suche nach Anerkennung in der Szene - also nicht weiter schlimm. Für die Deutsche Bahn bedeutet es jährlich immense Ausgaben: Graffiti und Vandalismus. Der Schaden, der der DB dadurch entsteht, beläuft sich im Jahr 2018 auf 38 Millionen Euro.
Die Entfernung von Graffiti erfordert Erfahrung und Fachwissen. Aufwand, Umweltbelastung und Kosten sind enorm. Um die aufgesprühte Farbe vom Lack der Züge zu entfernen, werden stark reizende Chemikalien eingesetzt. Die Reinigung der Züge ist daher nur in speziell ausgestatteten Werkstätten unter Einhaltung von strengen Arbeits- und Umweltvorschriften möglich. Speziell geschulte Mitarbeiter der DB müssen die einzelnen Farbschichten in häufig zeitintensiver und mühsamer Handarbeit Schicht um Schicht abtragen. Dabei greifen die Chemikalien die darunterliegenden Lack- und Folienschichten der Züge an. Lösungsmittelfreie und umweltfreundliche Lacke sind nach der zweiten "chemischen Reinigung" zerstört und müssen komplett erneuert werden. Für die Reinigung eines Nahverkehrs-Triebwagens benötigen zwei bis drei Fachkräfte einen ganzen Arbeitstag. Die Kosten variieren je nach Größe und Schichtdicke des Graffitis. Die Neulackierung eines Triebwagens kostet bis zu 30.000 Euro und dauert rund sieben Tage.
Auch Stützmauern, Gebäude und Lärmschutzwände sind immer wieder Ziel von Farbschmierereien. Vor allem bei historischen Bauwerken ist die Entfernung oft problematisch und erfordert den Einsatz von hochqualifizierten Fachleuten. Bei Gebäuden aus Sandstein frisst sich der Lack regelrecht in das Gestein und kann nur durch eine teure Sandstrahlbehandlung entfernt werden. In anderen Fällen müssen Graffitiflächen immer wieder überstrichen werden, was die Luftdurchlässigkeit des Steins beeinträchtigt. Dann drohen Mauerschimmel und Feuchtigkeitsschäden. Damit die Wände weiter atmen können, erhalten viele Gebäude zum Schutz vor Graffiti Beschichtungen aus mikroporösem Wachs.
Sobald öffentliches oder privates Eigentum illegal bemalt wird, handelt es sich um Sachbeschädigung. In Extremfällen drohen den Tätern bis zu zwei Jahre Gefängnis. Die Bahn erstattet grundsätzlich bei jedem Vandalismusdelikt Strafanzeige. Alle Verschmutzungen werden dokumentiert: "tags" und "pieces" werden fotografiert, um sie den Tätern zuzuordnen und Schadensersatz fordern zu können. Was den wenigsten Tätern klar ist: Auch wenn sie strafrechtlich unter das Jugendstrafrecht fallen und oft sogar ohne Strafe davonkommen, kann die DB den materiellen Schaden als zivilrechtliche Forderung über 30 Jahre im Nachhinein geltend machen. Beträge von oft vielen Tausend Euro können so noch Jahre später eingefordert werden, auch wenn der Täter zum Zeitpunkt der Tat minderjährig war oder kein Einkommen hatte.
Wird der Bahnbetrieb gestört, erfolgt eine Anzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Dabei vergessen Sprayer oft, dass sie sich bei ihren Aktionen in Lebensgefahr begeben. Berührungen mit Stromleitungen oder fahrenden Züge führen oft zu lebensgefährlichen Verletzungen.
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