POL-DN: Chronischer Betrüger sitzt in Haft
Kreis Düren (ots)
Eine enge Zusammenarbeit der Polizei- und Justizbehörden in der Euregio war Garant für die Festnahme eines bereits langjährig gesuchten Betrügers, der unter falscher Identität vom benachbarten Ausland aus agierte.
Inzwischen sind die Ermittlungen der zuständigen Kriminalbeamten aus der Kreispolizeibehörde Düren gegen einen 43 Jahre alten Deutschen aus der Region weitestgehend abgeschlossen. Der Mann, der inzwischen von der belgischen an die deutsche Justiz überstellt wurde, befindet sich derzeit in einer Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft. Bei den intensiven Polizeirecherchen kamen erstaunliche Dinge zu Tage, die ihm nun im Rahmen eines umfangreichen Strafverfahrens zur Last gelegt werden.
Der 43-Jährige, der früher im Kreis Düren gelebt hat, war bereits vor gut zehn Jahren wegen verschiedenster Betrugsdelikte in den Fokus der Justiz geraten.
Vor mehreren Jahren stand deswegen für ihn die Hauptverhandlung vor einem deutschen Gericht unmittelbar bevor, bei der er mit einer Verurteilung wegen Urkundenfälschung und einer Inhaftierung hätte rechnen müssen. Aus dieser für ihn prekären Situation hatte der chronische Betrüger sich kurzerhand einen Ausweg gebastelt, indem er sich mittels einer gefälschten Todesbescheinigung und einer ebenso unechten Sterbeurkunde kurzerhand selbst für tot erklärte. Daraufhin war das gegen ihn gerichtete Verfahren zunächst eingestellt worden.
Einige Monate später stellte sich aufgrund anderer polizeilicher Ermittlungen heraus, dass der Beschuldigte noch lebte. Inzwischen war er jedoch untergetaucht. Fortan wurde er über Jahre mittels mehrerer Haftbefehle gesucht.
Weitere Ermittlungsansätze ergaben sich erst wieder im Jahr 2011, als eine Krankenversicherung anzeigte, dass sich jemand in einem belgischen Krankenhaus mit einer abhanden gekommenen Krankenversicherungskarte hatte behandeln lassen. Die Spur führte zu einem der Polizei bereits bekannten Konto, das offenbar vom Beschuldigten benutzt wurde.
Auswertungen der Kontobewegungen und andere Ermittlungsergebnisse erbrachten jetzt Hinweise darauf, dass er offenbar mit perfidem Vorsatz zwei Risikolebensversicherungen online bei einem deutschen Versicherungsunternehmen abgeschlossen hatte. Dabei hatte er es unter Verwendung unechter Urkunden geschafft, zwei nicht existente Frauen als Versicherungsnehmerinnen registrieren zu lassen. Diese wollte der chronische Betrüger offensichtlich zu einem späteren Zeitpunkt "sterben lassen", um dann als Bezugsberechtigter die Versicherungsleistungen in Empfang zu nehmen. Da er für diese Versicherungen jedoch postalisch erreichbar sein musste, hatte er dafür seine aktuelle Anschrift in Belgien angegeben, wo er unter falschen Personalien lebte.
Weitere Kontoauswertungen ergaben Hinweise auf noch andere dreist inszenierte Betrugsdelikte. Zunächst schloss der Täter bei einer Berufsgenossenschaft eine Unfallversicherung als selbstständiger Heilpraktiker ab. Schließlich gaukelte er mit aller kriminellen Geschicklichkeit und mal wieder gefälschten Unterlagen der Berufsgenossenschaft seinen eigenen Tod vor, so dass er für eine frei erfundene Ehefrau, bis zu seiner späteren Festnahme, die ansehnliche Summe von über 80000 Euro an Sterbegeld und Witwenrente kassierte. Der Beschuldigte war bisher noch nie verheiratet.
Auch eine Haftpflichtversicherung wurde zur Kasse gebeten. Mit seinen falschen Personalien und allen zum Nachweis notwendigen, allerdings gefälschten Dokumenten hatte er gegenüber dem Versicherer einen Unfall frei erfunden. Angeblich hatte er mit dem Fahrrad in den Niederlanden ein kleines Mädchen angefahren, was dann später an den Folgen des Unfalls in einer Klinik verstorben sei. Unter den erfundenen Personalien der Eltern des "verstorbenen" imaginären Mädchens meldete er Ansprüche bei der deutschen Haftpflichtversicherung an, die mehrere zehntausend Euro auch tatsächlich auf das bekannte Konto überwies.
In Zusammenarbeit mit der belgischen Polizei konnte der Beschuldigte im März 2012, in seinem Versteck im belgischen Grenzgebiet, festgenommen werden. In seiner Wohnung und in einem Bankschließfach fanden die Beamten umfangreiches Beweismaterial. Darunter auch Stempel und Dienstsiegel, die er selbst hatte herstellen lassen. Ein Teil des betrügerisch erlangten Vermögens konnte ebenfalls in dem Schließfach sichergestellt werden.
Die ihm zuzurechnende Gesamtschadenshöhe liegt bei fast 200000 Euro.
Am 26. April 2012 wurde er im Rahmen eines Auslieferungsverfahrens an die deutsche Justiz überstellt. Seitdem befindet er sich in Haft.
Die Ermittlungen gegen den Festgenommenen dauern an.
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