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Polizeiinspektion Göttingen

POL-GÖ: (84/2016) Polizeiinspektion Göttingen präsentiert die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2015 - Aufklärungsqoute liegt erneut bei herausragendem Wert von über 63 Prozent

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Göttingen (ots)

GÖTTINGEN (jk/vw) - Der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Göttingen Kriminaldirektor Volker Warnecke hat am Mittwochnachmittag (17.02.16) die Polizeiliche Kriminalstatistik 2015 für Stadt und Landkreis Göttingen vorgestellt.

Die Präsentation der Kriminalitätsentwicklung des zurückliegenden Jahres erfolgte im Rahmen eines gemeinsamen Pressegespräches mit der Polizeidirektion Göttingen (siehe hierzu die dortige Presseinformation vom heutigen Tage unter http://www.presseportal.de/blaulicht/nr/7452).

Die Grafiken zum Pressegespräch sind in der Anlage beigefügt.

Die nachfolgende Pressemitteilung umfasst den gesamten Bereich der Polizeiinspektion Göttingen, damit auch die Zuständigkeitsbereiche der Polizeikommissariate Hann. Münden und Duderstadt. Diese werden in den kommenden Tagen für ihren lokalen Bereich die Medien aber noch zusätzlich informieren.

Gesamtstraftaten

Die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten liegt wie seit vielen Jahren konstant über 20.000 Delikten; im Jahr 2015 wurden 21.825 Straftaten registriert (2014: 20.772; 2013: 20.955). Der Anstieg der Fallzahlen im zurückliegenden Jahr ist ganz wesentlich auf eine Zunahme ausländerrechtlicher Verstöße zurückzuführen.

Aufklärungsquote

Die Aufklärungsquote (AQ) liegt bei 63,21 % und damit im zweiten Jahr hintereinander über einem herausragenden Wert von über 63 % (2014: 63,53 %; 2013: 60,70%). Für die Polizei Göttingen stellt dieser hervorragende Wert das erfreuliche Ergebnis ihrer 12-monatigen Ermittlungsarbeit dar.

Im Folgenden werden einige Schlaglichter auf einzelne Felder der Kriminalitätsentwicklung geworfen.

Kriminalität im Kontext der Flüchtlingsbewegung

Vor dem Hintergrund der stark angestiegenen Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 kursieren u.a. in sozialen Netzwerken völlig sachfremde Behauptungen über Straftaten durch Flüchtlinge.

Richtig ist, dass die Polizei Göttingen häufig mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei im 2. Halbjahr 2015 eine Vielzahl von Einsätzen vor allem im GDL Friedland durchführen musste. Die Göttinger Polizeibeamten sind aufgrund von Streitigkeiten zwischen Flüchtlingen in den Sammelunterkünften eingeschritten bzw. haben vor Ort Präsenz gezeigt. Hintergund hierzu war sicher häufig die Situation der extremen Überbelegung in den Unterkünften. Sehr bewährt hat sich in dieser Zeit die bereits 2013 eingerichtete, aus zuletzt sieben Polizeivollzugsbeamten bestehende Sondereinheit des Zentralen Kriminaldienstes, die in den Räumen des GDL arbeitet.

Um eine belastbare Aussage zur Kriminalitätslage treffen zu können, hat das Land Niedersachsen zum 05.11.2015 in ihrem Vorgangsbearbeitungssystem eine Kennzeichnung "Strafverfahren durch/zum Nachteil von Flüchtlinge/n" eingeführt.

Seit Einführung dieses "Auswertemerkers" wurden in der Polizeiinspektion Göttingen im zurückliegenden Jahr insgesamt 119 Ermittlungsverfahren gegen Flüchtlinge geführt. Die Mehrzahl davon wegen niedrigschwelliger Delikte (z.B. Ladendiebstahl). Ungefähr 20 - 25 % dieser Straftaten wurde von einem Flüchtling zum Nachteil eines anderen Flüchtlings begangen, beispielsweise eine gegenseitige Körperverletzung oder ein Diebstahl in einer Sammelunterkunft.

In einer ersten Bewertung ist festzustellen, dass sich die ganz überwiegende Zahl der Flüchtlinge in Stadt und Landkreis Göttingen gesetzeskonform verhalten hat. Dies entspricht auch der Bewertung auf Landesebene.

Tötungsdelikte

Die Zahl der bekannt gewordenen Fälle von versuchten oder vollendeten Mord- oder Totschlagsdelikten hat sich im zurückliegenden Jahr wieder auf den langjährigen Durchschnittswert von "um die 10" Strafverfahren entwickelt. Erinnert sei an die statistische Sondersituation im Jahr 2014 durch die Vielzahl von Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit einem Umfangsverfahren aus dem Bereich der Universitätsklinik Göttingen.

In den beiden herausragenden Tötungsdelikten des letzten Jahres wurde jeweils eine Mordkommission eingerichtet (Moko "Bike"/ Mordfall Reiffenhausen und Moko "Annastraße" zum Nachteil einer chinesischen Studentin). Hierzu verweise ich auf die Präsentation.

Raub / räuberische Erpressung

In diesem Deliktsfeld sind die Fallzahlen wieder rückläufig; auf 136 Fälle im zurückliegenden Jahr (2014: 151; 2013: 109, 2012: 127). Die Aufklärungsquote konnte nochmals auf jetzt 65,44 % gesteigert werden (2014: 58,94%). Die Tatsache, dass ca. zwei Drittel aller Raubstraftaten geklärt werden konnten, stellt das Ergebnis hervorragender Ermittlungsarbeit dar und macht deutlich, dass sich die Begehung solcher schweren Straftaten in Göttingen nicht lohnt.

Körperverletzungsdelikte

Die Zahl der Körperverletzungsdelikte bewegt sich weiterhin auf dem langjährigen Niveau von 1.800 bis 1.900 Delikten. 2015: 1857 Straftaten (2014: 1.827; 2013: 1.896).

Diebstahlsdelikte

Im Bereich der Diebstahlsdelikte wird zwischen dem einfachen und dem schweren Diebstahl unterschieden. In beiden Bereichen war ein leichter Anstieg der Fallzahlen um insgesamt 340 Fälle auf 7.551 (2014: 7.211) registrierte Straftaten zu verzeichnen.

Einbruchdiebstähle in / aus Wohnungen

Im Bereich der Diebstahlsdelikte gilt das besondere polizeiliche Augenmerk weiterhin dem Wohnungseinbruchdiebstahl. Die Ermittler unterscheiden hierbei in den Wohnungseinbruchdiebstahl und als Untergruppe den sog. Tageswohnungseinbruch.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist im letzten Jahr sprunghaft angestiegen. Es waren insgesamt 513 Straftaten zu registrieren (2014: 338, 2013: 319), davon stuft die Polizei 240 Taten (2013: 141) als Tageswohnungseinbrüche ein.

Die Entwicklung der Fallzahlen in Göttingen ist alarmierend. Der Trend ist deckungsgleich mit der Fallzahlenentwicklung auf Bundes- und Landesebene.

Äußerst erfreulich ist in diesem Zusammenhang allerdings die herausragende Aufklärungsquote. Diese konnte nochmals deutlich auf nunmehr 32,55 % gesteigert werden (2014: 25,15 %; 2013: 18,81 %) und liegt damit deutlich über den Vergleichswerten der Polizeidirektion Göttingen (22,75%) und dem Landesschnitt (22,21%). Die Polizeiinspektion Göttingen hatte zur täterorientierten Ermittlung im zurückliegenden Jahr mehrere Umfangsverfahren gegen verschiedene Täter /-gruppen geführt, denen eine Vielzahl von Wohnungseinbrüchen nachwiesen werden konnten.

Vergleichbar wie in den Vorjahren waren im Deliktsbereich Wohnungseinbrüche wieder örtliche Tätern/-gruppen festzustellen. In einigen Fällen dürfte das Motiv im Bereich der indirekten Beschaffungskriminalität drogensüchtiger Tatverdächtiger zu suchen sein.

Im Gegensatz zu den Vorjahren hatten die Ermittler im Jahr 2015 allerdings seit vielen Jahren wieder mehrere umfangreiche Straftatenserien in Stadt und LK Göttingen zu registrieren, die überregional aktiven Banden zuzurechnen waren. Diese sehr negative Entwicklung dürfte ganz wesentlich für den erheblichen Fallzahlenanstieg verantwortlich sein.

Um diesem deutlichen Straftatenanstieg entgegen zu wirken, wurden eine Vielzahl von Kontroll- und Fahndungsmaßnahmen ergriffen. Diese werden auch im Jahr 2016 fortgesetzt.

Die Polizeiinspektion Göttingen weist bei diesem wichtigen polizeilichen Schwerpunktthema erneut auf die immense positive Auswirkung gezielter Prävention hin. Ungefähr ein Drittel aller Straftaten blieb in der Vergangenheit im Versuch stecken! Zur polizeilichen Kriminalprävention wurden bereits im zurückliegenden Jahr Bürgerinnen und Bürger zu mehreren Veranstaltungen in stark betroffenen Wohnbereichen eingeladen. Dieser erfolgversprechende Weg wird fortgesetzt. Es ist beabsichtigt, zukünftig einen monatlichen Beratungstag im Polizeidienstgebäude in Weende anzubieten.

Auf jeden Fall wird die Polizei Göttingen mit der Bekämpfung des Wohnungseinbruchs einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Arbeit fortführen.

Cybercrime - Tatmittel Internet

Mit der zunehmenden Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt spielt sich aus polizeilicher Sicht auch Kriminalität immer mehr in der digitalen Welt ab. Göttingen stellt seit mehreren Jahren einen Brennpunkt der sog. Cybercrime dar.

Im zurückliegenden Jahr wurden in der PI Göttingen 624 Ermittlungsverfahren wegen Fällen der sog. Cybercrime im engeren Sinne geführt, davon flossen aber aufgrund der bundesweit gültigen Erfassungskriterien nur 158 Straftaten in die PKS ein. Darüber hinaus wurden 772 Ermittlungsverfahren unter Nutzung des "Tatmittels Internet" in der PKS erfasst.

Aus diesem Grund hat die Polizei Göttingen bereits 2011 die polizeiliche Ermittlungseinheit "Cybercrime" im Zentralen Kriminaldienst eingerichtet. Diese wurde im zurückliegenden Jahr nochmals auf nunmehr 8 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt. In den nächsten Wochen soll diese Ermittlungseinheit durch Einstellung eines Informatikers nochmals verstärkt werden.

Im Kriminalitätsfeld Cybercrime sind in jedem Jahr veränderte Tatbegehungsformen festzustellen. Erst Ende letzten Jahres wurden neue Begehungsformen durch den Bundesgesetzgeber in das Strafgesetzbuch (StGB) aufgenommen (§§ 202b/c StGB: Abfangen von Daten, Vorbereiten des Ausspähens ...). Die Innovation von Seiten der Täter bzw. die Schnelllebigkeit in Bezug auf die Tatbegehungsformen ist prägender Alltag für die spezialisierten Ermittler.

Brennpunkte der Straftaten mit dem "Tatmittel Internet" waren 2015 u.a.

   -	Computer-/Serversabotage i.V.m. Erpressungsdelikten, -	
Betrugsdelikte des Waren- und Warenkreditbetruges; z.B. über 
fakeshops, oder weltweit agierende online-Händler, -	 Betrugsdelikte 
unter "online-Einbindung" sog. Finanz-/Warenagenten, -	Fälschung 
beweiserheblicher Daten zur Vorbereitung betrügerischer Handlungen, -
Sexualdelikte, z.B. des Verschaffens / Verbreitens von 
kinder-/jugendpornografischer Dateien.

Betäubungsmittelkriminalität

Die Zahl der polizeilich registrierten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz ist im zurückliegenden Jahr nochmals auf nunmehr 1.034 Fälle angestiegen (2014: 917; 2013: 836). Dabei wurde die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Handels/Schmuggels von 95 auf 156 gesteigert. Dies macht die polizeiliche Schwerpunktsetzung in der Bekämpfung der Hintermänner und Dealer deutlich.

Wesentliche Ursache für den festgestellten Fallzahlenanstieg ist nach polizeilicher Einschätzung weiterhin eine starke Verbreitung der Droge MDPV (Methylendioxypyrovaleron) vorwiegend im Göttinger Stadtgebiet (2013: 34 Fälle; 2014: 120 Fälle; 2015: 221 Fälle).

Nach polizeilichen Erkenntnissen konsumiert zwischenzeitig eine größere Personengruppe (geschätzt 200 bis 250 Personen) zunehmend diese hochpotente, illegale Droge.

Zu den Auswirkungen des MDPV verweise ich auf unsere letztjährige Pressemitteilung.

Zur täterorientierten Bekämpfung dieses Brennpunktes hatte die Polizeiinspektion Göttingen Anfang des letzten Jahres eine sechsköpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. Diese konnte die Szene deutlich aufhellen und in einer Vielzahl von Ermittlungsverfahren richterliche Haftbefehle bzw. die Unterbringung in einer Entzugsklinik erwirken. Dadurch konnte die Zahl der Einbruchs- und Diebstahlsdelikte durch die suchtabhängigen Täter deutlich reduziert werden.

Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Göttingen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Jasmin Kaatz
Telefon: 0551/491-2017
Fax: 0551/491-2010
E-Mail: pressestelle@pi-goe.polizei.niedersachsen.de
http://www.pi-goe.polizei-nds.de

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