Schwäbische Zeitung: Schritt gegen das Verdrängen -- Kommentar
Leutkirch (ots)
Noch vor wenigen Wochen sah es nach einem großen Wurf aus beim Angstthema Organspende. Jetzt scheint sich der Bundestag wenigstens auf eine Kompromisslösung zu verständigen: Allen Bürgern soll die Entscheidung abverlangt werden, ob sie als Organspender Leben retten wollen.
Klar ist und bleibt: Es wird keinen Zwang zur Organspende geben. Jeder kann sie für sich ablehnen, aber alle müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen. Das ist ein wichtiger Schritt gegen das Verdrängen. Alle Umfragen belegen nämlich, dass rund zwei Drittel der Deutschen die Spende befürworten. Aber keine 20 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben einen Spenderausweis im Geldbeutel. Der nun geplante Zwang, über das eigene Ende nachzudenken, ist wohl ohne Alternative. Auch als wirksames Mittel gegen den kriminellen Handel mit Spenderorganen. Er ist nur dann lukrativ, wenn es einen Mangel gibt, den es nicht geben müsste, wenn aus der offenbar vorhandenen Spendenbereitschaft endlich auch in der Lebenswirklichkeit der erklärte Wille zur Nächstenliebe über den Tod hinaus wird.
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