Schwäbische Zeitung: Verdiente Denkpause - Kommentar
Leutkirch (ots)
Der Kollege Oskar Beck hat kürzlich in einer Kolumne für "Die Welt" mit einem Zitat aus der guten, alten Fußballzeit darauf hingewiesen, dass das Brutalo-Foul keine Erfindung des Peruaners Paolo Guerrero ist. Der HSV-Ikone Willi Schulz, Künstlername "World-Cup-Willi", wird folgende Kernaussage zugeschrieben: "Wommer ma sagen, da liegt ainer im Strafraum, und du bist nicht bereit, dem dä Kopp abzutreten, dann wirste kainer."
So war das in den Sechziger-Jahren und auch später noch, als die beste Taktik oft ein schöner Auftakttritt in die Achillessehne war. Das ist zum Glück Geschichte, die Schiedsrichter sind angehalten, solche Fouls rigoros zu bestrafen. Die acht Spiele Sperre für Guerrero sind deshalb absolut angemessen. Sein Tritt mit 50 Meter Anlauf gegen den Stuttgarter Torhüter Sven Ulreich war gemeingefährlich und blieb nur aufgrund einer für alle Beteiligten glücklichen Fügung des Schicksals folgenlos. Dass Guerrero sich uneinsichtig zeigte, statt den reuigen Sünder wenigstens zu mimen, dürfte dem Schiedsgericht das Strafmaß erleichtert haben.
Hamburgs Trainer Torsten Fink hat richtig erkannt, dass hier ein Exempel statuiert werden soll. Seine Einlassung "vielleicht sieht Guerrero nicht so friedlich aus wie andere" ist lächerlich. Man muss nicht alle Entscheidungen von Unparteiischen und Schiedsgericht gutheißen, aber wegen seines bösen Blicks ist noch keiner vom Platz geflogen. Die Tat macht den Mann, nicht das Aussehen.
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