Schwäbische Zeitung: Schlecker-Frauen dürfen nicht den Mut verlieren
Leutkirch (ots)
Der Schock wird für viele jetzt schmerzhafte Realität: Mitarbeiter von rund 50 Schlecker-Filialen in unserer Region müssen mit dem Verlust des Arbeitsplatzes rechnen - unter Vorbehalt, noch wird verhandelt.
Trotzdem flossen Tränen. Hinter nüchternen Zahlen stecken oft tragische Schicksale. Viele Betroffene stehen nicht nur vor dem Verlust des Lebensunterhalts, sondern verlieren auch ein soziales Umfeld mit Kunden, die sie jahrelang bedient haben. Die Misere des Unternehmens ist erst seit Kurzem bekannt. Das endgültige Aus kommt aber plötzlich. Anton Schlecker hat seinen Misserfolg viel zu lange in ein großes Geheimnis gehüllt.
Betroffen sind auch die Kunden: Viele können ihren Schlecker nun nicht mehr zu Fuß erreichen. Diskussionen über Leerstände in Innenstädten und über die Versorgung im ländlichen Raum beginnen, obwohl Schlecker weder Supermarkt noch Tante-Emma-Laden mit Grundnahrungsmitteln ist, sondern ein Drogeriemarkt.
Zwar wäre den Mitarbeiterinnen - aus deren Sicht - eine Transfergesellschaft zu wünschen. Und die Brisanz dieser Insolvenz haben sicherlich auch die Bundespolitiker und die Länder erkannt, die sich jetzt zurückhalten mit Hilfen, die der Steuerzahler finanziert. Trotzdem: Eine Pleite hinterlässt immer Opfer. Aber für Tausende kleine Unternehmen, die jedes Jahr ihre Leute entlassen müssen, macht sich kein Staat stark. Das Argument, dass Opel geholfen wurde, darf deshalb nicht zum Druckmittel werden. Denn auch diese Hilfe hatte zu Recht ihre Kritiker. Nicht die Politik handelt jetzt unverantwortlich. Das Handeln von Anton Schlecker war und bleibt unverantwortlich.
Betroffene Frauen dürfen sich jetzt nicht entmutigen lassen. Sie sollten sich erinnern: Hat es diese mitfühlende Mitarbeiterkultur von heute so flächendeckend gegeben, als Schlecker weit über die Schmerzgrenze Druck ausgeübt hat? Wohl kaum. Aber die Schlecker-Frauen haben gezeigt, was sie auch unter schlechten Arbeitsbedingungen leisten können, wie verantwortungsbewusst, fleißig und belastbar sie sind. Künftige Arbeitgeber müssen und werden dies schätzen.
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