Schwäbische Zeitung: Rückschritt statt Fortschritt - Leitartikel
Leutkirch (ots)
Nun also die Rolle rückwärts. Vor acht Jahren hat Schwarz-Gelb das G8 eingeführt, und in diesen Tagen machen die letzten G9-Gymnasiasten ihr Abitur. Damit läuft das alte System aus. Doch nun sorgt die neue grün-rote Landesregierung mit den zunächst 22 Modellschulen für echte Doppelstrukturen und Zusatzkosten. Dieser Schritt ist kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt.
Die Sorgen der Eltern, der Schüler und der Lehrer muss die Landesregierung ernst nehmen. Aber nicht, indem sie wieder G9 einführt, sondern indem sie das bestehende Angebot verbessert. In weiten Teilen des Landes herrscht weiter große Unzufriedenheit mit G8. Die Schüler stünden unter großem Druck, lautet der Hauptkritikpunkt. Doch nicht überall gibt es Probleme. Im Landkreis Biberach haben sich Schulleiter auch in Absprache mit den Eltern bewusst gegen die neuen G9-Züge entschieden. Es seien nicht mehr Schüler durchgefallen und die Kinder und Jugendlichen würden grundsätzlich auch nicht über eine höhere Belastung klagen, heißt es dort. Nach längerem Hin und Her läuft an vielen Orten das G8 gut. Und nicht zu vergessen: Die Jugendlichen sind ein Jahr früher fertig. Damit haben sie die gleichen Voraussetzungen wie Abiturienten aus allen anderen Bundesländern bei der Bewerbung für einen Studienplatz oder eine Ausbildungsstelle.
Schon Schwarz-Gelb hatte sich für eine Verbesserung von G8 stark gemacht, Grün-Rot gibt den Schulen nun zusätzliche Stunden für die Förderung der Fünft- und Sechstklässler. Mehr Lehrerstunden für die Kinder sowie ein rhythmisiertes Unterrichtsangebot mit Lernphasen und entspannenden Phasen können helfen. Stattdessen werden nun Lehrerstellen für das neue Angebot abgezogen, was letztlich acht Millionen Euro pro Jahr kosten soll. Die Sorge, dass das Augenmerk nicht mehr so stark auf die Verbesserung von G8 gelegt wird, ist nachvollziehbar. Dank der Beruflichen Gymnasien können Schüler im Südwesten bereits heute in neun Jahren zum Abitur zu kommen.
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