Schwäbische Zeitung: Planwirtschaft auf dem Vormarsch - Kommentar
Leutkirch (ots)
Die Höchstzinsen für Staatsanleihen taumelnder Euroländer werden bald womöglich behördlich festgelegt. Diese sozialistisch anmutende Idee entstammt nicht etwa einer Streitschrift Oskar Lafontaines, sie wurde offenbar in Frankfurter Bankentürmen ausgeheckt: Mit Methoden der Planwirtschaft will die Zentralbank den Euro retten.
Die Hinwendung von Europas mächtigsten Finanzfachleuten zum Zinssozialismus wäre bemerkenswert und ließe nur einen Schluss zu: Die Politiker sind mit ihrem Latein am Ende. Sie schicken ihre Notenbanker vor, um Spekulationen gegen den Euro mit allen Mitteln zu unterbinden - und nehmen sogar in Kauf, sich an der Marktwirtschaft zu versündigen.
Denn nichts anderes bedeutet der Plan der Währungshüter: Das Prinzip von Angebot und Nachfrage wird ausgehöhlt, das freie Spiel der Kräfte eingeschränkt. Zinsen sind der Preis des Geldes, aber die Zentralbank bestimmt künftig, wie hoch dieser Preis maximal ausfallen darf.
Kapitalismusgegner dürften frohlocken, wie ein marktwirtschaftlicher Grundsatz nach dem anderen geopfert wird und der Staat immer weiter vordringt: Erst wurden Banken verstaatlicht, nun sollen Höchstzinsen amtlich reguliert werden, und vielleicht legt der Gesetzgeber bald sogar Managergehälter fest.
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