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Schwäbische Zeitung: Die SPD kämpft mit sich selbst - Kommentar

Leutkirch (ots)

Es liegt gewiss nicht am üppigen Angebot profilierter Köpfe, wenn die SPD seit Monaten über den geeigneten Kanzlerkandidaten spricht. Schuld ist vielmehr die schlichte Tatsache, dass die Partei eben keinen selbstverständlichen Kandidaten hat, der alle anderen überstrahlt. Der eine, Frank-Walter Steinmeier, ist der Liebling der eigenen Reihen, der andere, Peer Steinbrück, wirkt nach außen und den dritten, Sigmar Gabriel, den will eigentlich niemand so recht. Er könnte sich aber selbst ins Spiel bringen, schließlich ist er Parteichef. Wie es aussieht, verzichtet er jedoch darauf.

Die SPD steht jetzt vor der Entscheidung: Will sie gewinnen oder mit sich im Reinen sein? Mit sich im Reinen ist sie mit einem Kandidaten Steinmeier. Gewinnen kann sie eher mit einem Kandidaten Steinbrück. Er ist der Einzige, dem die Deutschen ohne weiteres zutrauen, dass er es mit der Kanzlerin aufnehmen kann.

Wie sich die Partei aber quält, wenn sie ein Zugpferd unterstützt, das sie eigentlich nicht liebt, das haben die Jahre mit Gerhard Schröder gezeigt. Die SPD ist in der Nach-Schröder-Ära wieder weiter nach links gerutscht. Die Rentendebatte zeigt dies anschaulich. Die Parteilinke spricht einem Großteil der Basis aus dem Herzen, wenn sie das Rentenniveau nicht so tief sinken lassen möchte, wie die Parteiführung es für nötig hält. Noch ist nichts entschieden, es wird eine Kraftprobe bis zum Parteikonvent geben. Erst das Programm und dann die Köpfe, heißt es gerne. Doch es gibt derzeit keinen Kopf, der genau zur Linie der SPD passen würde. Es sei denn, man hielte Ottmar Schreiner für einen guten Kanzlerkandidaten.

Insofern kann die SPD auch gleich ihr Herz über die Hürde werfen und auf Steinbrück setzen. Strategische Gründe sprechen dafür. Er hat schon mit den Grünen koaliert, wenn auch holprig. Er wäre auch derjenige, den die FDP im Fall des Falles am besten mit ins Amt hieven könnte. Schließlich hätte die von der Union oft gedemütigte FDP auch gerne eine zweite Machtoption für sich. Und - nicht zuletzt- scheint Steinbrück der zu sein, der wirklich will.

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