Schwäbische Zeitung: Wählerfremde CDU - Leitartikel
Leutkirch (ots)
Für Pippi Langstrumpfs seelische Ausgeglichenheit ist es schon ein Vorteil, dass sie sich die Welt so machen kann, wie sie ihr gefällt. CDU-Strategen sollten sich dieses Pippilotta-Prinzip allerdings nicht zum Vorbild nehmen. Die Relativierer und die Schönredner unter ihnen haben jedoch genau dies getan. Mit den Stichworten Fukushima, Stefan Mappus und Stuttgart21 haben sie sich die Welt so zusammengeschustert, wie es ihnen zupass kam, und die Verantwortung für den Regierungsverlust im Land von sich geschoben. Die Partei hat das nicht weitergebracht. Im Gegenteil.
In Stuttgart hagelte es bei der Oberbürgermeisterwahl eine krachende Niederlage, eineinhalb Jahre nach dem Wahlsieg von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Unter dem Etikett "konservativ" haben einige Unionsgranden versucht, sich vom allgemein populären Merkel-Kurs zu lösen, ohne erklären zu können, was für sie konservativ überhaupt heißt oder bedeutet. Ein Beleg für deren intellektuelles Wolkenkuckucksheim ist auch der Umstand, nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, dass in Baden-Württemberg das Label wertkonservativ für die Hälfte der Grünen gilt. Hätte es die verletzenden Auseinandersetzungen in den 1980er-Jahren nicht gegeben, könnte die These aufgestellt werden, dass viele der einst von der CDU bekämpften Grünen heute Mitglieder bei den Christdemokraten sein könnten. Die meisten Grünen befinden sich schon lange in der politischen Mitte. Sie befinden sich dort, wo in Deutschland Wahlen gewonnen werden.
Für die CDU muss das nicht heißen, dass alles für lange Zeit verloren ist. Ein Blick an den Bodensee, nach Konstanz, könnte helfen. Dort hat im Sommer ein CDU-Mann das linke Lager klar geschlagen, dies allerdings mit Achtung und Respekt vor dem Gegner und mit intelligenten, nach vorne gerichteten Inhalten. Auf diese sollten wiederum auch die Grünen achten. Von Nachwuchspolitikern, die das Ruder übernehmen könnten, fehlt jede Spur. Perspektivisch ist das trotz eines momentanen Glücksgefühls eher suboptimal.
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