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Schwäbische Zeitung: Die Hinhaltepackung - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Das Wort Rettungspaket stammt aus einer Zeit, in der die europäische Gemeinschaft noch an den einen Rettungsakt für Griechenland geglaubt hat. Eine einmalige Hauruckaktion, die wehtut, aber dann ist es vorbei. Eine Rettung ist im allgemeinen Verständnis eine Handlung, die einen Notzustand beendet, einen Schlussstrich zieht. Doch diese Hellas-Rettung scheint ebenso endlos wie ergebnislos wie die Arbeit des Sisyphus.

Es ist also höchste Zeit, dem neuerlichen Brüsseler Maßnahmenbündel einen angemesseneren Namen zu verpassen, wie zum Beispiel Hinhaltepackung. Denn nichts anderes wurde beschlossen, als die Vertagung des Problems.

Griechenland hat keine eigene Kraft mehr, um selbst aufzustehen, um selbst seine Lasten zu tragen. Die Lasten, das sind die Schulden. Und die Schulden drücken immer schwerer durch die Zinsen, die für sie aufgebracht werden müssen. Sicherlich ist es da eine Erleichterung, wenn die Geldgeber eine Zinsminderung hier und einen Rückzahlungsaufschub da beschließen.

Doch die Kraft kehrt nicht wieder. Und die Wahrscheinlichkeit, dass auch in zehn Jahren noch keine Kraft da ist, ist groß. Dennoch knüpfen die Vertreter der Troika und auch der Bundesregierung ihre Hoffnungen offenbar daran, dass es in den kommenden Jahren eine wundersame Erholung der geschröpften griechischen Wirtschaft geben wird. Und dass das wiedererstarkte Griechenland in zehn Jahren dann in der Lage sein wird, all die Schulden und gestundeten Zinsen zurückzuzahlen.

So lautet zumindest die offizielle Version - bis zur Bundestagswahl. Denn allen Beteiligten dürfte klar sein, dass ein Schuldenschnitt der öffentlichen Geldgeber unumgänglich geworden ist. Den so kurz vor der Bundestagswahl zu beschließen, ist natürlich unpopulär - schließlich würde ein zweiter Schuldenerlass erstmals auch Milliarden deutscher Steuergelder verpulvern, statt nur die der privaten Gläubiger. Die einzige Alternative wäre aber der Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Und das wäre langfristig noch teurer.

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