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Schwäbische Zeitung: Röslers absurdes Theater - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Ach, wäre er doch gesprungen, die FDP hätte vielleicht die Chance gehabt auf ein Ende ihrer Personaldiskussionen. Doch Rainer Brüderle hat sich im entscheidenden Moment nicht getraut, Philipp Rösler zu stürzen. Der eigentlich waidwund geschossene Parteichef hat mit dem Wahlergebnis von Niedersachsen im Rücken die Machtprobe gesucht und gewonnen. Weil manche in der FDP den falschen Schluss gezogen haben, ein Königsmord wäre nach dem Spitzenergebnis aus Niedersachsen schwer zu vermitteln. Sie übersehen, dass das gute Abschneiden nicht eigener Stärke, sondern den taktischen Überlegungen von CDU-Wählern geschuldet war und dem Wunsch nach einem Fortbestand der nun abgewählten christlich-liberalen Koalition.

Eineinhalb Jahre steht Philipp Rösler jetzt an der Parteispitze, und fast ebenso lange bedauert ein Großteil der FDP diese Fehlentscheidung. Rösler hat nicht zeigen können, wozu der Sturz Guido Westerwelles gut war. Und er hat bisher sein Versprechen, zu liefern, nicht im entferntesten eingehalten. Es gibt wenig Grund zu der Annahme, dass sich das jetzt ändern sollte.

Doch Rösler darf bleiben, als ein Parteichef, der so schwach ist, dass ein anderer ihm zur Seite gestellt wird. Rainer Brüderle, den die Liberalen eigentlich weit lieber als Chef hätten, soll FDP-Spitzenmann werden, das Gesicht des Wahlkampfs. Und vielleicht einige jener Impulse liefern, die Rösler seit eineinhalb Jahren vermissen lässt.

Es ist für die FDP kein Gewinn, dass sie jetzt bundesweit so aufgestellt ist wie in Baden-Württemberg, dass einem schwachen Parteichef noch ein Spitzenkandidat zur Seite gestellt wird. Teamlösungen, aus der Not geboren, sind nur ein anderer Ausdruck für das Fehlen einer wirklichen Führung. Die FDP ist nach diesem absurden Theater keinen Schritt weiter. Denn die CDU wird - anders als die FDP - aus der Niedersachsenwahl die richtigen Schlüsse ziehen. Sie wird nicht noch einmal einer Bluttransfusion in einem solchen Ausmaß zustimmen, dass sie selbst anschließend umkippt.

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