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Schwäbische Zeitung: Windmacher am Werk - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Schlusslicht Baden-Württemberg: Das klingt gar nicht schön in einem Bundesland, das zu den blühendsten der Republik zählt. Aber in Sachen Windenergie hinkt der Südwesten reichlich hoffnungslos hinterher. In Zeiten der Energiewende ist dies ein doppelt schmerzlicher Befund, und für eine Landesregierung, in der die Grünen den Ton angeben, ist es ein blamabler Befund. Eine Aufholjagd beim Bau von Windrädern steht also an, darin sind sich im Grundsatz alle im Landtag vertretenen Parteien einig. Zunächst aber schlägt die Stunde der politischen Windmacher. Wer ist schuld am traurigen Schlusslichtdasein? Wer ist verantwortlich, dass nichts richtig vorangeht?

Die von der CDU dominierten Vorgängerregierungen haben versagt, sagt die aktuelle Regierung. Da ist was dran. Die aktuelle Regierung ist schuld, weil sie einen Regelungs- und Zuständigkeitswirrwarr geschaffen hat, sagt die Opposition. Da ist ebenfalls was dran. Die (mehrheitlich schwarzen) Landräte sind schuld, sagen SPD und Grüne, weil sie die Sache eher blockieren als forcieren. Da könnte auch was dran sein. Aber alles, was da hin- und hergeblasen wird, hat eine schlichte, altbekannte Ursache: Die meisten Menschen, denen ein Windrad vor der Haustür droht, sagen: Windkraft, nein danke! Und weil die Landräte näher an den Bürgermeistern sind, und die Bürgermeister näher an ihren Bürgern sind als Stuttgarter Ministerien, geht in Windeseile gar nichts voran.

Verspargelung der Landschaft, Natur- und Artenschutz, Tourismusgewerbeschutz: Der mehr oder weniger berechtigten Einwendungen und Bedenken sind zahlreiche. Das Sankt-Floriansprinzip, welches ursprünglich fürs Feuer galt, gilt nun auch für den Wind, sofern er Räder antreiben soll. Der Landesregierung wird in Sachen Windenergie nur eines übrigbleiben: Durchregieren. Das ist mit Risiken und Nebenwirkungen behaftet und passt nicht zur versprochenen Bürgerbeteiligung. Aber Grün-Rot wird wohl die Erfahrung machen müssen, dass Regieren ein lästiges Geschäft sein kann.

Pressekontakt:

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