Schwäbische Zeitung: Urlauber haben es in der Hand - Kommentar zur ITB
Ravensburg (ots)
Hautnah in die intakte Natur, hinein in unberührte Bergdörfer, hinab in die Schönheit bunter Korallenriffe: Öko-Urlaub hat viele Gesichter. Veranstalter sind erfinderisch, wenn es um die Verführung der Kunden geht, die das Ursprüngliche lieben. Vor allem viele Deutsche gehören dem Reisetyp an, der Freude hat am behutsamen Entdecken des Exotischen und sich sorgfältig mit Reiseliteratur auf die schönste Zeit des Jahres vorbereitet. Das ist lobenswert, aber mitunter blättern Urlauber zu viel Geld hin für einen ökologisch korrekten Urlaub, der nur manchmal hält, was er verspricht. Reisende sollten sich nicht blenden lassen von naturfarbenen Prospekten und sanften Werbesprüchen. Wer die Umwelt schonen und Einheimische vor Ort respektierten will, muss trotz angepriesener Öko-Träume wachen Verstands darüber nachdenken, was er tut: Müssen die Klimaanlage auf der kleinen Insel, die importierte Flasche Wein aus Europa oder der Kurztrip per Flugzeug wirklich sein? Das Bio-Ei zum Frühstück macht den Urlaub noch lange nicht nachhaltig. Reisen ist nicht nur gekaufte Erholung, sondern immer auch kultureller Austausch. Das kann auch bedeuten, dass Gäste Verzicht üben müssen. Zuhause bleiben ist trotzdem keine Lösung: Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch, die Wirtschaft vor Ort am Laufen zu halten und die Einkommen der Menschen zu sichern. In vielen Ländern ist Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Der Urlauber entscheidet aber, ob er sein Geld der internationalen Kette oder dem einheimischen Familienbetrieb gibt. Es ist nicht immer einfach, aber mit Öko-Reisen alleine lässt sich gutes Gewissen nicht kaufen.
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