Schwäbische Zeitung: Aktien statt Sparstrumpf - Kommentar
Ravensburg (ots)
Der Dax hat am Freitag die Marke von 8000 Punkten geknackt. Für kurze Zeit erreichte das wichtigste deutsche Börsenbarometer den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren.
Es ist kein Widerspruch, dass die Finanzmärkte feiern, während die Wirtschaft lahmt. Tatsächlich ist der Höhenflug an den Börsen sogar eine Folge der Finanzkrise. Die Zinsen sind niedrig. Geld ist billig wie nie und im Überfluss vorhanden, seitdem die Zentralbanken alle Schleusen geöffnet haben, um Banken und Unternehmen zu stützen.
Vor allem professionelle Investoren kaufen wie verrückt Aktien. Nur an den Börsen lassen sich noch anständige Renditen ohne allzu großes Risiko erzielen.
Kleinanleger dagegen misstrauen den Märkten. Viele setzen die Börse mit einem Casino gleich. Jahr für Jahr sinkt die Zahl der Aktionäre in Deutschland. Allein im zweiten Halbjahr 2012 verabschiedeten sich rund 1,3 Millionen Anleger vom Parkett. Die Gruppe der Börsianer ist inzwischen auf die Größe einer Sekte zusammengeschrumpft.
Deutsche Sparer stellen traditionell Sicherheit über Rendite, doch diese im Grundsatz vernünftige Strategie funktioniert in Zeiten niedriger Zinsen nicht mehr. Denn solide Staatsanleihen erwirtschaften kaum noch Rendite, von Festgeld und Sparbuch ganz zu schweigen. Goldbarren werfen keine Zinsen ab und ob sich der Kauf einer zweiten oder dritten Eigentumswohnung lohnt, sei dahingestellt.
Wer Zinsen will, muss umdenken - und vom Status eines bedächtigen Geldverleihers in den eines Unternehmers wechseln, der bereit ist, Wetten mit begrenztem Risiko einzugehen. Es geht nicht um Zockereien mit südkoreanischen Schiffsfonds oder zweifelhafte Immobilienbeteiligungen. Draußen in der Finanzwelt locken viele attraktive Aktien, bei denen die Gefahr eines Totalverlusts gering ist: aufstrebende Konzerne in Asien und Südamerika oder auch unterbewertete deutsche Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Aktien sind besser als ihr Ruf, der Sparstrumpf ist keine Alternative.
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