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Schwäbische Zeitung: Vergebliche zehn Jahre im Irak - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Ein Krieg kann sinnvoll und moralisch vertretbar sein. Vor zehn Jahren, als US-Panzer durch die südirakische Wüste auf Bagdad rollten, haben das viele Beobachter geglaubt. Die Lichtblitze am Nachthimmel über Bagdad schienen wie Vorboten eines besseren, friedlicheren Irak.

US-Präsident George W. Bush behauptete, es müsse Krieg geben, da das Terrornetzwerk al-Kaida von Saddam Hussein unterstützt werde. Dabei war jedem klar, der sich mit der Region beschäftigte, dass die Kaida den whiskytrinkenden Saddam verachtete. Schwerer zu entkräften war der Verdacht, Saddam verstecke Massenvernichtungswaffen im Wüstensand. Aber auch das stimmte nicht.

Und dann waren da jene, die für den Krieg gegen Saddam Hussein und seine Baath-Partei waren, weil sie den Irak kannten. Sie hatten die Angst der Bagdader vor der Staatssicherheit gerochen. Menschen, die einem nur im Freien und allein von ihren Erlebnissen mit dem Mukhabarat, dem folternden Geheimdienst, erzählten. Viele Irakkenner haben, als das Saddam-Denkmal auf dem Fardous-Platz gestürzt wurde, gehofft, die Freude auf den Gesichtern der Bagdader werde lange währen.

Alle haben sich geirrt. Weit über 100000 Menschen sind in diesem Krieg ums Leben gekommen, mehr als 4000 US-Soldaten gefallen. In seiner Hochzeit kostete der Krieg eine Milliarde US-Dollar pro Woche. Zehn Jahre später ist der Irak, durch den Euphrat und Tigris fließen und in dem der Turm zu Babel gebaut wurde, kein freies Land. Und der Nahe Osten wirkt nach dem Sturz des Diktators nicht sicherer als vorher.

Der größte Irrtum war aber, zu meinen, der Bush-Administration gehe es um den Irak und die Iraker. Die schlampige Vorbereitung auf die Zeit nach Saddam Hussein hat ein US-Präsident zu verantworten, der sich damit rühmte, dass er nicht viel lese und abends gerne früh zu Bett gehe.

Zehn Jahre später steht die bittere Einsicht: Der Sturz Saddam Husseins war so sinnvoll, wie der anschließende Krieg sinnlos scheint.

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