Schwäbische Zeitung: Zu wenig für den EU-Beitritt - Kommentar
Ravensburg (ots)
Srebrenica gilt als das schlimmste Massaker nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Rund 8000 Muslime wurden von serbisch-bosnischen Einheiten niedergemetzelt, ohne dass der Westen einschritt. Die Morde waren Teil der Strategie der serbischen Killertrupps. Und jeder halbwegs Informierte wusste das. Dass sich der heutige Präsident Serbiens Nikolic für das Grauen entschuldigt, klingt auf den ersten Blick gut, ist aber leider nicht mehr als eine schnöde Geste. Schon sein Vorgänger Tadic legte unter Tränen Blumen auf die Gräber der Opfer.
Serbien will in die EU und muss sich vor allem in der Wahrnehmung Westeuropas vom Krieg distanzieren. Nikolic wäre glaubwürdig, wenn er sich ein Wort abringen würde, das wirklich Klarheit schaffen würde: Völkermord. Nichts anderes haben die bosnischen Serben betrieben. Doch auch im heutigen Serbien würde ein Präsident gefährlich leben, spräche er die historische Wahrheit aus. Nikolic weiß dies allzu genau. Er hat die Wahlen nur mit der Unterstützung von extremistischen Gruppen und Parteien gewonnen, für die der Krieg in Bosnien Stoff für Heldensagen ist. Für diese war Großserbien das Ziel. Glaubwürdig hat sich Nikolic von den Kriegstreibern nie gelöst. Eine simple Entschuldigung für das Massaker in Srebrenica kann deshalb nicht automatisch die Tür zur EU öffnen.
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