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Schwäbische Zeitung: Den einen Islam gibt es nicht - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Islamkonferenz in Berlin - NSU-Prozess in München: Für viele Muslime sitzt im Münchner Oberlandesgericht imaginär auch der deutsche Staat auf der Anklagebank. Und viele Muslime haben von der seit sieben Jahren arbeitenden Islamkonferenz viel mehr erwartet als das, was - oft auch noch vage formuliert - an guten Absichtserklärungen vorliegt. Misstrauen, enttäuschte Erwartungen prägen also aus muslimischer Sicht das Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft. Stimmt dieser Eindruck? Nein, er stimmt in dieser Pauschalierung gewiss nicht. Die These sei gewagt: Eine deutliche Mehrheit der Muslime in Deutschland interessiert sich für diese Konferenz nur am Rande. Und ebenfalls eine deutliche Mehrheit vertraut diesem Staat, obwohl seine Sicherheitsorgane in Sachen NSU kläglich versagt haben.

Es gibt eben nicht nur den einen Islam in Deutschland. Es gibt nicht sechs Verbände, die autorisiert wären, für die vier Millionen Muslime hierzulande zu sprechen. Im Gegenteil: Die Verbände vertreten eine Minderheit. Und sie sind teilweise untereinander zerstritten. Deshalb sind unabhängige Persönlichkeiten Teilnehmer der Konferenz - die ihrerseits vielfach Probleme mit den Verbandsvertretern haben. Kurz: Die Islamkonferenz war in gewisser Weise von vornherein ein Irrtum auf deutscher Seite. Gut gemeint, aber von der falschen Voraussetzung ausgehend, man könne die sehr unterschiedlichen Interessen der Vertreter des Islam mit den deutschen Interessen harmonisieren. Da konnte nicht mehr herauskommen als Vages.

Bisweilen musste man auch den Eindruck gewinnen, dass die islamische Seite die Konferenz als Bühne für Maximalforderungen nutzen wollte. Auch das konnte nicht gutgehen. Beispiel: Sicherheitsfragen und islamischen Extremismus völlig auszuklammern, ist eine irreale Vorstellung. War also alles vergebliche Liebesmüh'? Nein. Wenn als Ergebnis dieser Gespräche eine angestrebte Regionalisierung des Dialogs steht, dann eröffnen sich neue Chancen für deutlich konkretere Ergebnisse. Das Schlimmste wäre Sprachlosigkeit.

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