Schwäbische Zeitung: Alles richtig gemacht - Leitartikel
Ravensburg (ots)
Die Nationalmannschaft lassen wir an dieser Stelle außen vor. Dass Bundestrainer Joachim Löw großartige Fußballspieler en masse zur Verfügung stehen, ist offensichtlich. Dass ein begabter Coach mit einer derartig talentierten Mannschaft bei einem großen Turnier, in diesem Fall der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, auch endlich einmal einen Pokal holen sollte, ebenso.
Spannender gestaltet sich nach dem grandiosen Triumph von Wembley und dem möglichen Triple tatsächlich die Causa FC Bayern, die Causa Jupp Heynckes. Haben die Münchner tatsächlich alles richtig gemacht? Oder stecken Europas Beste nun in einem Trainer-Dilemma? Im Winter waren die Verantwortlichen, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß, für ihren Königstransfer gefeiert worden. Der begehrteste Trainer Europas, Ex-Barcelona-Architekt Pep Guardiola, übernimmt im Sommer und löst den Routinier Heynckes ab. Nun herrschen allerorten Zweifel - frei nach dem Motto: Was soll der neue Mann denn noch besser machen? Doch es ist und bleibt eine gute, eine mutige Personalentscheidung des FC Bayern.
Heynckes ist 68 Jahre alt. Er hatte vor Saisonbeginn ohnehin vor, den Rekordmeister zu verlassen. Das bestätigte er am Samstag in London noch einmal. Einen schöneren Abgang, als womöglich mit dem Triple, kann ein Trainer nicht haben. Und für Guardiola ist die Ausgangslage doch gar nicht schlimm. Erstens: Er bekommt eine überragende Mannschaft zur Verfügung gestellt, die er nach seinen Wünschen umformen und umgestalten kann. Zweitens: Niemand erwartet sofort ein neuerliches Double oder Triple. Das heißt: Durch Heynckes' Triumph gewinnt der Spanier Zeit, sein Projekt mit aller Konsequenz durchzuziehen. Hätte Borussia Dortmund den Bayern eine weitere Finalniederlage zugefügt, der gute Guardiola hätte an der Säbener Straße quasi als Seelenklempner angefangen. Gleichzeitig wäre es an ihm gewesen, umgehend den Henkelpott zu holen. Das wären schlechtere Voraussetzungen gewesen.
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