Schwäbische Zeitung: VfB besinnt sich auf die Jugend - Leitartikel
Ravensburg (ots)
Auf einem Plakat vor der Baustelle der neuen Jugendakademie des VfB Stuttgart steht "Wir bauen auf Euch". Ein Motto, das in der erfolgreichsten Ausbildungsstätte des deutschen Fußballs (17 Juniorentitel) seit Jahren in Vergessenheit geraten ist. Ein junger Spieler müsse besser sein als ein etablierter, nur dann spiele er, hat Bruno Labbadia gesagt - und danach gehandelt. Höchste Zeit also, dass Schwabens Fußballstolz gestern das leidige Kapitel mit einem Trainer beendete, der ihn vor dem Abstieg gerettet hat, zuletzt aber die Vitalität einer Marmorstatue versprühte und damit seine Spieler ansteckte.
Mit seinem Nachfolger Thomas Schneider (40), einem VfB-Urgestein, der die B-Junioren zu beachtlichen Erfolgen führte, folgen die Stuttgarter einem Trend im deutschen Fußball: dem vom Jugendtrainer zum Chefcoach. Bereits Mainz (Thomas Tuchel), Freiburg (Christian Streich) und Hoffenheim (Markus Gisdol) setzten auf interne Führungskräfte aus dem Nachwuchs. Die professionalisierten zunächst den Unterbau ihrer Klubs und beweisen seither auf innovative Art, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man 16-Jährige Fußball lehrt oder 25-Jährige. Selbstredend setzen sie auf eigene Talente - keiner kennt die so gut wie sie - und treiben damit eine Entwicklung auf die Spitze. 24,5 Jahre alt ist ein Bundesligaspieler heutzutage im Schnitt, zwei Jahre jünger als vor 20 Jahren.
Bei Bruno Labbadia lief Jugendarbeit so: Vor dem Pokalspiel in Falkensee im Sommer 2012 ließ er alle Mann ans Klubzentrum fahren, bloß, um Flugtickets und Kaderplätze zu verteilen. Mitgenommen wurden 18 Etablierte, sämtliche Talente durften desillusioniert wieder die Heimfahrt antreten. Mitarbeiter-Motivation sieht anders aus.
Thomas Schneider sagt, er werde der Jugend wieder Wertschätzung zukommen lassen. Seine Amtsübernahme ist auch ein symbolischer Akt - und passt zur Aufbruchsstimmung, die den Klub nach der Wahl des neuen Präsidenten Bernd Wahler durchweht. Jetzt müssen sie nur noch gewinnen, die Stuttgarter.
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