Schwäbische Zeitung: Duell im müden Wahlkampf - Leitartikel
Ravensburg (ots)
Ein merkwürdiger Wahlkampf ist das in diesem Spätsommer des Jahres 2013. Nein, es herrscht kein Mangel an politischer Werbung. Wer Rang und Namen hat in seiner Partei, der tourt durch die Lande und durch die Redaktionen der Medien, er und sie müht und strampelt sich ab, hetzt von Veranstaltung zu Veranstaltung. Die Plakate sind geklebt, die Meinungsforscher präsentieren ein Umfrageergebnis nach dem anderen. Eigentlich alles wie gehabt.
Aber das ist nur eine formale Kontinuität. Abseits der Rituale unterscheidet sich das Ringen um die Wählerstimmen diesmal eklatant von früheren Bundestagswahlkämpfen - eigentlich von allen früheren. Denn dieser Wahlkampf prickelt überhaupt nicht. Er dümpelt vor sich hin. Und der Verdacht, dass er viele Menschen bisher überhaupt nicht erreicht hat, verdichtet sich von Tag zu Tag. Krass formuliert: Das Wetter ist für viele Bürger das spannendere Thema als die Entscheidung am 22.September.
Über die Ursachen lässt sich spekulieren. Eine könnte sein, dass bei den ganz großen Themen - etwa die Zukunft des Euro oder aktuell die Syrienkrise - die etablierten Parteien nicht so weit auseinanderliegen. Und dann gibt es auf der einen Seite eine Kanzlerin, die sich genüsslich zurücklehnt und auf ihre wirtschaftlichen Erfolge verweist. Auf der anderen Seite steht eine Opposition, der das Potenzial fehlt, Angela Merkel in irgendeiner Weise aufzuschrecken.
Am Sonntag tritt nun also Peer Steinbrück gegen die Kanzlerin an. Das kann durchaus unterhaltsam werden. Der Herausforderer ist der Amtsinhaberin rhetorisch überlegen, er ist berühmt für seine griffig-giftige Polemik. Vielleicht droht der Sozialdemokrat damit, die Kavallerie diesmal nicht in die Schweiz, sondern in die CDU-Parteizentrale zu schicken. Vielleicht punktet er im direkten Vergleich. Aber auch wenn tatsächlich 40 Prozent der Wähler noch unentschlossen sind, sei die These gewagt: Diese 90 Minuten Fernsehduell werden die Wahl nicht entscheiden, und sie werden auch den Wahlkampf 2013 nicht nachhaltig befeuern.
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