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Schwäbische Zeitung: Parteien im Endspurt - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Große, wohl choreographierte Abschlusskundgebungen, noch mehr Klinkenputzen bei den Wählern, Werbeveranstaltungen und Plakate überall: Die Bundespolitik hetzt dem Wahlergebnis am Sonntag um 18 Uhr entgegen. Verringerten die Wahlkämpfer bei vergangenen Bundestagswahlen ihre Schlagzahl in den letzten Tagen vor der Abstimmung tendenziell, so wird diesmal bis zuletzt um Stimmen geworben - auch befeuert von immer neuen Umfragen.

Sogar am Wahltag will ein Meinungsforschungsinstitut noch eine aktuelle Sonntagsumfrage veröffentlichen. Das ist legitim und nicht verboten, doch die Momentaufnahmen der Demoskopen heizen den Wahlkampf auch gnadenlos an und verunsichern die Wähler bis zur letzten Sekunde. Im politischen Betrieb wiederum schafft das Herzschlag-Finale zusätzlich Hektik. So setzen auch die Parteien mehr auf den Endspurt denn je, allen voran die SPD. Mit ihrem sogenannten 72-Stunden-Finale wollen die Sozialdemokraten vor allem noch unentschlossene Wähler für sich mobilisieren. Die Partei kämpft deshalb so verbissen, weil ihre Aussichten, Stand heute, denkbar schlecht sind. Für Rot-Grün dürfte es den Voraussagen nach nicht reichen.

Zieht die FDP nicht oder die AfD zusätzlich in der Bundestag ein, wäre eine Große Koalition wohl unvermeidlich. Darüber spricht indes kaum ein Sozialdemokrat gerne, hieße es doch noch einmal vier Jahre Schuften im "Maschinenraum", wie es Hubertus Heil, Ex-Generalsekretär der Partei, 2006 formulierte. Die Variante dürfte der SPD auch nicht gut bekommen, weil sie als Juniorpartner unter der clever agierenden Kanzlerin Merkel (CDU) eigentlich nur verlieren kann. Bliebe noch Rot-Rot-Grün, aber das wurde von führenden Sozialdemokraten, allen voran von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, öffentlich ausgeschlossen und ist in der Partei vielerorts nicht vermittelbar. Die SPD steckt ab Sonntag in einem Dilemma, falls sich die Demoskopen nicht fatal geirrt haben oder enorme Stimmenzuwächse auf den letzten Metern die SPD retten. Beides ist eher unwahrscheinlich.

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