Schwäbische Zeitung: Einsamer Rufer - Kommentar
Ravensburg (ots)
In den ersten Jahren seiner Amtszeit hatte der deutsche Arbeitgeberpräsident ein leichtes Spiel. Gewerkschaften galten vielen als Auslaufmodell. SPD-Kanzler Schröder brachte mit der Agenda 2010 eine bedeutende liberale Wirtschaftsreform auf den Weg. Die Forderung "Mehr Markt, weniger Staat" war in der Mitte der Gesellschaft konsens- und salonfähig. Dieter Hundt sprach aus, was viele dachten. Dann kam die Finanzkrise. Sie verkehrte den Blick auf die Wirtschaft. Das Vertrauen in die freien Märkte ist seither erschüttert. Weite Teile der Bevölkerung stellen Konzerne, Manager und Reiche inzwischen unter Generalverdacht. Banken werden ebenso verachtet wie Aktienhändler. Umverteilung schlägt freies Unternehmertum. Das Postulat lautet nicht mehr "Entfesselt die Märkte", sondern "Gesetze müssen her". Im Bundestag ist die Stimme der Wirtschaft fast verstummt.
Der neue Arbeitgeberpräsident wird ein einsamer Rufer sein. Umso mehr Bedeutung fällt ihm zu.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Original content of: Schwäbische Zeitung, transmitted by news aktuell