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Schwäbische Zeitung: Die Leiden der Konservativen - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Jede Wette: Ließe die CDU ihre Mitglieder über den Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" abstimmen, er fände keine Mehrheit. Doch CDU-Chefin Angela Merkel höchstpersönlich hat ihn ausgesprochen, was ihn zwar nicht zwingend richtiger macht, aber ihm Gewicht gibt. So bleibt es in der CDU nach innen bei einem lauten Murren, nach außen aber bei nur moderater Kritik nach dem Motto: Muslime gehören zwar zu Deutschland, aber der Islam eigentlich nicht so recht.

Angela Merkel hat gewusst, dass ihr Satz eher im linken Lager Zustimmung findet, doch sie hat damit überraschend deutlich auf den Anschlag von Paris reagiert. Sie hat, wie es sonst nicht ihre Art ist, glasklar Position bezogen. Sie wollte ein Signal senden, dass Muslime in Deutschland willkommen sind und nicht unter Generalverdacht stehen.

Das Problem ist nur: Viele in ihrer Partei empfinden das anders. Sie fühlen sich vom Islam eher bedroht. Sie meinen, dass die Pegida-Demonstrationen berechtigt sind und denken darüber nach, vielleicht selbst einmal AfD zu wählen. Die Union hat deshalb ein ernsthaftes Problem mit der AfD. Einer Partei, die nicht wie die NPD rechtsextrem ist, sondern bürgerliches Publikum anspricht. Die CDU hat nur eine Chance: Sie muss immer wieder mit guten Argumenten gegenhalten, erklären, warum Deutschland weltoffen bleiben muss und gleichzeitig den Missbrauch dieser Offenheit bekämpfen.

Das Rumoren wegen Merkels Kurs wird wieder vergehen. Denn auch die Konservativsten in der Partei wissen, dass Angela Merkel in der Bevölkerung sehr beliebt ist und dass angesichts der außenpolitischen Lage die Sicherheit und Souveränität, welche Merkel ausstrahlt, das größte Pfund der CDU ist. Sie wissen auch, dass Merkel durch die Öffnung zur Mitte hin die CDU als Volkspartei stark gehalten und vor dem Schicksal der SPD bewahrt hat. Und weil sie all das wissen, werden sie - auch beim Landesparteitag der CDU am kommenden Wochenende - alle begeistert und lange die CDU-Chefin feiern. So wie immer. Islam hin oder her.

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