Schwäbische Zeitung: "All inclusive geht eben nicht" - Kommentar zu den steigenden Krankenkassenbeiträgen
Ravensburg (ots)
Im Gesundheitssystem finden sich zahlreiche Absurditäten. Nun auch noch die, dass manche Kassen trotz bester Wirtschaftslage im ersten Halbjahr 2015 offensichtlich ins Defizit gerutscht sind. Der Wirtschaftsflügel in der Union hat diese Entwicklung wohl schon lange vorhergesehen, sonst hätte er nicht so hartnäckig darauf bestanden, den Arbeitgeberanteil bei der Krankenversicherung einzufrieren. Das senkt auf der einen Seite natürlich die Arbeitskosten, was positiv ist, nimmt aber auf der anderen über Gebühr die Arbeitnehmer in die Pflicht. Steigen die Kosten im Gesundheitswesen, zahlen sie erst einmal drauf. Dass der Gesetzgeber dem Versicherten das Hintertürchen offenlässt, bei überhöhten Zusatzbeiträgen die Kasse zu wechseln, klingt vernünftig, ist aber mit Aufwand verbunden - vor allem wenn sich die alte Krankenkasse als allzu anhänglich erweist.
Doch unabhängig von Kassenwahl und Zusatzbeiträgen: Die Versicherten müssen sich so oder so darauf einstellen, dass die Kosten im Gesundheitswesen weiter massiv steigen werden, weil wir erfreulicherweise älter, damit aber auch krankheitsanfälliger werden, und weil es bislang nicht den politischen Willen gibt, die Eigenverantwortung im System zu stärken. Solange das Gesundheitssystem wie eine Art "All-inclusive"-Angebot genutzt wird, wirken die Debatten um wenige Euro Zusatzbeitrag im Monat letztlich wie eine Debatte um des Kaisers Bart.
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