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Schwäbische Zeitung: Stunde der Brückenbauer - Leitartikel über die Grünen und Jürgen Trittin

Ravensburg (ots)

Was für eine Spaßbremse! Kaum feiern die Grünen ihren erfolgreichen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, da warnt Jürgen Trittin seine Partei vor zu viel Euphorie. Schließlich habe man in anderen Ländern gekämpft, die fünf Prozent zu erreichen.

Ja, es stimmt: Die Grünen sind keine Volkspartei und Politiker wie Jürgen Trittin werden auch weiterhin für jede Lösung ein Problem finden. Jede Wette: Der linke Flügel der Grünen wird vor der Bundestagswahl noch Pflöcke einschlagen mit der Forderung nach höheren Steuern oder mehr Verboten wovon auch immer. Kretschmann hat im Land viel für Flüchtlinge

Grundsätze allein aber helfen in der Politik nicht weiter. Ihnen treu zu bleiben und trotzdem durch Kompromissfähigkeit Politik zu gestalten, ist schwierig. Einer, der es bislang ganz gut geschafft hat, ist Winfried Kretschmann. Deshalb führt ihn das Politbarometer derzeit auch als den beliebtesten deutschen Politiker. Kretschmann hat im Land vielleicht mehr für Flüchtlinge getan als jene, die sich in großen Diskussionen über deren Not und die Fluchtursachen weltweit verlieren.

Doch in den eigenen Reihen begleitet ihn auch Misstrauen. Überzieht er nicht? Gibt er nicht grüne Positionen preis? Ähnlich geht es übrigens auf der anderen Seite des geplanten grün-schwarzen Bündnisses in Baden-Württemberg Thomas Strobl. Es gibt nicht wenige in seiner Partei, die eine Zukunft der CDU als Juniorpartner der Grünen immer noch für unfassbar halten. Bündnisse von Schwarz-Gelb oder Rot-Grün haben keine Mehrheit mehr

Doch die politische Entwicklung mit der Etablierung der AfD hat mancherorts dazu geführt, dass die altbewährten Bündnisse von Schwarz-Gelb oder Rot-Grün keine Mehrheit mehr haben. Deshalb ist es so wichtig, dass die Brückenbauer aller Parteien Erfolg haben.

Man müsse Kretschmann kapieren, nicht kopieren, haben Grüne wie Bütikofer und Özdemir geraten. Kapieren aber heißt: Das Machbare machen, die alten Schützengräben verlassen und vielleicht sogar mal einen Politiker der anderen Parteien loben, so wie Kretschmann die Kanzlerin. Es könnte ja am Ende einmal tatsächlich berechtigt sein.

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