Schwäbische Zeitung: Kompromisse sind gefragt - Kommentar zur Russlandpolitik
Ravensburg (ots)
Wenn es um Gespräche mit Russland gehen soll, schrauben die westlichen Politiker ihre Erwartungen lieber herunter. Der seit der Krim-Annexion weitgehend isolierten Atommacht eilt der Ruf voraus, bei der Lösungssuche für große Krisen eine unkonstruktive Rolle zu spielen. Im Kreml, so scheint es, gehört das Wort Kompromiss nicht länger zum aktiven Sprachgebrauch.
Dies trifft besonders auf die russische Position im Syrien-Krieg zu. Die diplomatischen Fronten zwischen Moskau und Washington sind hier so verhärtet, die Pläne für die Zukunft des Landes so gegensätzlich, dass eine baldige Einigung wohl unmöglich ist. Auch ein freundlicher Empfang für Putin in Berlin wird da wenig bewirken. Anders verhält es sich jedoch mit dem Ukraine-Problem.
Russland müsste hier an einem Ende des Streits brennend interessiert sein. Die instabile Ostukraine ist kein Gewinn für Putin, sondern eine Last, auch in finanzieller Hinsicht. Moskau leidet unter den Sanktionen. Durch eine Anheizung des Konflikts würde es mehr verlieren als gewinnen. Putin kann die Donbass-Rebellen aber auch nicht sofort aufgeben, dazu hat er bereits zu viel in den Krieg investiert. Es kommt also darauf an, Russlands Präsidenten an die Bedeutung von Kompromissen zu erinnern - und eine Lösung zu finden, die auch sein Gesicht wahrt.
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