Schwäbische Zeitung: Müller muss weiter antreiben - Kommentar zu Entwicklungshilfe
Ravensburg (ots)
Eigentlich ist es eine gute Nachricht. Deutschland hat nach fast 50 Jahren erstmals das UN-Ziel von 1970 erreicht, 0,7 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Entwicklungshilfe auszugeben. Die schlechte Nachricht ist, dass Deutschland dieses Ziel nur wegen der Flüchtlinge im eigenen Land erfüllt. Es ehrt Entwicklungsminister Gerd Müller, dass er offen darauf hinweist, dass man ohne die Anrechnung der Flüchtlingsausgaben nur bei 0,52 Prozent läge. Und dass er fordert, künftig auch ohne diese Flüchtlinge das Ziel zu erreichen. Gerd Müller ist als Entwicklungsminister ein Antreiber. Gleich ob Textilbündnisse oder Marshall-Plan für Afrika - Entwicklungshilfe ist das Bohren dicker Bretter, und es sieht so aus, als ob Müller dabei nicht müde wird. Das ist gut. Denn bei allem Stolz, als reiches Land endlich einmal seine Pflicht erfüllt zu haben, geht es darum, Hunger und Elend auf der Welt besser zu bekämpfen, damit es zu den großen Flüchtlingsströmen gar nicht erst kommt.
Über 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, neue Hungerkatastrophen drohen. Zur Bekämpfung von Fluchtursachen gehören auch die Fragen nach einem besseren Klimaschutz, nach Handelsbeziehungen, Rüstungsexporten und Agrarsubventionen.
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