PM: Immer mehr Gründungen durch Frauen – aber immer noch ungleiche Startvoraussetzungen
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PRESSEMITTEILUNG
Immer mehr Gründungen durch Frauen – aber immer noch ungleiche Startvoraussetzungen
Wie häufig gründen Frauen im Vergleich zu Männern? Was zeichnet Gründungen mit weiblicher Führung aus und wie sind die Rahmenbedingungen für Frauen auf dem Weg in die Selbständigkeit? Antworten hierzu liefert der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht Deutschland 2021/22. Die Daten des GEM zeigen unter anderem, dass Frauen 2021 im Vergleich zum Vorjahr häufiger gegründet oder eine Gründung geplant haben und öfter gute Gründungschancen gesehen haben.
Eschborn, 11. August 2022. Im Jahr 2021 haben sowohl Frauen als auch Männer wieder häufiger als im Vorjahr gegründet: 5,3 Prozent der Frauen und 8,4 Prozent der Männer haben in Deutschland erste Schritte in Richtung Selbständigkeit unternommen oder bereits ein Unternehmen gegründet. 2020 lag die Quote bei den Frauen bei 4,4 Prozent und bei den Männern bei 5,1 Prozent. Besonders auffällig bei der aktuellen Erhebung ist die Gründungsneigung von Frauen, die nicht in Deutschland geboren sind – denn sie haben mit einer Quote von knapp 14 Prozent deutlich öfter gegründet als Frauen, die in Deutschland geboren sind. Trotz der gestiegenen Gründungsquoten bei den Frauen ist der „Gender Gap“ aber immer noch deutlich, denn nach wie vor gründen Frauen seltener ein Unternehmen als Männer. Die GEM-Gründungsquote (Total early-stage Entrepreneurial Activity) wird als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen definiert, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen.
Frauen und Männer sahen 2021 bessere Gründungschancen
Insgesamt haben mehr Menschen – Frauen wie Männer – im zweiten Pandemiejahr 2021 in der Region, in der sie leben, gute Gründungschancen für die nächsten sechs Monate gesehen. 40,3 Prozent der befragten Frauen stimmten dieser Aussage zu. Unter den Männern haben sogar mehr als die Hälfte gute regionale Gründungsmöglichkeiten gesehen (55,7 Prozent). Im ersten Pandemiejahr 2020 waren Männer und Frauen diesbezüglich noch weniger optimistisch (Frauen: 32,2 Prozent Zustimmung, Männer: 39,5 Prozent Zustimmung).
Frauen gründen anders als Männer
Gründerinnen haben sich 2021 von Gründern weniger durch ihre personenbezogenen Merkmale, als durch die Merkmale der von ihnen gegründeten oder geplanten Unternehmen unterschieden. Frauen haben beispielsweise öfter ohne weitere Beschäftigte gegründet – nur etwas mehr als die Hälfte der Frauen hatte bei Gründung mindestens eine/n Mitarbeitende/n. Männer hingegen haben ihr neues Unternehmen mehrheitlich (67,9 Prozent) mit anderen Beschäftigten gegründet oder geplant. Gründungen durch Frauen waren außerdem seltener export- und technologieintensiv als Gründungen durch Männer.
Wie steht es um das Gründungsumfeld für Gründerinnen?
Im Rahmen unserer Expertinnen- und Expertenbefragung haben 2021 insgesamt 74 Gründungsexpertinnen und -experten aus Wirtschaftsförderungen, Hochschulen etc. die gründungsbezogenen Rahmenbedingungen in Deutschland bewertet. Bei der Bewertung des Gründungsumfeldes für Frauen zeigte sich ein gemischtes Bild: Die Verfügbarkeit von Finanzmitteln für Gründerinnen beispielsweise wurde von den Expertinnen deutlich weniger optimistisch eingeschätzt als von den Experten: nur 42,1 Prozent haben der Aussage zugestimmt, dass der Zugang zu Finanzmitteln Unternehmerinnen und Unternehmern gleichermaßen gewährt ist (vs. über 60 Prozent Zustimmung unter den Experten).
Die Vorschriften, mit denen Gründende bei einer Gründungsentscheidung konfrontiert werden, ermutigen hingegen laut der großen Mehrheit der Expertinnen und Experten (85 Prozent) gerade Frauen eher nicht dazu, Unternehmerin statt Arbeitnehmerin zu werden. Bürokratieabbau im Gründungsprozess, zusätzliche Betreuungs- und Unterstützungsangebote sowie diversere Rollenvorbilder sind nur einige Ansatzpunkte, die Frauen den Schritt in Richtung Unternehmensgründung zusätzlich erleichtern können.
Der GEM Länderbericht Deutschland 2021/22 steht unter http://rkw.link/gem2022 zum Download zur Verfügung.
Zu diesen und anderen Ergebnissen des aktuellen GEM 2021/22 ist ein kostenloser Infografiken-Band als Download unter http://rkw.link/infografiken22 erhältlich.
Sämtliche GEM-Länderberichte Deutschland seit 1999 stehen unter http://www.iwkg.uni-hannover.de/gem.html als Download zur Verfügung.
Für weitere Informationen oder Interviews zum Thema stehen Ihnen die Expertinnen und Experten des RKW Kompetenzzentrums sowie der Leibniz Universität Hannover gerne zur Verfügung. Sprechen Sie uns gerne an. presse(at)rkw.de
Über das RKW Kompetenzzentrum Das RKW Kompetenzzentrum ist ein gemeinnütziger und neutraler Impuls- und Ratgeber für den deutschen Mittelstand. Sein Angebot richtet sich an Menschen, die ihr etabliertes Unternehmen weiterentwickeln, ebenso wie an jene, die mit eigenen Ideen und Tatkraft ein neues Unternehmen aufbauen wollen. Ziel ist es, kleine und mittlere Unternehmen für Zukunftsthemen zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu entwickeln, zu erhalten und zu steigern, Strukturen und Geschäftsfelder anzupassen und Beschäftigung zu sichern. Zu den Schwerpunkten „Gründung“, „Fachkräftesicherung“ und „Innovation“ bietet das RKW Kompetenzzentrum praxisnahe und branchenübergreifende Lösungen und Handlungsempfehlungen für aktuelle und zukünftige betriebliche Herausforderungen. Bei der Verbreitung der Ergebnisse vor Ort arbeitet das Kompetenzzentrum mit Sitz in Eschborn eng mit den Expertinnen und Experten in den RKW Landesorganisationen zusammen. Das RKW Kompetenzzentrum wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
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Über das Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover In diesem Universitätsinstitut arbeiten aktuell vier Professorinnen und Professoren und gut ein Dutzend weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Seit 2005 ist das Institut die Heimat des deutschen GEM-Länderteams, geleitet von Prof. Rolf Sternberg, der dieses Projekt zuvor während seiner Zeit an der Universität zu Köln mitgegründet hatte. Zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeographie zählen die wirtschaftsräumlichen Implikationen des Gründungsgeschehens, die von diversen Teams in mehreren drittmittelfinanzierten Forschungsprojekten untersucht werden. Der GEM ist eines dieser Projekte.
Weitere Informationen: https://www.iwkg.uni-hannover.de/
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