Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus"
Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus" übt scharfe Kritik am circusfeindlichen Verhalten einiger Kommunen (BILD)
Kirchheimbolanden (ots)
Vor kurzem hat die Bürgerschaft der Stadt Lübeck beschlossen, Gastspiele von traditionellen Circusunternehmen mit Wildtieren auf öffentlichen Flächen nicht mehr zuzulassen. In ein paar anderen Städten gibt es bereits solche kommunalen Auftrittsverbote. Das Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus" kritisiert das Verhalten dieser Kommunen scharf. Zum einen sind diese sog. Wildtierverbote juristisch höchst fragwürdig, zum andern können sie auch biologisch nicht ausreichend begründet werden.
Die Haltung von Tieren in Circusbetrieben wird in Deutschland durch das Tierschutzgesetz (§ 2 und § 11) und durch die "Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrieben" geregelt. Die deutschen Regelungen zur Circustierhaltung, die unter bestimmten, genau definierten Voraussetzungen auch das Mitführen von Wildtieren zulassen, zählen zu den strengsten in Europa. Zurzeit wird dieses Regelwerk von dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz überarbeitet und an neueste Erkenntnisse angepasst. Kommunale Wildtierverbote stehen zu den Gesetzen und Leitlinien des Bundes im Widerspruch. Im Jahre 2008 hat zudem das Verwaltungsgericht in Chemnitz entschieden, dass lokale Wildtierverbote gegen die im Grundgesetz garantierte Freiheit der Berufsausübung verstoßen. Die Stadt Chemnitz hat daraufhin ein bereits erlassenes Wildtierverbot wieder zurücknehmen müssen.
Auch biologisch gesehen, können Wildtierverbote für Circusunternehmen nicht gerechtfertigt werden. Das Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus" ist davon überzeugt, dass sich die Tiere, auch die Wildtiere, in verantwortungsvoll geführten Circusunternehmen sehr wohl fühlen. Diese Überzeugung gründet sich u. a. auf die folgenden Argumente:
Die Dressur der Circustiere beruht auf einem engen wechselseitigen Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier (und nicht etwa auf brutalem Zwang, wie von den Tierrechtlern gerne behauptet wird). Wäre dies anders, könnten die Tierlehrer niemals hautnah mit ihren Tieren zusammenarbeiten. Man denke nur an die folgenden Darbietungen: Ein Elefant trägt seinen Tierlehrer im Maul, mehrere Tiger legen sich über ihren Tierlehrer, ein Leopard springt von einem Postament auf den Rücken seines Tierlehrer und von dort weiter auf das nächste Postament, ein Schwarzer Panther springt seinem Tierlehrer in die Arme. Wer einmal zugeschaut hat, wie z. B. der berühmte Tierlehrer Martin Lacey (Circus Krone) seine Löwen ausbildet, der wird nicht mehr daran zweifeln, dass der Lernprozess in der Manege den Tieren Freude bereitet und ihnen in jeder Hinsicht gut tut.
Die Verwendung von großen Freigehegen gehört mittlerweile in allen deutschen Circussen zum Standard. Es ist heute auch eine Selbstverständlichkeit, dass man die Gehege mit einer artgerechten Strukturierung ausstattet. So leben Circus-Elefanten in großzügigen Paddocks, die mit Sandbädern, Scheuerbäumen und frischem Laubschnitt angereichert werden.
Circustiere zeigen bei guter Haltung keine Verhaltensweisen, die auf Unwohlsein, Stress oder Angst hinweisen. Dagegen findet man zahlreiche Anzeichen des Wohlbefindens. Auch den Transport von Stadt zu Stadt nehmen die Circustiere ohne jedes Anzeichen von Unbehagen auf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Tiere von klein auf an die Transporte gewöhnt sind. Ein Circus-Elefant steigt so selbstverständlich in seinen Transportwagen ein wie ein Hund in das Auto seines Herrchens. Eine kürzlich durchgeführte Studie des Freiburger Verhaltensforschers Dr. Immanuel Birmelin bestätigt eindrucksvoll diese Beobachtung. Birmelin untersuchte die Konzentration des Stresshormons Cortisol im Speichel von Circustieren und fand dabei heraus, dass Löwen und Elefanten durch die Transporte offensichtlich nicht gestresst werden. Schließlich muss man noch Folgendes bedenken: Die Circusunternehmen sind aus Kostengründen bestrebt, ihre Tourneen so zu planen, dass die Gastspielstädte nicht zu weit auseinander liegen. Deshalb dauern die Tiertransporte in der Regel nicht länger als zwei Stunden. Die Bewegungsfreiheit der Tiere wird also durch die Transporte bei weitem nicht so stark eingeschränkt, wie die Tierrechtler behaupten.
Circustiere werden bei guter Pflege sehr alt. So erreichen z. B. die Löwen des Circus Krone regelmäßig ein Alter von mehr als 20 Jahren. Frei lebende Löwen sterben im Durchschnitt deutlich früher. Bei Asiatischen Elefanten liegen ähnliche Verhältnisse vor. Während sie im Circus ca. 41 Jahre alt werden, liegt ihre Lebenserwartung in der Wildnis (nach einer in Sri Lanka durchgeführten Untersuchung) bei nur 31 bis 35 Jahren (Durchschnittswerte).
Die (Wild-)Tierhaltung in den führenden deutschen Circusunternehmen bewegt sich heute auf dem gleichen Niveau wie in einem gut geführten zoologischen Garten. Zudem wird die Circustierhaltung durch das Tierschutzgesetz und die Circus-Leitlinien auf vorbildliche Weise geregelt. Vor diesem Hintergrund sind kommunale Wildtierverbote als sinnlose und überflüssige Sonderwege zu beurteilen. Das Aktionsbündnis fordert deshalb die Kommunen mit Nachdruck dazu auf, Gastspiele von traditionellen Circussen mit Wildtieren auch weiterhin zu genehmigen.
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