Erstes Interview mit dem Iran-Reporter Marcus Hellwig nach seiner Freilassung
Berlin (ots)
Folter, Tageslichtentzug, Angst. Der Reporter Marcus Hellwig und der Fotograf Jens Koch saßen 132 Tage im Iran im Gefängnis. Jetzt berichtet Marcus Hellwig zum ersten Mal seit seiner Freilassung im Februar 2011 über die Monate im Iran. In einem Interview auf www.20zwoelf.de, dem neuen Pressefreiheits-Portal der Axel Springer Akademie, erzählt Hellwig, wie er die Zeit der Inhaftierung erlebte. "Am meisten quälten mich die Angst und die Ungewissheit. Die ersten zehn Tage dachte ich, dass ich da vielleicht nie wieder rauskomme. Und dann diese Fragen, die immer wieder auftauchten: Was passiert als nächstes? Wann geht die Zellentür auf? Wo geht es dann hin, was machen die mit dir?"
Als er vom Schicksal der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani erfahren habe, da habe er sich "ein umfassendes Bild vor Ort machen" wollen, sagt Hellwig. Der Grund, warum er damals mit einem Touristenvisum eingereist sei, "war ganz einfach: Der Iran vergibt Journalistenvisa nur äußerst begrenzt. Damit versucht das Land eine unabhängige Berichterstattung zu verhindern. Dazu zählt auch der Fall von Sakineh Ashtiani. Dennoch habe ich in meinem Visumsantrag nicht verschwiegen, dass ich Journalist bin und bei der Bild am Sonntag arbeite", so Hellwig zu "20zwoelf".
Auf der Website www.20zwoelf.de, gehen junge Journalisten der Frage nach, wie es um die Pressefreiheit in Deutschland im Jahr 2012 bestellt ist. In Porträts, Interviews und Videos beleuchten sie zahlreiche Aspekte zum Thema und recherchieren Fälle kritischer Einflussnahme auf eine freie Berichterstattung. Am 4. Januar 2012 startet die Seite und ein dazu gehöriges Blog.
Hellwig, 46, arbeitet inzwischen wieder als Reporter bei der "Bild am Sonntag", nachdem er nach seiner Freilassung eineinhalb Monate krank geschrieben war. Im Interview mit "20zwoelf" antwortet er auf die Frage, ob er dieses Risiko nochmals eingehen würde: "Wenn wir in unserem Beruf kein Risiko eingehen, werden wir unserer Verantwortung nicht gerecht."
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