Hausaufgabenstress war gestern
Mit praxiserprobten Tipps zu mehr Selbstdisziplin beim häuslichen Lernen
Kirchberg/Jagst (ots)
Es geht wieder los: Deutschlands Schüler starten in das neue Schuljahr - und ganze Familien steuern auf neue Hausaufgaben- und Lernkonflikte zu. Nicht selten kommen Hausaufgaben schon fast einem "Hausfriedensbruch" gleich. Was aber tun, wenn es mit Hausaufgaben und häuslichem Lernen nicht klappt? "Hin zu mehr Selbstdisziplin" lautet das Credo der Lernpraxis-Expertin Dr. Eva Borchers.
Die Leiterin des Internats Schloss-Schule in Kirchberg kennt beide Seiten: die schulische Lernsituation und das häusliche Arbeiten mit den Kindern in der schulfreien Zeit. "Selbstbewusstsein hat das Gros der Schüler, die Mehrheit ist stark. Sie wurden so erzogen, sich nicht alles gefallen zu lassen", schildert Borchers. Schüler bzw. deren Eltern sollten verstärkt an der Selbstdisziplin beim Lernen und nicht so sehr am Selbstbewusstsein ihrer Sprösslinge arbeiten, rät die erfahrene Lehrerin und bestätigt damit auch aktuelle psychologische Erkenntnisse.
Angeraten sei das Erlernen eines strukturierten, zielorientierten Arbeitens. "Unser Hausrezept lautet Struktur und feste Arbeitszeiten", so die Leiterin des Internats. Heißt, Hausaufgaben sollten als Ritual etabliert werden, das für und mit dem Schüler zu bestimmten Tageszeiten festgelegt wird. Ist aufgrund eines vollen Terminkalenders eine immer gleiche Lernzeit nicht möglich, könne alternativ ein Wochenplan erstellt werden.
Absolutes Muss für mehr Lernstruktur sei zudem ein fester und ruhiger Arbeitsplatz - egal ob Küchentisch oder Schreibtisch, betont Borchers. "Hauptsache, die Kinder lernen nicht auf dem Bett." Denn die Vermischung von Erholungs- und Arbeitsplatz senke die Konzentration. Und: Die Gewöhnung an einen festen Arbeitsplatz erleichtere den Arbeitseinstieg. Eben diese Hürde, der Wille zur tatsächlichen Leistungsbereitschaft, ist laut Borchers oft erst noch zu überwinden. Es genüge eben nicht nur, sich hinzusetzen. Es müsse auch die Bereitschaft bestehen, sich anzustrengen. Um den Willen zur Leistungserbringung zu stärken, ist ein Belohnungssystem nach dem Muster "wenn du dies schaffst, bekommst du jenes" nach Erfahrung der Internatsleiterin allerdings wenig wirksam. "Die meisten Schüler haben ohnehin fast alles." Zielführender sei die Ermutigung zur Anstrengung. "Dann werden sich Erfolgserlebnisse einstellen, die den Schülern das gute Gefühl geben, aus eigener Anstrengung etwas erreicht zu haben."
Fällt das Loslegen dennoch schwer, mache eine kurze Hausaufgaben-Organisation Sinn: "Mit leichtem Stoff anfangen, Schriftliches mit Mündlichem abwechseln, Ähnlichkeiten wie Französisch nach Englisch vermeiden und nicht vergessen: Pausen einplanen", fasst Borchers zusammen. Auch Konzentrationsübungen könnten - speziell bei jüngeren Schülern - den Hausaufgaben-Beginn vereinfachen. "Geeignet sind Mini-Denkaufgaben oder auch körperliche Übungen wie eine liegende Acht am Boden formen", konkretisiert die Expertin.
Bemerkenswert, so Borchers, ist zudem, dass die Beaufsichtigung der Kinder beim Lernen offenbar eine größere Rolle spielt als bislang angenommen, was auch Studien bestätigen. Demnach entwickelten Kinder, die beim Lernen von mehreren Augen beobachtet werden, auch ein Mehr an Selbstdisziplin. "Das kann die Leistungsfähigkeit der Schüler durchaus steigern. Es geht meines Erachtens vor allem darum, dass die Kinder sich nicht nur beobachtet, sondern beachtet fühlen."
Am Internat Schloss-Schule in Kirchberg würden die Schüler daher in den nachmittäglichen Arbeitsstunden nicht nur von Lehrern fachlich betreut, sondern ferner von Erziehern, die, falls gefordert, weiteres Augenmerk schenkten. Angesichts einer zunehmenden Berufstätigkeit von oft beiden Elternteilen könne ein Internat das Mehraugen-Prinzip deshalb optimal umsetzen.
Schloss-Schule Kirchberg
Die 1914 gegründete Schloss-Schule Kirchberg zählt zu den bekanntesten Internatsgymnasien in Deutschland. Als weltanschaulich ungebundene Privatschule bietet sie rund 200 Orts- und 100 Internatsschülern optimale Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten.
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Jürgen Scharch
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