Save the Children Deutschland e.V.
Weiter schwerer Wassermangel nach Staudamm-Zerstörung in der Ukraine
Berlin/Kyjiw (ots)
Die Zerstörung des Kachowka-Staudammes in der Ukraine hat weiterhin schwere Folgen für die Wasserversorgung in der Region: Mehr als eine Million Menschen sind von schwerem Wassermangel betroffen, darunter hunderttausende Kinder. Zudem trocknen Anbauflächen aus, was massive Ernteausfälle und einen Anstieg der Lebensmittelpreise nach sich ziehen wird.
Nach Angaben des ukrainischen Umweltministeriums sind aktuell rund 1,25 Millionen Menschen - darunter nach Berechnungen von Save the Children etwa 310.000 Kinder - in den Regionen Dnipro, Saporischschja, Mykolajiw und Cherson ohne stabile Wasserversorgung. Etwa 700.000 Menschen brauchen Hilfe, um sauberes Trinkwasser zu erhalten. Am stärksten betroffen ist die südliche Region Dnipro. Der Wasserstand des gleichnamigen Flusses ist um 70 Prozent gesunken, wodurch die Pumpstationen außer Betrieb gesetzt wurden und die anliegenden Gemeinden keine Wasserquelle mehr haben. Hier wird das Trinkwasser ausschließlich von Hilfsorganisationen bereitgestellt.
"Die Zerstörung des Damms hat eine vielschichtige humanitäre Krise ausgelöst, deren langfristige Auswirkungen erst jetzt sichtbar werden", sagt Sonia Khush, Länderdirektorin von Save the Children in der Ukraine. "Ich habe die Südukraine besucht und gesehen, welche Auswirkungen die Überschwemmungen auf Kinder haben. Die Häuser von Familien, die schon 17 Monate lang unter Beschuss standen, sind nun durch das Hochwasser schwer beschädigt oder zerstört. Tausende von Familien brauchen Hilfe bei der Reparatur ihrer Häuser oder bei der Suche nach einer neuen Bleibe. Hunderttausende von Menschen haben kein Trinkwasser und Millionen von Menschen werden wegen der Ernteausfälle von steigenden Lebensmittelpreisen betroffen sein."
Seit der Explosion des Kachowka-Damms hat Save the Children 225 Tonnen Trinkwasser an die betroffenen Gemeinden in den Regionen Cherson, Mykolajiw und Dnipro geliefert. Außerdem verteilte die Kinderrechtsorganisation mehr als 12.000 Hygienesets und rund 1,5 Millionen Dollar an Bargeldhilfe an Familien, die von den Überschwemmungen und der Wasserknappheit betroffen sind.
Stanislav*, 57, und seine Frau Oksana* leben mit ihren fünf Adoptivkindern in einem Dorf im südlichen Dnipro. Das von Freiwilligen verteilte Wasser in Flaschen reicht der siebenköpfigen Familie nicht zum Trinken und Kochen, so dass sie auf Flusswasser zurückgreifen muss, das sie bisher nur für die Gartenarbeit und das Vieh nutzte. "Wir haben einen Brunnen, der das Wasser aus dem Fluss bezieht. Natürlich ist es nicht zum Trinken geeignet, aber wir müssen es manchmal trinken. Wir gehen auch in die Nachbarorte, um Wasser und andere Hilfsgüter zu holen", sagt Stanislav*.
Der riesige Kachowka-Stausee, einer der größten in Europa, war mit seinen 18 Kubikkilometern die zentrale Wasserquelle für viele Städte, Dörfer und landwirtschaftliche Flächen im Süden der Ukraine. Die Zerstörung des Dammes am 6. Juni hatte in 80 Städten und Dörfern entlang des Flusses Dnipro schwere Überschwemmungen ausgelöst und tausende Menschen aus ihren Häusern vertrieben. In der Region Cherson wird etwa zwölf Prozent des gesamten in der Ukraine angebauten Gemüses produziert, hier sind jetzt nahezu alle Anbauflächen ausgetrocknet. Auch in den Regionen Saporischschja und Dnipro werden große landwirtschaftliche Flächen nicht mehr bewässert.
* Namen zum Schutz geändert.
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Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.
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