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Kaum Aussicht auf Asyl für unbegleitete Kinder in Griechenland

Berlin/Athen (ots)

Unbegleitete minderjährige Geflüchtete haben in Griechenland nur wenig Aussicht auf Asyl. Nach einem neuen Bericht von Save the Children und dem Griechischen Flüchtlingsrat haben weniger als ein Drittel der Asylanträge von Kindern und Jugendlichen Erfolg. Die übrigen minderjährigen Antragsteller*innen bleiben ohne Perspektive zurück. Ohne gültige Papiere sind sie zudem hohen Risiken von Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt.

Laut dem Report "Without Papers, There is No Life" wurden in Griechenland im Jahr 2022 nur 981 von 3175 Asylanträgen von unbegleiteten Kindern bewilligt. Die übrigen Anträge wurden entweder abgelehnt oder befinden sich in einem langwierigen Asylverfahren. Diese Zahlen lassen darauf schließen, dass vielen unbegleiteten Kindern das Recht auf Schutz verweigert wird und sie ohne die für ihren legalen Verbleib im Land erforderlichen Dokumente zurückgelassen werden.

Der Bericht basiert auf einer Analyse des griechischen Asylsystems sowie ausführlichen Interviews mit zwölf unbegleiteten Kindern und Jugendlichen. Er beschreibt die juristischen Hindernisse, die Kinder bei der Erlangung von Dokumenten erfahren und die Auswirkungen dieser Schwierigkeiten auf ihr Leben. Eines dieser Kinder ist der 14-jährige Mahir* aus dem Irak, der derzeit im Geflüchtetenlager Alexandreia in Griechenland lebt. "Es war wie im Gefängnis, als ich keine Papiere hatte und darauf wartete, registriert zu werden", berichtet er. "Ich konnte das Lager nicht verlassen, um auf den Markt zu gehen oder zu sehen, wo wir sind."

Unbegleitete Kinder ohne gültige Papiere, deren Asylantrag abgelehnt wurde, können aus humanitären Gründen das Recht auf Aufenthalt in Griechenland beantragen. Jedoch führen eine Vielzahl rechtlicher Hürden, darunter unrealistische Anforderungen und der Mangel an kostenlosem, altersgerechtem Rechtsbeistand dazu, dass Hunderte von ihnen inoffiziell in Griechenland leben.

"Für die Kinder ist das Scheitern ihres Asylantrags nicht nur eine Formalie. Es bedeutet, dass diese jungen Menschen in Unsicherheit und Angst leben, dass sie der Gefahr von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt sind - und dass sie keine Perspektive haben. Unbegleitete Kinder sind darauf angewiesen, dass der griechische Rechtsrahmen ihnen Schutz und Sicherheit bietet. Die Regierung muss sicherstellen, dass alle diese Kinder eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten", fordert Daniel Gorevan, Senior Advocacy Advisor bei Save the Children.

Die Situation in Griechenland entspricht nicht der in vielen Staaten der EU, wo fast die Hälfte der Mitgliedstaaten unbegleiteten Kindern eine Aufenthaltserlaubnis erteilt, die ihrem Kindeswohl dient. In Deutschland zum Beispiel lag die Schutzquote von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten aus den zehn Haupt-Herkunftsländern im Jahr 2022 bei 91,7 Prozent. Jedoch erschweren bürokratische Hürden einigen geflüchteten Kindern und Jugendlichen in Deutschland die Aussichten auf eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz. Diese Hürden müssen abgebaut werden, um Geflüchteten Zukunftsperspektiven zu geben, fordert Save the Children.

"Die Alarmzeichen stehen auf Rot, doch Europa und Deutschland schweigen und lassen unbegleitete Kinder in dieser unwürdigen Situation im Stich", sagt Marvin Mc Neil, Advocacy Manager für Flucht und Migration bei Save the Children Deutschland. "Diese Kinder beschreiben Unterkünfte wie die in Griechenland zu Recht als Gefängnis - das muss uns großen Anlass zur Sorge geben. Die Bundesregierung muss endlich politisch handeln, um Kinder in dieser Zwangslage im Rahmen eines fairen Verteilungsmechanismus in Deutschland aufzunehmen."

Kinder ohne Papiere leben in Griechenland in einer prekären Situation. Viele trauen sich nicht, ihre Unterkunft zu verlassen, weil sie ins Visier der Behörden geraten könnten, während unbegleitete Kinder, die als Erwachsene registriert sind, besonderen Risiken ausgesetzt sind, wie der Inhaftierung oder Abschiebung. Die Situation wird dadurch verschärft, dass nach griechischem Recht Asylbewerber*innen, die durch ein "sicheres Drittland" gereist sind, dorthin zurückgeschickt werden können und sich viele Kinder daher gezwungen fühlen, ihre gefährliche Reise in andere EU-Länder fortzusetzen. Da sie keine Papiere haben, sind viele von ihnen Risiken wie Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung durch Menschenschmuggler ausgesetzt.

"Ich war noch nie außerhalb des Lagers", erzählt der nicht registrierte 17-jährige Hakim* aus Afghanistan. "Ich habe Angst, dass die Polizei nach meinen Papieren fragt, wenn ich das Lager verlasse und mich zurück in die Türkei und dann nach Afghanistan abschiebt. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Selbstmord zu begehen."

* Name zum Schutz geändert

Hinweise für die Redaktion:

  • Hier ist der Link zum Bericht "Without Papers, There is No Life".
  • Der Griechische Flüchtlingsrat (GCR) ist die älteste Nichtregierungsorganisation für Flüchtlingsrechte im Land. Er bietet Geflüchteten rechtliche und psychosoziale Unterstützung sowie Dolmetscherdienste und Bildungsangebote.
  • Save the Children arbeitet mit Schutzsuchenden innerhalb und außerhalb Europas, um gefährdete Kinder mit den größten Bedürfnissen zu unterstützen. Weltweit sind wir in rund 120 Ländern tätig, darunter viele Herkunfts- und Transitländer.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 120
Mail: susanne.sawadogo@savethechildren.de

Marie-Sophie Schwarzer
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