Save the Children Deutschland e.V.
Afghanistan: In den Camps an der Grenze zu Pakistan breiten sich Krankheiten aus
vor allem Kinder sind betroffen
Berlin/Kabul (ots)
Unter den Hunderttausenden Geflüchteten, die in den vergangenen Wochen aus Pakistan nach Afghanistan zurückkehren mussten und nun hinter der Grenze ausharren, breiten sich ansteckende, teils lebensbedrohliche Krankheiten aus. Besonders gefährdet sind Kinder, so die Kinderrechtsorganisation Save the Children, die in der Grenzregion Gesundheitseinrichtungen betreibt.
Im vergangenen Monat wurden dort mehr als 3.000 Fälle akuter Atemwegsinfektionen und rund 1.200 Fälle von Durchfallerkrankungen bei Kindern registriert. Familien haben in den Camps nur begrenzten oder keinen Zugang zu sauberem Wasser zum Trinken und Waschen. Es gibt so gut wie keine Toiletten. Gründe für die schweren Atemwegsinfektionen sind den Ärzt*innen von Save the Children zufolge die schlecht belüfteten und überfüllten Unterkünfte, das extrem kalte Wetter, aber auch Staubstürme.
Nachdem die pakistanische Regierung Anfang Oktober angekündigt hatte, alle ausländische Staatsbürger*innen ohne Papiere ab dem 1. November auszuweisen, sind bisher mehr als 335.000 Menschen aus Pakistan nach Afghanistan zurückgekehrt, davon knapp 187.000 allein im November. Insgesamt betrifft die Ausreiseanordnung rund 1,7 Millionen Afghan*innen, die teils seit Jahren in Pakistan gelebt haben und in Afghanistan vor dem Nichts stehen. Rund 80 Prozent der Rückkehrenden sind Frauen und Kinder.
"Den Kindern hier geht es nicht gut", sagt die Ärztin Dr. Fahima*, die mit Save the Children zusammenarbeitet. "Die meisten haben Bauchschmerzen. Weil es kein sauberes Wasser und keine Hygieneeinrichtungen gibt, können sie sich nicht richtig die Hände waschen. Es gibt auch keine sauberen Toiletten. Auch regelmäßige, nahrhafte Mahlzeiten fehlen den Kindern. Und wenn sie länger hier bleiben müssen und der Winter kommt, werden die Gesundheitsrisiken noch zunehmen. Nachts wird es sehr kalt, und die Kinder schlafen nur in Zelten."
Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland, war Ende Oktober selbst am Grenzübergang Torkham. Bereits im letzten Monat zeichnete sich der Ernst der Lage ab. "Die Familien, die ich gesehen und mit denen ich gesprochen habe, waren meist völlig mittellos, viele Kinder waren krank oder mangelernährt", berichtet er. "Die meisten wussten nicht, wohin sie gehen sollten, und werden den Winter in den Camps verbringen müssen. Sie brauchen dringend warme Kleidung, Essen, sauberes Wasser und medizinische Versorgung. Und sollten weitere Rückkehrende in großer Zahl kommen, braucht Afghanistan - ein Land, das ohnehin bereits eine der schlimmsten humanitären Krisen seiner Geschichte erlebt - mehr denn je die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft."
Ein Gesundheitsteam von Save the Children versorgt die Rückkehrenden und hat außerdem rund 20 Trinkwasserstationen sowie Toiletten aufgestellt. Darüber hinaus richtet die Kinderrechtsorganisation Schutz- und Spielräume als sichere Ort für die Kinder inmitten in dieser Ausnahmesituation ein.
Save the Children ist seit 1976 in Afghanistan tätig. Seit die Taliban im August 2021 die Kontrolle wiedererlangt haben, hat die Kinderrechtsorganisation ihre Hilfe aufgestockt, um die wachsende Zahl bedürftiger Kinder in Gebieten zu unterstützen, die zuvor nicht zugänglich waren. Sie betreibt unter anderem Programme in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bildung sowie Kinderschutz in neun afghanischen Provinzen und arbeitet mit Partnern in weiteren sieben Provinzen zusammen.
* Name zum Schutz geändert
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.
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